Klenkhart & Partner haben zweifelsohne WM-Erfahrung: Bereits für die FIS Alpine Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen wurde von den Tirolern die gesamte Infrastruktur rund um die Bergbahnen, die Pisten und die Beschneiungsanlagen erneuert und WM-tauglich gemacht. Dieses Know-how hat sich auch die St. Moritz Engadin Mountains AG zunutze gemacht. Anlässlich der im Februar stattfindenden FIS Alpinen Ski-WM 2017 hat St. Moritz kräftig aufgerüstet. So wurden einerseits die vorhandenen Rennstrecken technisch adaptiert, andererseits bildet die Errichtung des größten Naturspeichersees der Schweiz mit 400.000 m³ Fassungsvermögen das absolute Herzstück. Dadurch konnten die Effizienz und damit auch die Ökobilanz der technischen Beschneiung wesentlich verbessert werden.
Naturnahe Gestaltung des Speichersees
Mit der Errichtung des Naturspeichersees wurden in der Schweiz neue Maßstäbe in der landschaftsschonenden Umsetzung und dem Umgang mit der Vegetation gesetzt. Der Natursee Lej Alv blieb vom Bau komplett unbeeinflusst und mit dessen Zubringer aus dem Val Schlattain soll künftig auch der neue Speichersee im Frühjahr mit Schmelzwasser natürlich gefüllt werden. Der neue Naturspeichersee wurde mittels eines Erdschüttdamms realisiert. Die Rekultivierung erfolgte Zug um Zug mit der eigenen Vegetation. Die vorher sorgfältig abgehobenen Rasensonden wurden an den fertigen Böschungen wieder angedeckt. Diese Bauweise ermöglichte eine schonende Ufergestaltung, die wesentlich zum Gesamteindruck eines natürlichen Sees beiträgt, der dann auch im Sommer als attraktives Ausflugsziel genutzt werden kann.
Eine Herausforderung war die Integration der neuen leistungsstarken Anlage in das bestehende Beschneiungssystem mit zahlreichen Pumpstationen und einem umfassenden Leitungsnetz. Zusätzlich wurden von der Engadin St. Moritz Mountains AG neue Feldleitungen mit mehr als 3 km Länge verlegt. Pistenchef Reto Bieri konnte zum Saisonstart bereits mit dem neuen, effizienten Schneikonzept punkten. Gerade der heurige Winterbeginn stellte fast alle Skigebietsbetreiber vor extrem hohe Herausforderungen. Die Investition hat den Praxistest bestens bestanden und damit den Start in die Weihnachtssaison 2016 gerettet.
Die Pistenadaptierungen im Detail
Die Attraktivität der Herren- und Damenpisten im Skigebiet Corviglia konnte um einiges gesteigert werden. Die Gelände-Korrekturen im Streckenabschnitt „Rominger-Sprung“ und „Reinalter“ dienen vor allem auch der Sicherheit und sorgen für effiziente Arbeiten bei der Pistenpräparierung. Zudem wurde der in die Jahre gekommene Skitunnel „Vereina“ durch einen größer dimensionierten und skitechnisch sicheren Tunnel ersetzt.
Ein neues Konzept erhielt auch der Damenstart: Großzügig erweitert, gemäß den hohen Qualitäts-, Sicherheits- und Komfortansprüchen für den Skirennsport designt, kommt dies sowohl den Athletinnen und dem Betreuerstab als auch dem Publikum zu Gute. Zum Projekt gehörten ebenso die Adaptierung der Startplattform und des Starthanges der Damen-Abfahrt. Bei der Modellierung der Startplattform und der Skitunnel wurde ökologisch gearbeitet, mit Rücksichtnahme auf die umliegenden Geländestrukturen. Die möglichst landschaftsschonende Bauweise zeigt sich auch in der naturnahen Rekultivierung. Der Querungsbereich zwischen Publikumspiste und Rennstrecke unterhalb des Startbereiches wurde neu konzipiert. Durch den Einbau eines rund 40 m langen und rund 5 m breiten Skitunnels entstand eine barrierefreie Linienführung. Auch im unteren Streckenverlauf der Damen-Rennstrecke, dem sogenannten „Lärchenweg“, wurde für den Publikumsskilauf auf eine neue, komfortable und sichere Pistenführung gesetzt. Zwei alte, enge und abgewinkelte Tunnel gehören jetzt der Vergangenheit an. Hier wurde auf rund 120 m Länge ein großzügiger Tunnel mit rund 7,5 m Breite realisiert. Die Planungsabstimmung und Bauausführung verlief in erfolgreicher Zusammenarbeit mit dem Bauamt der Gemeinde St. Moritz, dem Organisationskomitee FIS Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 sowie den bauausführenden Firmen, den Bauaufsichten und den Lieferanten. Klenkhart & Partner sorgte für die skitechnische Planung und das pistenbautechnische Controlling. Von den gelungenen Neuerungen konnten sich sowohl die Besucher als auch die Athleten bereits beim Alpinen Skiweltcup-Finale der Saison 2015/16 in St. Moritz überzeugen.
Auch die Verantwortlichen rund um die Nordischen Skiweltmeisterschaften 2019 in Seefeld in Tirol setzen auf das Know-how der Absamer. Es geht dabei um die neue Loipenplanung sowie um die Errichtung eines Speicherteiches, wobei das bestehende Leitungsnetz genutzt wird.
CM