Ein Teil der PistenBully-Flotte vor einer beeindruckenden Kulisse: die Eiger Nordwand
Pistengeräte

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Im Winter 2014/2015 hat sich die Jungfrau Ski Region mit dem einmaligen Panorama Eiger, Mönch und Jungfrau in der Schweiz entschieden, 17 ihrer Pistenfahrzeuge mit SNOWsat auszurüsten.

Als Leiter der Firstbahn und des Geschäftsfeldes Wintersport bei den Jungfraubahnen ist Marco Luggen von den ersten Überlegungen an in das Projekt involviert gewesen. Das gilt auch für Toni Fuhrer, den Leiter der Pistenpräparierung und Garage im Teilgebiet Grindelwald-First. Kässbohrer blick­te mit den Verantwortlichen in Form eines Interviews auf die vergangene Saison zurück.

Kässbohrer: Wie kam die Entscheidung für SNOWsat zustande?

Marco Luggen: Das war natürlich ein langer Prozess. Erfahren habe ich von diesem System über mehrere Kanäle, in der Fachpresse, bei einem Besuch aus Ihrem Hause und vor allem von meinen Fahrern. Die sind ja sehr gut informiert und vernetzt …

Toni Fuhrer: Der Austausch zwischen den Fahrern funktioniert gut, und nach einem Infotag in Meiringen vor vier Jahren kamen die Männer mit diesem Vorschlag zurück.

Kässbohrer: Was waren die Hauptargumente, die letztendlich zur Entscheidung geführt haben?

Marco Luggen: Pistenpräparation ist ein großer Kostenfaktor im Wintersport. Daher schauen wir uns Neuerungen in diesem Bereich sehr genau an. Zudem ist es Teil der Unternehmenskultur, dass Mitarbeiter neue Ideen einbringen sollen und ihre Argumente auch gehört werden. So haben wir uns SNOWsat dann genauer angeschaut und fanden die Idee unserer Fahrer sehr interessant.

Toni Fuhrer: Einige waren schon erst einmal skeptisch und hatten Angst vor der Kontrolle. „Wir wissen doch, wo der Schnee liegt“, war eine typische Aussage.

Marco Luggen: Entscheidend war dann unsere Fahrt letztes Jahr zum Titlis, wo wir zu einer Präsentation des Systems eingeladen worden waren. Bei der Hinfahrt gab es heiße Diskussionen, und auch während der Präsentation kamen von manchen meiner Leute noch Einwände. Oben auf dem Trübsee haben sie dann ein Fahrzeug in die Hand bekommen und konnten praktisch erfahren, was das System kann und bietet. Und als wir danach bei einem Kaffee zusammensaßen, habe ich förmlich die 180°-Wende gespürt. Diese eine Fahrt hat sämtliche Zweifel aus dem Weg geräumt. Man muss SNOWsat einfach live erleben, um sich ein richtiges Bild davon zu machen.

Toni Fuhrer: Und auch das Thema „Kontrolle“ war dann plötzlich keines mehr …

Marco Luggen: Ich habe den Fahrern immer kommuniziert, dass es hier absolut nicht um Kontrolle geht, sondern mein Anliegen ist, dass jeder Fahrer davon profitiert. Sie haben die Entscheidung für SNOWsat von Anfang an begleitet und wussten genau, was sie erwartet. Ich bin davon überzeugt, dass das der entscheidende Punkt für die außergewöhnliche Akzeptanz unter den Fahrern ist.

Toni Fuhrer: Den Hauptnutzen sehen wir darin, dass die Fahrer eins zu eins ihr Feedback im Fahrzeug bekommen und direkt darauf reagieren können.

Marco Luggen: Know-how-Sicherung und Optimierung in der Pistenpräparation waren wichtige Argumente. Mit einem erfahrenen Fahrer, der uns warum auch immer verlässt, verliert man sehr viel Wissen. Mit SNOWsat ist zumindest ein Teil dieser Erfahrungen gespeichert und sie können von Jahr zu Jahr verbessert und weitergegeben werden.

Kässbohrer: Was hat sich in der Arbeitsweise und Kommunikation verändert?

Marco Luggen: Wir haben die vorhandenen Erfahrungen wie Schneimenge pro Schacht und Schneemenge schon immer gezielt in der Planung eingesetzt. Damit haben wir auch in der Vergangenheit eine gute Pistenqualität erzielt. Bei den wenigen Schneitagen im letzten Winter jedoch hat SNOWsat mit den zusätzlichen Informationen geholfen, den vorhandenen Schnee gezielter zu verteilen, und so konnten wir frühzeitig mehr Pistenfläche für unsere Gäste zur Verfügung stellen. Und es ging wirklich um Zentimeter. Die Talabfahrten waren bis zum Saisonende hervorragend. 

Toni Fuhrer: Die Schneetiefe erkennt man jetzt ja direkt beim Drüberfahren. Ausgestiegen und mit dem Stab gemessen wird nicht mehr! Das Abstecken der Pisten ist auch viel leichter geworden. Unsere Daten haben wir ins System eingepflegt und konnten dann in der letzten Saison selbst im dichtesten Nebel ganz einfach die Pistenränder markieren – nur anhand der Navigation. Ohne SNOWsat mussten wir das bei Nebel in der Nacht machen – denn tagsüber sieht man dann ja gar nichts – da ist ja alles einfach nur weiß. 

Kässbohrer: Wird die Beschneiung nun auch genauer geplant?

Marco Luggen: Vor gut 14 Jahren wurde im Teilgebiet First eine sehr moderne zusammenhängende Beschneiungsanlage gebaut. Auf diesem Stand stehen wir noch heute und sind inzwischen etwas beschränkt in der Beschneiungsleistung gegenüber unseren anderen Teilgebieten. SNOWsat hilft hier, den Einsatz der vorhandenen Beschneiung zu optimieren. So hilft es uns, mit dem vorhandenen ­Naturschnee und relativ wenig Maschinenschnee eine qualitativ gute Piste zu machen. Seit rund sechs Jahren gibt es auch im Gebiet Kleine Scheidegg/Männlichen großflächige, noch modernere Beschneiungsanlagen. Dort geht es überwiegend darum, die topmoderne Anlage optimal und so wirtschaftlich wie möglich zu betreiben.

Kässbohrer: Worin sehen Sie die größten Vorteile des Systems?

Toni Fuhrer: Mit SNOWsat ist es sehr viel einfacher, neue Fahrer einzuschulen. Besonders bei schlech­ten Wetterbedingungen hat ein neuer Fahrer kaum Orientierung. Früher musste dann anfangs immer einer von uns mit. Heute zeigen wir ihm auf dem Display oder auch auf dem Ausdruck alle heiklen Stellen, er lernt sein Einsatzgebiet viel schneller kennen und kann sich auf die Daten verlassen. 

Marco Luggen: Ganz entscheidend ist der Eröffnungszeitpunkt des Skigebietes. Meldungen über das offene Skigebiet in der Vorsaison bleiben dem Gast die ganze Wintersaison über im Kopf und zeugen von Schneesicherheit und guter Pistenqualität im Gebiet. Nachdem wir in der letzten Saison erst so spät Schnee bekommen haben, kam uns SNOWsat dann zur rechten Zeit. Wir konnten manche Pisten früher in Betrieb nehmen, als wir dies ohne SNOWsat hätten tun können. Jedes bisschen Schnee, das irgendwo lag, wurde optimal abgetragen und verteilt. 

Toni Fuhrer: Auch das Ausapern war deutlich entspannter. Bei uns sind viele Pisten Kulturland der Landwirte. Deshalb müssen wir gleich nach dem Skibetrieb den Schnee gut ausstoßen, sprich verteilen, damit er möglichst schnell und gleichmäßig wegschmilzt. Da gab es früher dann schon den ein oder anderen Flurschaden, wenn der Fahrer den Schnee zu tief abgetragen hat und ins Erdreich gefahren ist. In diesem Frühjahr hat das sehr viel besser und ohne große Schäden funktioniert.

Kässbohrer: Wie zufrieden sind Sie mit der Betreuung durch PistenBully vor, während und seit der Installation und Inbetriebnahme?

Toni Fuhrer: Die Präsentation war für mich persönlich sehr hilfreich. Zudem konnte ich sie benutzen, um meinen Leuten SNOWsat besser vorzustellen. Der Zeitdruck war enorm, da wir unsere Bestellung ja erst Anfang November platzieren konnten. Die Installation lief dann zum Teil mitten in der Saison. 

Kässbohrer: Aber dank Ihrer guten Vorbereitung haben wir es zusammen ja geschafft!

Marco Luggen: Wir waren wirklich überzeugt vom System und hatten daher gemeinsam mit den Fachleuten von PistenBully schon im Vorfeld alle technischen Fragen und Anforderungen abgeklärt. Aber ich musste mich eben nach unserem Budget richten, das im November für die nächste Saison verabschiedet wird. Wir wollten das System aber unbedingt noch für die anstehende Saison einsetzen. Und vor diesem Hintergrund muss ich sagen, war es eine tolle Leistung von PistenBully, dass bis Weihnachten alle 17 Fahrzeuge installiert waren. Das war rückblickend auf den schneearmen Winter auch echt ein Glücksfall – wir konnten es wirklich brauchen! Jetzt haben wir eine Saison hinter uns und können die Datenbasis und das System für die nächste Saison verfeinern. 

Kässbohrer: Auch wir haben in dieser Zeit natürlich wieder viel dazugelernt! Dieser Austausch macht es ja auch für uns leichter und führt dazu, dass SNOWsat noch besser und effizienter an die Bedürfnisse der Skigebiete angepasst wird.

Marco Luggen: Bei unseren 17 Fahrzeugen, der Größe des Gebietes und vor allem bei der Kürze der Zeit gab es natürlich schon den einen oder anderen Punkt, der nicht auf Anhieb funktionierte. Es hat uns aber gefreut, mit welchem Engagement und Fachkenntnis die Dinge bearbeitet worden sind. 

Kässbohrer: Können Sie heute schon konkrete Aussagen zu den Einsparungen nach einer Saison treffen? 

Marco Luggen: In konkreten Zahlen kann ich noch nichts sagen, da wir ja eigentlich erst mitten in der Saison richtig angefangen haben. Selbstverständlich haben wir uns Gedanken gemacht, und zwar nicht wenige bei dieser sechsstelligen Investitionssumme. Wir sind zum Schluss gekommen, dass sich die flächendeckende Ausrüstung mit SNOWsat wirtschaftlich auf jeden Fall lohnen wird. Allein schon durch das direkte Feedback vom System an den Pistenfahrzeugfahrer. Ich bin davon überzeugt, dass die größte Effizienz direkt beim Fahrer entsteht, der in der Maschine sitzt und genau sieht, was er macht. So wird auf jeden Fall effektiver gefahren und das spart Zeit und damit Geld.

Eine weitere Verbesserung sehe ich in der effektiven Beschneiung. Ein beträchtlicher Kostenfaktor im Skigebiet ist die Produktion von Maschinenschnee. Bei 206 Kilometern Pisten umso mehr! Durch die satellitengesteuerte Schneetiefenmessung wird eine äußerst genaue Verfrachtung des vorhandenen Naturschnees ermöglicht. Dies reduziert die Menge an Maschinenschnee. Unsere Schneimeister haben schon immer darauf geachtet, sparsam mit dem Wasser zu wirtschaften. Zukünftig werden sie die Schneiflächen sowie die Ist- und Sollwerte noch genauer definieren können. Das erhöht die Sicherheit und führt zu einem noch geringeren Wasserverbrauch.

Unsere Fahrzeuge verbrauchen ja auch entsprechend Kraftstoff. Wir sprechen da von um die 600.000 Franken im Jahr. Wenn hier nur ein paar Prozent eingespart werden können, dann ist das schon einiges. Summa summarum schätze ich, dass sich die Investition innerhalb von drei Jahren amortisiert. Das ist ein Zeitraum, mit dem man rechnen kann!

Kässbohrer: Wie finden die Fahrer SNOWsat? Gab es Bedenken? Wie ist deren Meinung jetzt? Macht das Fahren jetzt mehr Spaß? 

Toni Fuhrer: PistenBully-Fahren hat schon immer Spaß gemacht – und das bleibt auch so! SNOWsat bringt viele Erleichterungen! Man kann besser planen, schaut sich abends vor dem Einsatz seinen Pistenabschnitt an und weiß genau, wo Not am Mann ist bzw. Schneemangel auf der Piste herrscht. 

Marco Luggen: Ich habe auch das Feedback bekommen, dass es schon Naserümpfen gibt, wenn Fahrzeuge gefahren werden müssen, welche nicht mit SNOWsat ausgestattet sind. Inzwischen sind alle Fahrer froh, SNOWsat in der Maschine zu haben. Das ist für mich Bestätigung genug, dass unsere Entscheidung richtig war.

Kässbohrer: Herzlichen Dank für das Gespräch!  

Marco Luggen (re) ist Leiter der Firstbahn und Leiter des Geschäftsfeldes Wintersport bei den Jungfraubahnen, Toni Fuhrer ist Leiter der Pistenpräparierung und Garagen im Gebiet Grindelwald-First.

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