Mit der Silvretta Montafon GmbH verbindet die Planungsexperten aus Bregenz seit vielen Jahren eine erfolgreiche Zusammenarbeit. So wurden z. B. gemeinsam die 8er-Sesselbahn „Sonnen Bahn“ (2009) oder 2012 der seilbahntechnische Zusammenschluss der Skigebiete „Montafoner Hochjoch“ und „Silvretta Nova“ zum Skigebiet „Silvretta Montafon“ (8er-Kabinenbahnen „Grasjoch Bahn“ und „Hochalpila Bahn“) realisiert. 2014 folgte die neue 8er-Kabinenbahn „Panorama Bahn“, die die Doppelsesselbahn „Kreuzjoch Bahn“ ersetzte. Mit der Umsetzung der neuen „Silvretta Bahn“ vertrauten die Verantwortlichen der Silvretta Montafon GmbH bereits zum fünften Mal auf das umfassende Know-how der Salzmann Ingenieure. Die ISR bat dazu Geschäftsführer Dipl.-Ing. Stephan Salzmann zum Interview.
ISR: Herr Salzmann, wie war die Ausgangssituation im Skigebiet Silvretta Montafon?
Stephan Salzmann: Zu den am stärksten frequentierten Bereichen des gesamten Skigebiets Silvretta Montafon zählt im Skigebietsteil Nova der Abschnitt zwischen der Bergstation „Valisera Bahn“ (6er-Kabinenbahn mit zwei Teilstrecken) und dem Tal des Vermielbachs. Auf diesem Gebiet konzentriert sich eine hohe Anzahl von Pisten, während wiederum andere Abfahrten zu wenig ausgelastet waren. Die Pistenführung und Anlagensituierung führte zu einem Auslastungsschwerpunkt im Bereich der 6er-Sesselbahn Madrisella und 3er-Sesselbahn Schwarzköpfle. Aus diesem Grund hat die Silvretta Montafon GmbH schon in den vergangenen Jahren damit begonnen, diesen Teil durch zusätzliche Skiabfahrten direkt ins Vermieltal zu entlasten. Man war sich darüber bewusst, dass durch diese Maßnahmen zukünftig vermehrt Skifahrer im Talboden des Vermieltals ankommen werden. Eine Rückbringung in Richtung Valisera Berg erfolgte u. a. mit der Doppelsesselbahn Garfrescha II, die weder von der Förderleistung noch vom Fahrkomfort und der Fahrzeit her den Ansprüchen des heutigen Gastes entsprach. Die Folge waren lange Wartezeiten. Deshalb entschied man sich, diese Anlage durch eine neue moderne, leistungsstarke Seilbahn zu ersetzen und durch Änderung der Pistenführungen eine neue Drehscheibe für das gesamte Skigebiet Silvretta Montafon zu schaffen.
ISR: Herr Salzmann, für welches Seilbahnsystem hat man sich schließlich entschieden?
Stephan Salzmann: Es ist letztendlich eine besonders leistungsstarke, kuppelbare 8er-Sesselbahn mit Wetterschutzhauben, Komfortsitzen, Sitzheizung und automatischer Schließbügelverriegelung mit Kindersicherung geworden. Sie weist eine Bahnlänge von über 2 km sowie einen Höhenunterschied von fast 700 m auf und ist mit einer Fahrgeschwindigkeit von 5,5 m/s aktuell die schnellste 8er-Sesselbahn Vorarlbergs. Mit ihr wird die Förderleistung von zuvor 1.440 P/h auf jetzt 3.200 P/h erhöht. Aber eigentlich ist dieses Projekt sozusagen „aus der Not“ entstanden. Wir haben diese Bahn ursprünglich schon 2010 projektiert. Damals wurde sie noch unter dem Namen „Alptobelbahn“ geführt, das war übrigens auch die Bezeichnung der jetzigen „Silvretta Bahn“. Der neue, aktuelle Name wurde ja von der Facebook Community des Skigebiets Silvretta Montafon ausgewählt. 2010 haben wir eine Vergleichsstudie zwischen einer Einseilumlaufbahn mit 10er-Kabinen und einer kuppelbaren 8er-Sesselbahn erstellt, und der Entschluss fiel auf die 10er-Kabinenbahn. Nachdem andere Projekte vorgezogen wurden, ging man 2014/15 mit dem geplanten Neubau der Valisera Bahn in die Umsetzung dieser Ursprungsplanung. Die neue Valisera Bahn wäre eine schwere Anlage mit 200 10er-Kabinen und einer Förderleistung von 4.200 P/h geworden. Die Streckenführung sah vom Tal bis hinauf zum Gipfel zwei Teilstrecken vor, wobei die vorgesehene Mittelstation die Talstation der jetzt realisierten 8er-Sesselbahn Silvretta Bahn gewesen wäre. Doch dieses Großprojekt ist am Widerstand von Grundbesitzern im Abschnitt Garfrescha gescheitet, denn dort hätte ein dazu gehöriges Hotelprojekt verwirklicht werden sollen. So entschloss sich die Silvretta Montafon GmbH letztendlich stattdessen vom Vermieltal aus eine besonders leistungsstarke Wiederholeranlage zu errichten, die die Doppelsesselbahn Garfrescha II ersetzen sollte.
ISR: Herr Salzmann, was waren hier aus planerischer Sicht die größten Herausforderungen?
Stephan Salzmann: Dass das Gelände mit seiner extremen Querneigung für die Errichtung einer Sesselbahn eigentlich nicht wirklich geeignet ist. Außerdem galt es die erforderlichen Bodenabstände bei Sesselbahnen einzuhalten. Dann kamen noch Überquerungen von Pisten, Pistenfahrzeug-Garagen, Terrassen etc. hinzu. Wir haben hier sehr viele Geländepunkte genauestens analysiert und uns mit der Stützenaufteilung lange gespielt, um das bestmögliche Resultat zu erzielen. Des Weiteren mussten wir die wirklich hohe Förderleistung der Sesselbahn berücksichtigen und den straffen Zeitplan einhalten, denn mit dem Bau wurde erst am 2. Juni 2016 begonnen, und die behördliche Inbetriebnahme erfolgte am 29. November 2016. Darüber hinaus war eine schlanke Kostenstruktur eine wesentliche Voraussetzung. Bei diesem anspruchsvollen Projekt kam uns unsere jahrzehntelange Erfahrung besonders zugute.
ISR: Herr Salzmann, welche Spezifika weisen die Tal- und Bergstation auf?
Stephan Salzmann: Die Talstation (1.464 m ü. M.) ist optimal am Tiefpunkt des Pistennetzes (= Zustieg Vermieltal) und damit im Bereich der Talstation der bisherigen Doppelsesselbahn Garfrescha II angesiedelt. Die Garagierung erfolgt in einem Kellerbahnhof, und wir haben darauf die Seilbahn gesetzt, um ein einheitliches Bodenniveau zu erzielen. Durch die neu errichtete, großzügige Betonbrücke (Breite: 17 m, Länge: 30 m), ist auf demselben Niveau eine skitechnische Verbindung entstanden. Wir haben damit im Vermieltal eine komplett neue Ebene geschaffen, die von allen Seiten des Skigebiets Silvretta Montafon zufahrbar ist und damit als neue, zentrale Drehscheibe fungieren wird. Die Bergstation (2.149 m ü. M.) ist nördlich der Bergstation der Sonnen Bahn situiert, von dort ist ein optimaler Anschluss an die west- und ostseitig gelegenen Pisten möglich. Damit werden diese schönen Abfahrten jetzt sicherlich viel mehr genutzt. Die Stationsbauten sind eine gelungene Kombination aus leistbarem Material (viel Sichtbeton) und anspruchsvoller Architektur. Hervorzuheben ist, dass die Silvretta Montafon GmbH für die Gestaltung der Diensträume eine Innenarchitektin beauftragt hat. Ein eigenes Farbkonzept, Echtholzwände, hochwertige Böden und ein spezielles Tischdesign sollen ein angenehmes Arbeiten ermöglichen und damit die Wertschätzung der Mitarbeiter dokumentieren. Abschließend ist zu sagen, dass die neue Silvretta Bahn ein Paradebeispiel dafür ist, wie eine wirtschaftlich interessante, top moderne Beschäftigungsanlage in einem Skigebiet aussehen kann. Die Investitionskosten belaufen sich auf 13,5 Mio. Euro.
ISR: Danke für das Gespräch!