Wenn der Schnee schmilzt, dann kommt die Vegetation der Skipiste wieder zum Vorschein. Mit der Schneeschmelze lässt sich auch erkennen, kartieren und ablesen, wie schonend das Pistenmanagement mit Beschneiung und der Präparation im vergangenen Winter waren.
Aber nicht nur für die kritische Überprüfung der Pistenpräparation im Winter, sondern darüber hinaus gibt die Pflanzendecke auch Auskunft über das Umweltmanagement auf den Pisten:
- Sie ist ein wichtiger Indikator für die Stabilität der Piste, den oberflächigen Wasserabfluss und die Erosion.
- Sie spiegelt die Nutzungsintensität und die Art der Nutzungen auf der Piste (z. B. Beweidung, Mahd, Begang durch Wanderer usw.)
- Über die Naturnähe der Vegetation lassen sich auch die Lebensraumqualität für die Tierwelt z. B. Vögel, Bodenfauna und Insekten ableiten.
Eine vollständige Erfassung der Vegetation im Skigebiet etwa alle fünf bis sieben Jahre ist ein wichtiges Hilfsmittel, um Problembereiche zu erkennen, Nutzungen und Pflegemaßnahmen zu überprüfen und Fragen der Umwelthaftung auszuschließen. Die Vegetationsaufnahmen geben auch Hinweise auf die Chancen zur Selbstheilung (zum Beispiel nach Baumaßnahmen) und Regeneration auf veränderten Standorten. Daher gehört eine Vegetationskartierung auch zu den festen Bestandteilen eines Umweltmanagementsystems nach ISO 14001 oder EMAS. Eine differenzierte Vegetationsaufnahme gehört auch zu den wichtigsten Grundlagenerhebungen bei einer geplanten ökologischen Aufwertung eines Skigebietes.
Wie viel Artenreichtum und Vielfalt auch auf Skipisten möglich ist, zeigten Skigebietsuntersuchungen in Deutschland im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt sowie Studien zur ökologischen Aufwertung in der Schweiz, Liechtenstein und Österreich. Sie alle zeigen, dass die Skipisten trotz der Belastung und Doppelnutzung in Sommer und Winter nicht pauschal mit artenarmen, stark veränderten „Sportstätten“ gleichgesetzt werden dürfen. Vielmehr ist dort ein kleinräumiger Wechsel von Pioniergesellschaften bis hin zu hochwertigen Bereichen anzutreffen, die sich vielfach auch durch das Vorkommen seltener beziehungsweise geschützter Arten auszeichnen. Die Vielfalt der Vegetation kann zudem zur touristischen Attraktivität beitragen.
Differenzierte Beschreibungen ermöglichen es, in der späteren Auswertung die Pflanzengemeinschaften einer Wertstufe für die Naturnähe zuzuordnen (1 = naturfern, 9 = naturnah). Ein Beispiel dafür zeigt der Planausschnitt des Skigebietes Schmittenhöhebahn in Zell am See. Dunkelgrüne Farben zeigen sehr wertvolle Vegetationseinheiten im Skigebiet, rote Flächen Bereiche mit Handlungsbedarf und geringer Naturnähe. Eine detailliert Aufnahme erlaubt auch die Prüfung, ob Umwelthaftungsfragen durch europarechtlich geschützte Arten und Lebensräume gegeben ist.
Aus der Vegetationskarte können weitere wichtige Hinweise herausgearbeitet werden, die auch in ökonomischer Hinsicht wichtig sein können:
Dies betrifft z. B. die Landnutzung; gibt es wenig Interesse der Landwirtschaft die Steillagen zu bewirtschaften, ist eine Extensivierung anzustreben, bei der das Mähgut abtransportiert wird und nicht mehr gedüngt wird. Dadurch wird langfristig die Grasmenge weniger und die Piste naturnäher und stabiler, die Gesamtpflegekosten reduzieren sich. Bei Kooperation mit Landnutzern, z. B. Schaf- oder Rinderbeweidung, kann eine Vegetationskartierung als Grundlage für eine Beweidungsabfolge und Vermeidung von Übernutzungen dienen, die der Piste schaden.
Touristiker haben das Werbepotential vielfältig blühender Skipisten ebenfalls erkannt und nutzen sie nicht nur als Hintergrundbild für die Bewerbung der Bergbahnen im Sommer, sondern auch als Basis für erlebnisreiche Wanderungen, Naturführungen zu den Bergwiesen und für Events, wie z. B. für einen Sensenmähwettbewerb.
Ulrike Pröbstl-Haider