„Der Skihunger ist wieder da“, begrüßte Fabrice Girardoni, Fachgruppen-Obmann der steirischen Seilbahnbetriebe, die Gäste zum „Liftlerseminar“. Die steirischen Skigebiete haben die Corona-Talsohle durchschritten, diese Wintersaison habe man das Vor-Corona-Niveau Ende Jänner erreicht. Im Vergleich zum Vorjahr gab es ein Plus von 3,4 %, aber der mildeste Februar seit Beginn der Aufzeichnungen wurde zur Herausforderung. Im Februar fielen vor allem die Tagesgäste aus, die einen Skiausflug spontan dem Wetter nach planen – oder eben abblasen. „Ohne technische Beschneiung können wir unser Produkt – das Skifahren – kaum noch anbieten“, betonte Girardoni.
Das Klima wird zur Herausforderung
Wie problematisch die warmen Temperaturen im Winter sind, bestätigen auch Stimmen unter den Gästen. Planai-Geschäftsführer Georg Bliem berichtete von einer „starken Nachfrage“, aber auch er meinte, dass „eine komplette Saison ist nur mehr mit Beschneiung möglich“ ist. Das Klima wird zur Herausforderung. Für kleinere Skigebiete, in denen technische Beschneiung nicht möglich ist, wird es kritisch. Günther Essenko von der Aflenzer Bürgeralm sieht die Situation realistisch: „Wir fahren seit Dezember durchgängig mit unseren Liften – ohne Beschneiung. Bis Ende März bleiben wir in Betrieb. Sollte das Wetter noch wärmer werden, ist für uns Schluss.“ Man plane dann, den Sommertourismus zu forcieren.
Eine Analyse der wirtschaftlichen Großwetterlage
Dass die Corona-Delle bereits „ausgemerzt“ sei, die Gaspreise sich normalisieren, aber die Rohstoffpreise hoch bleiben, erklärte Keynote-Speaker Gabriel Felbermayr. Die Konjunktur zieht in China und den USA schon kräftig an und auch innerhalb des Euroraums stehen Spanien und Italien sehr gut da. Die Lage ist jedoch nicht überall so rosig. Zusammen mit immer noch starken Leitzinssätzen, die sich nur in „Schrittchen“ verändern, und hohen Lohnkosten ergebe das international betrachtet eine schwierige Ausgangslage.
Den Grund für große Unterschiede macht der Wifo-Experte auch beim Konsum im Euro-Raum aus: Obwohl der Arbeitsmarkt überraschend robust sei, wird wenig konsumiert. Das „Verbraucher-Vertrauen“ wurde durch Corona, und dann durch die Inflationskrise, „maximal aus der Bahn geworfen“, so Felbermayr.
Wintertourismus ist wertschöpfend – und nachhaltig
Positive Nachrichten gibt es für den Tourismus: „Das ist eine Wachstumsbranche!“, so Felbermayr. Die „Tourismus-Exporte“, auch der Steiermark, liegen international betrachtet auf den vordersten Rängen. Wenn man sich die Entwicklung der letzten Quartale ansieht, steht wieder ein Plus bei den Nächtigungszahlen: ein starkes Signal auch für den steirischen Wintertourismus.
Der österreichische Wintertourismus wirkt als Wertschöpfungsmotor für das gesamte Land. Etwa 50 Millionen „Skier Days“ verbringen die Menschen pro Jahr auf der Piste und generieren eine Wertschöpfung von 6,7 Mrd. Euro – wobei der Anteil des Tourismus am BIP 6,2 % ausmacht. In der Gastronomie, Hotellerie und Seilbahnbranche gibt es 250.00 Arbeitsplätze.
Die Seilbahnbetriebe sind zudem sehr klimafreundlich unterwegs: Laut einer Studie des Umweltbundesamts verursacht der Tourismus insgesamt nur 1,55 % des End-Energieverbrauchs in Österreich (Durchschnitt 2017 – 2019). 0,9 % entfallen auf den Wintertourismus, davon nur 0,3 % auf Lifte und Seilbahnen. 90% der aufgewendeten Energie für die technische Beschneiung stammt aus erneuerbaren Energien, 100% des Wassers geht in den Naturkreislauf zurück.
Launige Veranstaltung
Etwa 80 Vertreter der Seilbahnbranche waren zur Veranstaltung gekommen. Als Ehrengäste konnten Karl-Heinz Dernoscheg, Direktor der Wirtschaftskammer Steiermark, Tourismus-Spartenobmann Johann Spreitzhofer und Energiehandel-Obmann Jürgen Roth begrüßt werdenn. Als Sponsorenvertreter ließ sich Gerhard Fladenhofer, Geschäftsführer des Beschneiungs-Experten Hydrosnow GmbH, das „Liftlerseminar“ nicht entgehen.