Mit der neuen Standseilbahn für die Lugnet-Schanzenanlage in der schwedischen Stadt Falun kann die Steurer Seilbahnen AG aus Glarus einen internationalen Erfolg für sich verbuchen. Dort fand vom 18. Februar bis zum 1. März 2015 die Nordische Ski-WM statt. Damit wurden sie in Falun bereits zum vierten Mal (1954, 1974, 1993, 2015) durchgeführt. Alle Skisprung-Wettbewerbe sowie die Sprungdurchgänge der Nordischen Kombination wurden auf den beiden Lugnet-Schanzen ausgetragen. Die Skispringer wurden mit der neuen Standseilbahn über den Sprunghügel hinauf zum Fuß des Schanzenturms transportiert. Die Anlage wurde in Zusammenarbeit mit der MND-Gruppe Schweden innerhalb eines Jahres (Auftragsvergabe: April 2013, Inbetriebnahme: September 2014) von der Steurer Seilbahnen AG realisiert. Abgesehen von dem internationalen Renommee, war dieses Projekt für das Schweizer Tochterunternehmen des Vorarlberger Seilbahnbauers entwicklungstechnisch ein wichtiger Schritt, wie Projektleiter Dipl.-Ing. (FH) Christian Hassler erklärt: „Mit dieser Standseilbahn haben wir erstmals eine solche Anlage nach der Seilbahnrichtlinie 2000/9/EG geplant und errichtet. Sie entspricht den neuesten technischen Normen für Seilbahnen für den Personenverkehr. Alle Sicherheitsbauteile und Teilsysteme sind zertifiziert.“ Die Planungs- und Entwicklungsarbeit erfolgte am Schweizer Standort in Glarus, und alle seilbahntechnischen Elemente wurden im Vorarlberger Mutterhaus in Doren angefertigt.
Die Schanzenanlage befindet sich im bekannten Sport- und Freizeitzentrum Lugnet, einem beliebten schwedischen Austragungsort für Sportveranstaltungen. Zur Ausstattung gehören z. B. eine Eis-, eine Tennis- und eine Sporthalle, eine Leichtathletik-Anlage, ein Schwimmbad u. v. m. Dort trainieren zahlreiche schwedische Top-Athleten und Sportvereine. Darüber hinaus sind in diesem Zentrum ein ausgedehnter Uni-Campus, eine Sportschule, ein Feriendorf, ein Hotel und ein Campingplatz angesiedelt. Aus diesem Grund wird die neue Standseilbahn auch ganzjährig betrieben. Als Betreibergesellschaft fungiert die Lugnet I Falun AB und damit eigentlich die Stadtgemeinde Falun.
Die Standseilbahn im Detail
Die einspurige Anlage ist mit einem Fahrzeug ausgestattet, das über ein oberirdisch umlaufendes Zugseil (zwischen den Schienen, Spurweite: 1,5 m) bewegt wird. Die Kabine ist für 20 Personen ausgelegt und stammt aus dem Hause Carvatech. Sie ist mit 3,0 m besonders hoch ausgeführt, damit darin die Springer mit ihren Skiern komfortabel Platz haben. Der Antrieb (55 kW E-Motor) befindet sich am Berg, die Spanneinrichtung im Tal. Bei dieser Standseilbahn kommt ein konventionelles 2-Schienen-System zum Einsatz: „Das garantiert Stabilität und sorgt auch bei jeder Wetterlage für eine sichere und ruhige Fahrt zwischen Tal-, Mittel- und Bergstation. Auf der 420 m langen Strecke wurde eine Mittelstation eingerichtet, weil sich dort der Sprungrichterturm befindet“, informiert Hassler. Als Schienen hat man Eisenbahnschienen vom Typ S33 verwendet. Der Fahrbahnträger liegt teilweise direkt auf dem Fundament auf (z. B. vor der Berg- und oberhalb der Talstation), für die Strecke dazwischen waren aber 8 bis 10 m hohe Stützen erforderlich. Die neue Standseilbahn transportiert die Skispringer mit einer Fahrgeschwindigkeit von 2,50 m/s in rund fünf Minuten über den Sprunghügel hinauf zum Fuß des Schanzenturms. Dabei überwindet sie einen Höhenunterschied von 86 m. „Auf der Strecke haben wir zwei verschiedene Fahrbahnneigungen, deshalb kommt dort unser hydraulisches Neigungskorrektursystem zum Einsatz. Dadurch bleibt die Standposition der Kabine immer horizontal, und die Fahrt ist über die gesamte Strecke für die Passagiere komfortabel“, so Hassler.
Die Standseilbahn wird wie ein klassischer Personenaufzug im Automatikmodus betrieben, doch auch ein Intervallbetrieb ist möglich. Die Stationen werden videoüberwacht. Auf Wunsch des Betreibers verfügt die Anlage auch über einen Enteisungsmodus. Dazu Hassler: „Wenn z. B. viel Neuschnee oder sehr tiefe Temperaturen angesagt sind, dann kann man den Enteisungsmodus einschalten.
D. h. die Standseilbahn fährt in der Nacht automatisch einmal pro Stunde die gesamte Strecke ab, damit sich nicht zu viel Schnee auf der Fahrbahn ansammelt, und das Seil nicht auf den Rollen anfriert.“
Mit dem Bau der Standseilbahn für die Lugnet-Schanzenanlage im schwedischen Falun hat sich die Steurer Seilbahnen AG gegen starke internationale Konkurrenz erfolgreich durchgesetzt und konnte seine seilbahntechnische Kompetenz einmal mehr unter Beweis stellen.