St. Moritz liegt auf einer Seehöhe von 1.856 m im Bezirk Maloja des Schweizer Kantons Graubünden und ist einer der bekanntesten Ferienorte der Alpen. Trotz nur etwa 5.000 ständiger Einwohner hat St. Moritz den Charakter einer kosmopolitischen Alpenstadt – ein geradezu idealer Tagungsort, den die VTK da ausgewählt hat.
Als Seilbahntechniker mag man es bedauern, dass heuer technische Themen fast zur Gänze fehlten, aber der Trend geht weiter, dass sich Technische Leiter von Seilbahnen vermehrt mit rechtlichen und organisatorischen Problemen befassen müssen. „Besser werden durch Qualität“ kann man heute nicht nur durch neue, komfortable Bahnen, sondern durch Qualitätssicherung in allen anderen Bereichen wie z. B. durch bestens ausgebildetes Personal und durch Innovationsbereitschaft auf Gebieten, die nicht direkt mit dem Seilbahnbetrieb zu tun haben.
Referate Aufsichtsbehörden
Der Vormittag des ersten Tages war traditionsgemäß den Referaten der Behördenvertreter von IKSS (Interkantonales Konkordat für Seilbahnen und Skilifte) und BAV (Bundesamt für Verkehr) gewidmet.
Reto Canale, Direktor IKSS, blieb seinem Motto der vergangenen Jahre treu und fügte dem Tagungsthema „Besser werden durch Qualität“ noch seinen Grundsatz „Sicherheit und Wirtschaftlichkeit“ hinzu. Nach der Vorstellung des Organigramms des IKSS berichtete er über Unfälle und Ereignisse und konnte sich dabei über einen erfreulichen Rückgang auf diesem Gebiet freuen (Null Tote, 14 Verletzte). Er betonte abschließend die Wichtigkeit der Zusammenarbeit insbesondere mit dem BAV und bedankte sich bei allen Beteiligten für ihre Bereitschaft zur Kooperation.
Das BVA war diesmal mit zwei Referenten vertreten, dem neuen Direktor des BVA, Dr. Peter Füglistaler, und dem Leiter der Sicherheitsüberwachung, Gery Balmer.
Dr. Peter Füglistaler ist erst seit 1. Juni 2010 beim BAV und nahm daher die Gelegenheit wahr, sich bei den Tagungsteilnehmern einzuführen, bevor er seine Vorstellung von der „Rolle des BAV“ präsentierte. Ausgehend vom behördlichen Auftrag der Gesetzesumsetzung konzentriert sich das BAV auf seine Rolle als Sicherheitsaufsichtsbehörde. Das heißt, dass das BAV nicht für die operative Sicherheit verantwortlich ist, sondern prüft, ob die Seilbahnunternehmen ihre Verantwortung wahrnehmen, z.B. in den Bereichen Organisation, Kenntnis der Anlagen (Zustand, Instandhaltung, Dokumentation) sowie Aus- und Weiterbildung des Personals. Dies erfolgt durch risikoorientierte Stichproben, Vorschreibung erforderlicher Maßnahmen und letztendlich Erteilung oder Entzug der Betriebsbewilligung. Die Kontrollen des BAV befreien die Unternehmen in keiner Art und Weise von ihren eigenen Führungs- und Kontrollpflichten.
Gery Balmer führte im Detail aus, was Peter Füglistaler generalisierend dargestellt hatte. Auch er betonte, dass es nicht Aufgabe des BAV sei, technische Zustandsbeurteilungen oder Inspektionen der Anlagen vorzunehmen, sondern im Rahmen von Audits und Betriebskontrollen zu überprüfen, ob die Seilbahnunternehmen ihre Eigenverantwortung wahrnehmen. Den Umfang dieser BAV-Tätigkeit bezifferte er für das Jahr 2010 mit ca. 20 Audits und etwa 100 Betriebskontrollen bei Seilbahnen. Gery Balmer setzte mit praktischen Erkenntnissen aus der Überwachungstätigkeit fort und gab dann die Anlagen- und Unfallstatistik des Jahres 2009 bekannt. Das BAV blickt hinsichtlich der Unfallstatistik mit Null Toten und 16 Verletzen (davon nur vier schwer) wie das IKSS auf ein sehr erfreuliches Jahr zurück.
Auf weitere Referate der 51. VTK 2010 werden wir in der nächsten ISR-Ausgabe zurückkommen.
Josef Nejez