In Mayrhofen/Tirol ist seit Dezember 2015 die neue Penkenbahn in Betrieb, eine von Doppelmayr gebaute 3S-Bahn. Sie ist Teil eines modernen, ganzheitlichen Verkehrskonzepts, mit dem Mayrhofen eine neue Ära der Mobilität einläutet – am Berg wie im Tal. Die neue Bahn, eine Ganzjahresanlage, ersetzt die alte Penkenbahn, eine Zweiseil-Umlaufbahn, und stellt mit ihrer Winkelstütze eine Weltneuheit in der 3S-Technologie dar.
Bewährte Technologie und Partnerschaft
Die Entscheidung für Doppelmayr fiel aus mehreren Gründen: Ein überzeugender Punkt war die große technologische Erfahrung im 3S-Bereich. Neben der innovativen Winkelstütze kommt bei der Penkenbahn auch das bewährte Doppelmayr-Räumungskonzept zum Einsatz. Dieses stellt sicher, dass im Bergefall alle Kabinen in die Station gebracht werden können – eine Bergebahn ist damit nicht mehr nötig. Das Einstiegs-Konzept „Easy Boarding“, das nach einer Idee der Serfauser Bergbahnen dort erstmals zum Einsatz kam, wurde mit Skidata und den Mayrhofner Bergbahnen weiterentwickelt und bietet den Gästen nun mit speziellen Gates einen komfortablen und stressfreien Kabineneinstieg. Bei der Umsetzung spielte die Sicherheit, gerade der kleinen Gäste, eine große Rolle: Skischulen haben einen eigenen Zugang und Einstiegsbereich – ein wichtiges Argument bei der Beförderung von Kindern.
Die Mayrhofner Bergbahnen und Doppelmayr arbeiten bereits seit Jahrzehnten vertrauensvoll zusammen. Gemeinsam setzten sie unter anderem die Ahornbahn mit der größten Kabine Österreichs oder die Kombibahn Penken um, mit 3.900 P/h die leistungsstärkste Kombibahn der Welt.
Auch in den Stationen war Maßarbeit angesagt: Damit das gut zugängliche Erdgeschoss der Bergstation ausschließlich den Gästen vorbehalten bleibt, bringt ein Vertikalförderer die geräumigen Kabinen zur Garagierung ins erste Obergeschoss. Während der knapp achtminütigen Fahrt mit der äußerst windstabilen 3S-Bahn auf den Penken genießen die Fahrgäste höchsten Komfort: Die Kabinen im Mayrhofen-Design haben bequem gepolsterte Sitze und sind zudem mit WLAN ausgestattet.
Weltneuheit 3S-Winkelstütze
Vergangenes Jahr standen die Bergbahnen Mayrhofen vor der Herausforderung, die alte Zweiseil-Umlaufbahn zu ersetzen und dabei deren Streckenverlauf unverändert zu lassen. Die Besonderheit der alten Penkenbahn war ihre Winkelstütze, für die die Seilbahningenieure von Doppelmayr nun eine Spezialkonstruktion für die 3S-Bahn entwickeln mussten. Doppelmayr nahm diese Herausforderung an und schaffte es, die für die Kurvenfahrt an der Winkelstütze erforderliche Konstruktion, insbesondere die Elemente der Seilführung, zu konzipieren.
Als Grundlagenforschung für die neue Kurvenlösung für Mayrhofen stellten die Seilbahnfachleute im Vorfeld umfassende Berechnungen und Studien an. Doppelmayr arbeitet in der Entwicklung mit modernster Engineering-Software. „Um die Überfahrt der 3S-Penken über die Kurven-Tragseilschuhe und die spezielle Zugseilführung überhaupt richtig simulieren zu können, haben wir das Simulationsprogramm spezifisch weiterentwickelt und mit individuellen Programmierungen ergänzt“, schildert Peter Luger, 3S-Systemverantwortlicher bei Doppelmayr. Die Fachleute in Wolfurt errichteten eine eigene Testkurve, wo sie Material und Funktionen eingehend prüfen und zur technologischen Reife bringen konnten.
Schließlich überwindet die Konstruktion einen Achsenwinkel von 6,5°. Die intensive Testphase dauerte insgesamt drei Monate. Im laufenden Betrieb waren dann keine weiteren Verbesserungen nötig.
Optimiertes 3S-Laufwerk meistert Kurve spielend
Damit das 3S-Laufwerk der Penkenbahn die komplexe Aufgabe mit Kurvenfahrt optimal bewerkstelligt, wurde es einem kompletten Reengineering unterzogen. „Wir haben auch das 3S-Laufwerk für Mayrhofen an die neue Seilführung angepasst, damit es der Kurvenfahrt gewachsen ist“, erklärt Peter Luger. Ebenso musste Doppelmayr die Seilrollen vor übermäßigem Verschleiß schützen, da im Vergleich zu vorher aufgrund der neuen Seilführung und des Kurvenwinkels wesentlich stärkere Kräfte auf das gesamte Material wirken. Auch die Mechanik stellte die Entwickler von Doppelmayr vor neue Herausforderungen. Eine neue Seilrolle wurde entwickelt. Ebenso neu ist die von der Doppelmayr-Elektrotechnik entwickelte Sicherheitsüberwachung für die Seilführung auf der Kurvenstütze. Die zentrale Visualisierung erfolgt in den Stationen.
Fahrkomfort setzt neue Standards
Um einen maximalen Komfort für die Fahrgäste der 3S-Penkenbahn zu erreichen, hat Doppelmayr lange Seilschuhe ausgeführt (ca. 50 m lang). Dass die Bahn eine Kurve macht, ist damit fast nur aufgrund der geänderten Perspektive erkennbar. Die Stützenüberfahrt ist sehr ruhig und angenehm. „Die 3S-Kurvenstütze für Mayrhofen unterstreicht auf ein Neues unser Innovationspotenzial bei 3S-Bahnen. Bezüglich Fahrkomfort, Attraktivität und Sicherheit konnten wir die hohen Erwartungen des Auftraggebers sogar übertreffen“, ergänzt Peter Luger zufrieden.