Mit der Eröffnung der Sesselbahn von Heiligenblut zur Mittelstation Rossbach am 29. November 1964 begann die Erschließung des Skigebietes am Fuße des höchsten österreichischen Berges. Treibende Kraft der Großglockner Seilbahn Ges.m.b.H. war der damalige Bürgermeister Georg Lackner gemeinsam mit örtlichen Unternehmern wie Josef Schmidl, der später zum Geschäftsführer der Gesellschaft wurde.
Einzigartige Lösung
Schon beim Bau des Stollens zwischen Fleiß und Rossbach des Wasserkraftwerks Fleiß wurde auf eine mögliche künftige Nutzung des Stollens für eine Bergbahn gedacht. Die sollte zur Verbindung der Sesselbahn-Mittelstation Rossbach (heute Kabinenbahn) mit den Schleppliften Fleiß – Hochfleiß (heute Sesselbahn und Schlepplift) über zwei lawinengefährdete Streckenabschnitte und über das schmale Tal des Großfleißbaches errichtet werden. Diese Idee ist viele Jahre später mit dem Bau der bis heute einzigartigen Stollenbahn Fleißalm Wirklichkeit geworden.
Alle damals angesprochenen Seilbahnhersteller behaupteten, dass in diesem so schmalen und niedrigen Stollen keine Bahn gebaut werden könne. Nur der ehemaligen Seilbahnhersteller Waagner-Biró, der schon Erfahrungen mit schienengebundenen industriellen Hängebahnen hatte, war bereit, die Bahnstudie durchzuführen. Die Neuentwicklung wurde als „Seilgezogene Einschienen-Hängebahn mit Pendelbetrieb und Ausweiche in Streckenmitte“ bezeichnet. Für die Trassenführung wurde der vorhandene Wasserkraftwerksstollen mit eingebauter Rohrleitung von 500 mm Durchmesser an der Seite des Stollens verwendet. Durch diesen Stollen fließt im Sommer, wenn die Bahn außer Betrieb steht, das Überlaufwasser der Wasserfassung bei freiem Pegel bis zu einer Wasserhöhe von 0,5 m.
Um die lawinengefährdeten Streckenabschnitte zu queren, wurde in diesen Bereichen die Trasse unter die Erde in einen neu gebauten, räumlich gekrümmten Betonstollen gelegt. Darauf folgt eine lawinensichere Betonbrücke über den Großfleißbach als Verbindung zum Anfang des ursprünglichen Wasserleitungsstollens. Die Bahn fährt im Inneren dieser Brücke mit trapezförmigem Querschnitt. Im unteren Trassenbereich zweigt die Bahn von dem Wasserführungsstollen in einen weiteren künstlichen Bahnstollen ab. Zwischen der Talstation und der Mündung dieses Stollens wurde eine 65 m lange Stahlbrücke errichtet, auf der die Bahn im Freien fährt.
Herausforderung für Planer
Die Errichtung dieses neuen Systems forderte von den Planern jede Menge Erfindergeist. Die Fahrbahn besteht aus einem Stahlprofil mit aufgeschweißtem Rundstahl, der als eigentliche Fahrbahn für das 4-rollige Laufwerk dient. In Summe wurden 1.650 Laufmeter Fahrbahnträger mit einem Gesamtgewicht von etwa 150 t eingebaut. Das Laufwerk ermöglicht das Durchfahren von engsten horizontalen und vertikalen Kurven, bei der Fleißalmbahn beträgt der kleinste horizontale Radius 100 m und der kleinste vertikale Radius 35 m. Die fixe federgespannte Zugseilklemme ist mit einem speziellen Klemmenmaul ausgerüstet, um zu gewährleisten, dass das Seil vor allem in die Schrägrollen in den Kurven richtig abgelegt wird.
Durch die feste Fahrbahn ist für die ganze Strecke ein konstanter Bodenabstand gewährleistet. Der Fahrbahnträger musste den höchsten Ansprüchen hinsichtlich seines genauen Verlaufes genügen, um ein optimales Fahrverhalten zu erzielen. Die Wagen sind auch mit einer Bodenführung ausgerüstet, die das Auspendeln in den Stollen und den Stationen verhindert. Diese besteht aus zwei horizontalen, auf der Wagenunterseite angebrachten Kunststoffrollen, die in einem U- bzw. Winkelprofil laufen.
Der Antrieb mit zweirilliger Antriebsscheibe befindet sich in der Bergstation, die endlose Zugseilschleife wird in der Talstation gewichtsgespannt.
Jeder Wagenzug besteht aus elf Einzelwagen für je fünf Fahrgäste. Die Wagen sind mit einer speziellen Wagenkupplung verbunden, die das Aneinderschlagen bei Bremsung oder Beschleunigung verhindert. Die Wagen bleiben trotz Neigungsunterschieden immer in waagrechter Position. Jede Kabine ist mit einer Innenbeleuchtung und Sprechanlage ausgerüstet. Die Tür wird mit einem im Wagendach integrierten Linearmotor mit Endschaltern betätigt.
Zur Skisaison 2021/22 wurde von der Firma Frey Austria die komplette Elektrotechnik erneuert. Zusätzlich wurde die Bahn mit WLAN-Übertragung und mit Rauchmeldern in allen Kabinen ausgestattet. Die Fleißalmbahn ist nach wie vor ein wichtiger Teil des Skigebietes, weil die Rückfahrt aus dem Bereich Fleiß – Hochfleiß zur Mittelstation Rossbach wegen des tief eingeschnittenen Großfleißbaches nur mit dieser Bahn möglich ist.