Das Ski- und Wandergebiet Jenner (610 m bis 1.800 m ü. M.) in Schönau am Königssee verfügt zum Großteil über steile und anspruchsvolle Pisten, die bislang nur für den erfahrenen Wintersportler geeignet waren. Für den schwächeren Skifahrer und für Kinder war das Pistenangebot noch zu gering. Da aber Familien am Jenner eine klare Zielgruppe sind, herrschte hier Handlungsbedarf. Im Sommer ist der Jenner, der Hausberg von Berchtesgaden, aufgrund des Bergpanoramas, des Wanderangebots und des Blicks auf den darunter liegenden Königssee ein sehr attraktives Ausflugsziel. Der Königssee ist eine der Touristenattraktionen in Bayern, die jährlich weit über eine Million Besucher anzieht, und auch von diesem „Kuchen“ wollte man sich in Zukunft noch ein „größeres Stück“ abschneiden. In den vergangenen Jahren wurden deshalb am Jenner rund 60 Mio. Euro in den Umbau des gesamten Berges investiert, dabei wurde auch besonderes Augenmerk auf die Barrierefreiheit gelegt. Zum Investitionsprogramm gehörten nicht weniger als vier Seilbahnen (Leitner ropeways), zwei Gastronomiebetriebe und drei Gebäudekomplexe. Zusätzlich entstand eine umfangreiche Infrastruktur für die Optimierung des traditionsreichen Ski- und Wandergebietes. Die Maßnahmen umfassten Abbruch und Neubau der Jennerbahn als 10er-Kabinenbahn (Einseilumlaufbahn) in zwei Teilstrecken inklusive dreier Gebäudekomplexe. Die Kabinenbahn ist seit Frühsommer 2019 im Vollbetrieb und befördert als Hauptzubringer bei einer Fahrgeschwindigkeit von 6,0 m/s insgesamt 1.600 P/h vom Tal in Schönau am Königssee zur Bergstation auf 1.800 m Seehöhe. Ebenfalls neu errichtet wurde die kuppelbare 6er-Sesselbahnen Jennerwiesenbahn (seit Dezember 2018 in Betrieb) und auf die Wintersaison 2019/2020 wird die neue kuppelbare 6er-Sesselbahn Mitterkaserbahn fertig gestellt. Zusätzlich wurden umfangreiche Pistenbau- und Infrastrukturmaßnahmen durchgeführt. Von der planerischen Seite wurde das Gesamtprojekt von der AEP Planung und Beratung GmbH aus Schwaz und von Salzmann Ingenieure aus Bregenz begleitet. AEP-Geschäftsführer Ing. Robert Wendlinger erklärt: „Im Sinne einer Planungsgemeinschaft, in der Salzmann Ingenieure für die gesamte Seilbahnplanung verantwortlich war, und wir für alle anderen Infrastruktur- und Pistenbaumaßnahmen im Gebiet zuständig waren, haben wir im Frühjahr 2015 den Zuschlag erhalten. Nach den Genehmigungsverfahren 2016 erfolgte 2017 und 2018 die Hauptbauzeit, und in diesem Jahr wurden noch Restarbeiten durchgeführt.“
Anspruchsvolles Projekt
Alleine die Genehmigungsverfahren waren eine besondere Herausforderung, da 22 Verbände und Nicht-Regierungsorganisationen sowie mehrere Behörden eingebunden werden mussten. Die Aufgaben von AEP umfassten die Ausschreibung und Überwachung sämtlicher Pistenbaumaßnahmen, der Errichtung der Baustraße, die Energie- und Trinkwasserversorgung sowie GeländemodelIierungen. Besonders herausfordernd war die Baustraße, die auch durch den Nationalpark Berchtesgaden und über aufgelassene Bergwerksstollen führt. Da das Skigebiet wie ein Keil in den Nationalpark Berchtesgaden hineinragt und sich somit in unmittelbarer Umgebung eines sensiblen Ökosystems befindet, wurden sämtliche lnfrastruktursysteme besonders schonend im Gelände des Skigebiets eingebunden. Zusätzlich wurden die Baustellen für die vielen Wanderer und Mountainbiker aufwändig gesichert.