Symbolbild: Visualisierung eines neuen Naturspeichersees in St. Moritz, für den Klenkhart & Partner die Planung übernimmt (mehr dazu in der ISR Schweiz 2024).
Foto: Klenkhart
Beschneiung Umwelt Organisationen

SCHWEIZ

Studie „Alpine Beschneiungsspeicher“

Ein Forschungsprojekt der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) hatte zum Thema, welche Rolle Beschneiungsspeicher in der Schweiz zukünftig spielen sollen.

von: TS

„Künstliche Beschneiungsspeicher haben sich in den rund 40 Jahren zum Rückgrat der technischen Beschneiung entwickelt. Es gilt, Fragen des Standorts, der Gestaltung und der Wasserbeschaffung sorgfältig zu prüfen und somit den See als integralen Teil der Landschaft zu begreifen.“ So lautet eine Kernaussage aus der Studie des Departement Architektur, Institut für Landschaft und Urbane Studien der ETH Zürich unter Professur Günther Vogt. Die Studie wurde von der Toggenburg Bergbahnen AG unterstützt und vom Case Studio Vogt mit durchgeführt.

Untersucht wurde unter anderem, wie Beschneiungsspeicher (gebaute Speicher, die eigens für die technische Beschneiung angelegt werden) nachhaltig und multifunktional ausgebaut werden können. Auch wurde der Frage nachgegangen, inwieweit eine technische Beschneiung in einem wärmeren Klima überhaupt, und wenn ja, unter welchen Bedingungen noch möglich sein wird. Die Studie basiert unter anderem auf den Ergebnissen einer Umfrage unter 36 Skigebieten mit insgesamt 57 Beschneiungsspeichern. 

Wassermanagement als regionale Herausforderung

Für die technische Beschneiung werden im schweizerischen Alpenraum jährlich etwa 25 Mio. m3 verwendet. Dieses Volumen entspreche 0,1 % des im schweizerischen Alpenraum jährlich erzeugten Abflusses und 4 % des jährlichen Wasserverbrauchs der öffentlichen Wasserversorgung in der Schweiz, so die Studienautoren. Obwohl die technische Beschneiung aus gesamt Schweizer Sicht somit wenig Wasser verbraucht, kann sie regional aufgrund der in entscheidenden Monaten November und Dezember geringeren Wassermenge zu Knappheit führen.

Daher seien aus hydrologischer Sicht Beschneiungsspeicher eine sinnvolle Maßnahme, um Wasser im Sommerhalbjahr – von der Schneeschmelze bis zu den herbstlichen Niederschlägen – für die technische Beschneiung aufzufangen und bereitzustellen. Die Speicherseen sind auch heute schon zentral für die technische Infrastruktur, wie 90 % der befragten Gebiete urteilen. Für die nächsten Jahre ist in der Schweiz ein deutlicher Ausbau der künstlichen Beschneiungsspeicher geplant. 

Interessant: Im hochalpinen Raum entstehen zudem im Bereich der ehemaligen Gletscherbetten „neue Seen“. Studien gehen bei einem Szenario ohne Klimaschutz von mindestens 2.000 weiteren Seen aus, die zum Teil auf engstem Raum in gehäufter Form in Erscheinung treten werden. 

Die Zukunft verlangt Anpassung

Die Autoren kommen zum Schluss, dass der Druck, bestehende Anlagen zu erweitern, zu modernisieren oder durch neue zu ergänzen, künftig steigen werde. Gleichzeitig steige sowohl die Bedeutung des Sommertourismus, als auch die Bedrohung durch Wasserknappheit im Sommer. Die Speicherseen seien multifunktional zu planen, sodass sie von verschiedenen Akteuren genutzt werden können und damit ein zusätzliches Angebot im Sommer darstellen; eine nachhaltige Lösung, um künftigen Konflikten vorzubeugen und gleichzeitig das Geschäft zu sichern.

„Es ist der Zeitpunkt gekommen, den Wintersport systemisch – als Teil eines größeren Ganzen – langfristig zu denken. Der Wintertourismus gehört zur Schweiz, zum Alpenraum. Es ist wert, ihm Sorge zu tragen, ihn in einer nachhaltiger werdenden Welt diverser und in einer der jeweiligen landschaftlichen Situation angepassten Form neu zu positionieren“, resümieren die Studienautoren.

SBS engagiert sich beim Thema

Seilbahnen Schweiz (SBS) beschäftigt sich im Rahmen des Programms Nachhaltigkeit mit dem Thema Wassermanagement und ist mit Wissenschaftlern in Kontakt, um zwei Pilotprojekte zum Thema durchzuführen. Dafür will man in zwei ausgewählten Regionen die verschiedenen wassernutzenden Akteure an einen Tisch bringen. Wenn die Bergbahnunternehmen frühzeitig mit allen involvierten Stakeholdern und Interessenvertretern den Dialog suchen, können Konflikte rechtzeitig erkannt und adressiert werden, ist man bei SBS überzeugt. Von den Erfahrungen der beiden Pilotprojekte könne dann die gesamte Branche lernen.

Die Studie „Alpine Beschneiungsspeicher“ ist exklusiv für Mitglieder auf der SBS-Webseite zugänglich: https://www.seilbahnen.org/news/erkenntnisse-der-studie-zu-alpinen-beschneiungsspeichern

Weitere Informationen und Details sind ebenso auf der Website des Case Studio Vogt frei zugänglich: https://www.vogt-la.com/studie_alpine_de


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