Bahnen

Standseilbahn statt Einsessellift

ISR-REPORTAGE: In St. Ulrich im Südtiroler Gröden ersetzte moderne Standseilbahn von Doppelmayr einen veralteten Einsessellift.

Wichtige Tourismusanlage seit den 50er-Jahren

Im Jahr 1950 gründete in St. Ulrich im Grödnertal Ing. Leo Demetz mit seinem Cousin, dem weltbekannten Schauspieler und Filmemacher Louis Trenker die „Sessellift Raschötz GmbH“ mit dem Ziel, die reizvolle Raschötzer Alm mit einem Einsessellift zu erschließen. In den Jahren 1951/52 erbaut, beförderte er seine Fahrgäste auf einer 2.412 m langen Trasse durch den Raschötzer Wald zur Raschötzer Alm. Die Bahn hatte eine Mittelstation am Troi Paian, dem uralten Höhenweg, die später aufgelassen und in den 90er-Jahren für den winterlichen Rodelbetrieb wieder errichtet wurde. An der Bergstation des Sesselliftes baute Ing. Leo Demetz eine Schutzhütte, die im Jahr 2003 komplett renoviert und mit exklusiven Übernachtungsmöglichkeiten ausgestattet wurde.

Ungewöhnliche Umbauvariante

Trotz mehreren Modernisierungen und einem Neubau mit Beibehaltung des Bahnsystems im Jahr 1981 konnte der Einsessellift den Bedürfnissen an die Beförderung nicht mehr entsprechen. Viel mehr als seine geringe Förderleistung störten seine Komfortmängel und vor allem im Winter auch seine lange Fahrzeit von über 20 Minuten. Dem Geschäftsführer und Hauptanteilseigener Peter Comploj war klar, dass nach dem Ablauf der Betriebsbewilligung im Jahr 2009 eine neue Bahn gebaut werden muss. Es bot sich eine kuppelbare Kabinen- oder Sesselbahn, eine Pendelbahn oder eine Standseilbahn an. Unterstützt vom fachlichen Berater Dipl.-Ing. Klaus Zuber entschied man sich letztendlich aus mehreren Gründen für die in Südtirol eher ungewöhnliche Lösung – für eine Standseilbahn. Die höheren Investitionskosten wurden von den Vorteilen dieser Lösung überwogen: lange Lebensdauer, geringere Unterhalts- und Betriebskosten, bequeme Beförderung sowohl für Fußgänger als auch für Mountainbiker, für Familien mit Kinderwagen und im Winter für die Rodler. Außerdem war an der Talstation für eine Umlaufbahn-Station nicht genug Platz.

Dritte Standseilbahn Südtirols

Nach der Mendelbahn (siehe ISR 5/2009, S. 60–61) und der Standseilbahn Val Gardena – Ronda Express ist die Raschötzbahn die dritte und auch längste Standseilbahn Südtirols. Die Trasse verläuft in einer geraden Linienführung, aus Naturschutzgründen ebenerdig und exakt in der Trasse des Sesselliftes. Im Bereich der Abt’schen Ausweiche wurde eine Mittelstation gebaut, wo die Wagen nur im Winter zur Bedienung der Rodelbahn anhalten. Das Gelände erwies sich für die Trasse als ideal, lediglich eine 280 m lange Brücke oberhalb der Mittelstation und ein 90 m langer Tunnel im bewohnten Gebiet an der Talstation waren erforderlich. Nach dem Abbruch des alten Sesselliftes im September 2009 dauerten die Bauarbeiten etwa ein Jahr.

Beide 13 m langen Panoramawagen von Gangloff sind mi vier Abteilungen ausgestattet. Dank der Klapp-Sitzbänken finden hier auch die Rodeln oder Bikes genug Platz. Für mehr Komfort werden die 90er-Kabinen nur mit 80 Fahrgästen besetzt.

Mit der Höchstgeschwindigkeit von 10,0 m/s und mit besetzter Mittelstation wird die Bahn nur in den Wintermonaten betrieben. Im Sommer fährt sie vorwiegend mit 8,0 m/s, weil für diese Geschwindigkeit der schaffnerlose Betrieb zugelassen wurde und die Bahn so mit einer einzigen Person betrieben werden kann. Dies ermöglicht mit weniger Aufwand den Betrieb auf Wunsch auch außerhalb der Betriebszeiten, z. B. bei Abendveranstaltungen im angrenzenden Chalet-Restaurant.

30 Kameras überwachen den ganzen Betriebsablauf, einige davon sind sogar auf die Zugangswege zu den Stationen gerichtet, um den ankommenden Fahrgästen nicht in der letzten Minute „vor der Nase“ abzufahren.

Tor zum Naturpark

Im Sommer ist Raschötz ein Tor zu Wanderungen im Naturpark Puez-Geisler, der als einer der neun Berggruppen der Dolomiten seit 2009 zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört. Im Winter beginnt in Raschötz die naturbelassene Piste zur Mittelstation Furnes der Seceda-Bahn mit Anbindung an die Sella-Ronda und eine 6 km lange beschneite Rodelbahn. Beliebt sind auch die Schneeschuhwanderungen.

Roman Gric

TECHNISCHE DATEN
90er-Standseilbahn St. Ulrich – Raschötz (Ortisei – Resciesa), Italien

Seehöhe Talstation 1.300 m

Seehöhe Bergstation 2.123 m

Schräge Länge 2.404 m

Höhenunterschied 822 m

Mittlere Bahnneigung 36 %

Zugseildurchmesser 40 mm

Antrieb Berg

Motorleistung 1.000 kW

Fahrgeschwindigkeit 10,0 m/s

Fahrzeit 4,3 min.

Förderleistung 828 P/h

Im Betrieb seit Dezember 2010

 

Beteiligte Firmen:

Seilbahntechnik Doppelmayr

Elektrotechnik Funitek

Wagen Gangloff

Zugseil Redaelli

 

Die Mittelstation in der Abt’schen Ausweiche wird nur im Winter für die Rodler betrieben. Foto Doppelmayr Seilbahnen GmbH

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