Erstmals wird bei einer Pendelbahn in der Schweiz das Bergesystem der integrierten Bergung eingesetzt.Die Pendelbahn Grimselnollen-Hausenegg wurde im Jahr 1957 von der Firma Habegger, Thun erstellt. Seither ist die Bahn in Betrieb, ohne dass daran technische Erneuerungen vorgenommen worden sind. Die Pendelbahn erschließt das Wasserschloss eines Kraftwerkes der Oberhasli AG und wird zur Zeit als reine Werksbahn betrieben. Demnächst aber wird die Bahn fast ohne zusätzliche Eingriffe für den öffentlichen Verkehr zugelassen werden und wird dann auch dem Sommertourismus zur Verfügung stehen.Das Wasserschloss ist im Winter bei gesperrter Passstraße nur mit der Bahn erreichbar. Sie wird benötigt für regelmäßige Kontrollgänge, Störungsfälle und gelegentliche Unterhalts- und Erneuerungsarbeiten an den Kraftwerksanlagen. Die alte Bahn hatte im Winter große Mängel bei der Einfahrt in die Bergstation: Infolge starker Schneeverwehungen war die Einfahrt in die Bergstation sehr oft nicht möglich. Das Kraftwerkpersonal musste bei der obersten Stütze die Kabine verlassen und zu Fuß zur Bergstation gehen. Dies war sehr zeitaufwendig und mühsam, da der Zugang und die Station zuerst freigeschaufelt werden mussten. Materialtransporte waren dadurch sehr umständlich oder sogar unmöglich. Zudem haben sich mehrmals Seilentgleisungen ereignet, weil die Kabine auf Schneeverwehungen aufgefahren ist – zum Glück jeweils ohne Personenschaden.Mit der neuen Bahn werden die beschriebenen Mängel behoben: Die Einfahrt in die Bergstation wurde um ein Stockwerk erhöht. Anstelle der bisherigen drei Stützen wurde eine einzige 16 m hohe Stütze vorgesehen. Sie wurde so hoch ausgelegt, dass praktisch horizontal in die Bergstation eingefahren wird und die Schneeverwehungen somit überfahren werden.
Kompaktseilbahnsystem
Als Konsequenz aus den Anforderungen des neuen Schweizer Seilbahngesetzes hat die Inauen-Schätti AG 2007 mit der Entwicklung eines Kompaktseilbahnsystems für Pendelbahnen mit 8er- und 15er-Kabinen begonnen und dieses System seit 2008 bereits bei fünf Anlagen eingesetzt.
Auch beim Neubau der Pendelbahn Grimselnollen-Hausenegg wurden Komponenten dieses Kompaktseilbahnsystems verwendet, und zwar folgende zertifizierte Bauteile:
- Kompaktantrieb mit Hauptantrieb, Notantrieb, Antriebsscheibe, Betriebs- und Sicherheitsbremse,
- Umlenkscheiben-Einheiten mit Seilscheibenfangvorrichtungen,
- Stationsausrüstung mit Kabinenführung,
- Fahrzeug mit Laufwerk, Gehänge und 8er-Kabine vom Typ CWA-Omega IV PB,
- Normstütze mit Stützenschuhen und Stützenrollenbatterien.
Die Anlage wurde wie die alte Anlage wieder als einspurige Pendelbahn realisiert. Das Tragseil ist fix verankert, ebenso die Zugseilschleife, die in der Bergstation mittels einer Nachspannvorrichtung nachgespannt werden kann.
Der Antrieb befindet sich wie bisher in der Talstation. Von dort wird das Zugseil über die eine neue Streckenstütze zur Bergstation und von dort wiederum über die neue Stütze zurück zur Talstation geführt.
Als Bergesystem im Fall der Unbeweglichkeit der Bahn ist erstmals an einer Schweizer Pendelbahn integrierte Bergung vorgesehen, weil nicht entlang der gesamten Trasse abgeseilt werden kann (Überspannung des Grimselsees). Die hierfür erforderlichen Maßnahmen wurden aufgrund einer Sicherheitsanalyse festgelegt und umgesetzt. Dadurch kann trotz erheblicher Defekte an Antrieb und Seilscheiben die Bahn ohne Umsteigen der Fahrgäste in ein Bergefahrzeug mit Hilfe eines zweiten, unabhängigen Notantriebes leergefahren werden.
TECHNISCHE DATEN
Pendelbahn Grimselnollen-Hausenegg
Schräge Länge 947 m
Höhenunterschied 261 m
Stützenanzahl 1
Tragseildurchmesser 1 x 33 mm
Durchmesser Zugseil 16 mm
Antrieb Tal
Nennleistung 55 kW
Wagenfassungsraum 8 Pers.
Nutzlast 700 kg
Fahrgeschwindigkeit 5,0 m/s
Fahrzeit 4 min
Förderleistung 65 P/h