Ob Dolomiti Superski oder Ortler Skiarena, schon jetzt stellen Südtirols Pistenbetreiber, Forschungseinrichtungen und die Anbieter alpiner Technologien interessante Neuerungen für den Aktivurlaub am Berg vor. Zu den wichtigsten Trends und Themen der kommenden Saison gehören Lösungen für eine wassersparende und energieeffiziente Pflege der Pisten, der Ausbau des Schienen- und Seilbahnverkehrs als Alternative zum Auto und digitale Pisteninformationen fürs Smartphone.
Südtiroler Marktführer und deutsche Spezialisten
„Am Wirtschaftsstandort Südtirol sind die Marktführer alpiner Technologien zu Hause“, sagt Ulrich Stofner, Direktor der Business Location Südtirol (BLS). „Die hier ansässigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen setzen regelmäßig zukunftsweisende Impulse für die Branche.“ Schätzungen zufolge geht etwa ein Viertel des Südtiroler Bruttoinlandsprodukts direkt oder indirekt auf den Wirtschaftsfaktor Schnee zurück. Mehr als 30 Unternehmen in der Region entwickeln und verfeinern Technologien und Produkte rund um den Berg. Dazu gehören unter anderem der Seilbahn-Spezialist Leitner, der Pistenraupen-Hersteller Prinoth sowie TechnoAlpin, Experte für Beschneiungsanlagen. Die Nähe zum Berg, flexible Unternehmensförderungen und die niedrigste Wertschöpfungssteuer Italiens sind auch attraktiv für deutsche Unternehmen. Bereits vor Ort ansässig sind die Kässbohrer Geländefahrzeug AG mit ihrer Marke „PistenBully“ und der (Sport-)Handschuhhersteller Reusch.
Vom Zug in die Kabine
Zu den Vorzeigeprojekten der kommenden Saison zählt die verbesserte Verkehrsanbindung des Skigebiets Kronplatz – mit 114 Pistenkilometern und 32 Aufstiegsanlagen der größte Skiberg Südtirols. Damit der Tag auf dem Kronplatz nicht in der Autokolonne oder mit einer nervenaufreibenden Parkplatzsuche beginnt, können Wintersportler jetzt mit dem Zug bis ins Skigebiet fahren und dort vom Bahnwaggon in die Seilbahnkabine umsteigen. Zuständig für den Bau der Anlage – eine moderne Umlaufbahn mit Zehner-Kabinen, beheizten Le-dersitzen und verlängerten Stationen – war Leitner Ropeways.
Beschneiung mit Augenmaß
Damit Skifahrer, Snowboarder und Winterwanderer von gleichbleibend guten Bedingungen am Berg profitieren, bedarf es immer leistungsfähigerer Beschneiungsanlagen. So hat sich seit Anfang der 1990er-Jahre die Zahl der Schneeerzeuger mehr als vervierfacht. „Schneesicherheit ist zu einem absoluten Muss geworden“, bestätigt Erich Gummerer, Geschäftsführer der TechnoAlpin, dem führenden Hersteller für Beschneiungsanlagen, mit Sitz in Bozen.
„Touristen wählen für ihren Urlaub vorwiegend schneesichere Gebiete.“ Um ökologisch und ökonomisch nachhaltig mit der kostbaren Ressource Wasser zu wirtschaften, haben die Hersteller den Energieverbrauch ihrer Beschneiungsanlagen immer weiter optimiert. Darüber hinaus setzt man in Südtirol für die Schneeerzeugung zunehmend Regenwasser ein, das in Speicherbecken aufgefangen wird.
Checkliste für effektives Wassermanagement
Wie diese Becken von Anfang an energieeffizient und ohne größere Einschränkungen für das einzigartige Südtiroler Bergpanorama angelegt werden, beschreibt der Branchencluster „sports- & winterTECH“ des Innovationszentrums TIS in einer jüngst veröffentlichten Checkliste für Skigebietsbetreiber: So sollten der Standort und die ökologischen Gegebenheiten vor Ort beim Bau eines Speicherbeckens berücksichtigt werden, ebenso Natur- und Wasserschutzzonen und eine natürliche Bauform. Wirtschaftlich interessant für Skigebietsbetreiber sind außerdem Möglichkeiten der Mehrfachnutzung: So können Wasserbecken für Beregnung oder als Löschwasserreservoir verwendet werden.
Und auch von anderer Seite gibt es Bemühungen, die Aufbereitung der Pisten noch umweltfreundlicher zu gestalten. So hat der Pistenraupenhersteller Prinoth aus Sterzing ein Pistenpflege-Fahrzeug mit Diesel-Elektro-Motor entwickelt, den „Husky E-Motion“. Ziel ist es, Kraftstoffverbrauch und Kohlendioxidausstoß der Fahrzeuge zu senken, ohne ihre Leistungsfähigkeit einzuschränken.
Digitale Pisteninformationen fürs Smartphone
Eine neue Dimension für Wintersportler und Bergtouristen eröffnen mobile Informationen für Smartphones – zusätzlich zu klassischen Orientierungstafeln und Hinweisschildern. Wie ist das Wetter auf dem Gipfel? Und welchen Schwierigkeitsgrad hat die Abfahrt? Antworten auf diese und andere Fragen liefert zum Beispiel die Applikation „iSki“ von Sitour. Der Spezialist für Informationssysteme am Berg erfüllt mit seiner Anwendung auch einen Community-Aspekt: „Mit einem ‚Buddy Finder‘ können sich User vernetzen und erkennen, wenn ein Freund in der Nähe ist“, so Michael Mattesich, der die Geschäfte von Sitour Italia vom Südtiroler Montan aus leitet.
Know-how für Sotchi und Las Vegas
Dass der intensive Branchenaustausch am Standort sich bezahlt macht, beweist auch die Nachfrage nach Know-how aus Südtirol für die Olympischen Winterspiele 2014 im russischen Sotchi: Unter anderem erhielt Pistenraupen-Spezialist Prinoth einen Auftrag über die Lieferung von elf Präparierfahrzeugen aus der Region Krasnaya Polaya. Und auch außerhalb der Wintersportsaison haben alpine Technologien aus Südtirol Konjunktur. Das belegt ein aktuelles Projekt des Seilbahn-Spezialisten Leitner. Das Sterzinger Unternehmen erhielt den mit rund 33 Millionen Euro dotierten Auftrag, 28 Kabinen für das größte Riesenrad der Welt zu bauen. Es soll bis 2013 in Las Vegas entstehen.