Beschneiung

St. Moritz rüstet sich für die Alpine Ski-WM 2017

Die Engadin St. Moritz Mountains AG baut seit 2013 ihre technische Beschneiung massiv aus und setzt dabei erneut auf das Know-how des Beschneiungsexperten. Abgesehen von einer Reduzierung der bisherigen Einschneizeit ist die Verbesserung der Ökobilanz ein zentraler Aspekt dieses Vorzeigeprojekts.

von: Claudia Mantona

Nachdem die Engadin St. Moritz Mountains AG bereits bei der Alpinen Ski-WM 2003 in der technischen Beschneiung auf das Know-how von Demac­lenko Schweiz (damals noch Demac) gesetzt hat, vertraute das Seilbahnunternehmen auch bei den Vorbereitungen auf die Alpine Ski-WM 2017 auf die Kompetenz ihres langjährigen Kooperationspartners.

Im Zentrum der Überlegungen stand das Konzept der Wasserversorgung für die technische Beschneiung, das für die gestiegenen Anforderungen nicht mehr ausreichte. Außerdem wollte man die Zeit für die technische Grundbeschneiung drastisch verkürzen. Das Hochpumpen des Wassers war mit einem hohen Energieaufwand (Pumpleistung für über 1.000 m Höhenunterschied) verbunden.

Mit einem Wasserreservoir auf 2.525 m ü. M. wäre diese Vorgehensweise nicht mehr notwendig. Aus diesem Grund entschied sich die Engadin St. Moritz Mountains, in dieser Höhenlage direkt neben dem vorhandenen Natursee Lej Alv einen gleichnamigen Naturspeichersee (Nutzinhalt: 400.000 m³) zu errichten. Denn das dahinter liegende Val Schlattain weist das größte natürliche Wasser­einzugsgebiet auf. Darüber hinaus sollte dort eine schlagkräftige Pumpstation mit Kühlturmanlage realisiert werden. Ein weiterer wesentlicher Punkt war die Einbindung der bestehenden Beschneiungs-Infrastruktur in das neue Versorgungsnetz.

In Abstimmung mit dem Planungsbüro Klenkhart & Partner, das für die technische Gesamtplanung dieses Großprojekts verantwortlich war, wurde von Demaclenko Schweiz die neue schlagkräftige Beschneiungsanlage bis ins Detail geplant und ausgeführt. 

Voll im Zeitplan

Seit Sommer 2014 ist die Hauptbauphase in vollem Gange. Bei ­einem Lokalaugenschein Anfang August 2015 konnte man sich von den Baufortschritten überzeugen: Der Naturspeichersee Lej Alv stand kurz vor der Befüllung und auch die zweigeschossige Pumpstation mit Kühlturmanlage war bis auf ein paar Kleinigkeiten fertiggestellt.

Für die Projektabwicklung vor Ort war Rinaldo Kreuzer, Gebietsleiter Demaclenko Schweiz, verantwortlich: „Nachdem wir bereits 2013 im unteren Teil die Pumpstationen Marguns und Glüna auf den neuesten Stand der Technik gebracht hatten, haben wir jetzt die vorhandene Beschneiungs-Infrastruktur in die neue integriert. Das neue Beschneiungsnetz wurde hydraulisch in der Mitte geteilt. D. h. der untere Bereich wird weiterhin von der bestehenden Anlage versorgt (Grundwasserpumpwerk in St. Moritz/Grundwasserpumpwerk in Cele­rina). Den oberen Teil wiederum übernimmt die neue Pumpstation, die direkt im Seedamm des Naturspeichersees Lej Alv integriert ist. Schiebeschächte sorgen für noch mehr Flexibilität in der Wasserversorgung.“

Die Pumpstation

Die Pumpstation ist das Herzstück der technischen Beschneiung. Im Erdgeschoss der neuen Anlage ist die Elektrotechnik mit der SPS-Steuerung (Frey AG Stans) untergebracht und im Untergeschoss befindet sich die gesamte Hydraulik. Im Erstausbau wurden insgesamt 20 Pumpen in verschiedenen Größenordnungen mit einer Gesamtanschlussleistung von 3 MW eingebaut. Dazu gehören z. B. sieben KSB-Hochdruckpumpen mit einer Leistung von je 355 kW, wobei fünf Stück davon einen Durchsatz von 80 l/s und zwei eine Förderleistung von 60 l/s aufweisen.

Das ergibt einen Gesamtdurchsatz von 520 l/s, ein Ausbau auf 720 l/s ist möglich. Neben der Pumpsta­tion wurde eine Kühlturmanlage mit sechs Kühltürmen für die Kühlung von 225 l/s Wasser errichtet. Die Kühlturmanlage ist so ausgelegt, das bei Bedarf noch zwei ­weitere Kühltürme hinzukommen können. Kreuzer informiert: „Das Beschneiungskonzept sieht für die Pisten mit erster Priorität eine Einschneizeit von zirka 75 Stunden vor. Dabei geht es nicht nur um die Produktion von reinem Ersatzschnee, sondern um die Herstellung einer bestmöglichen Schneequalität. Weiße Pisten reichen nicht, sondern der Wintersportler soll das Gefühl vermittelt bekommen, auf Naturschnee zu gleiten.“

Im Zuge der Erweiterung der Beschneiungsanlage wurden insgesamt 9.050 m Feldleitungen verlegt. Dabei handelt es sich um TRM-Gussrohre in den Größen DN150 bis DN400 mit Schubsicherung, die die Druckklassen von 35 bis 85 bar abdecken. 

Die Schnee-Erzeuger

Demaclenko Schweiz hat den Auftrag bekommen, in einem Zeitraum von drei Jahren die Schnee-Erzeuger auf der gesamten WM-Strecke zu ersetzen. Auch die 2003 installierten PIC-Propellermaschinen auf Turm werden wegen der reduzierten Einschneizeiten ausgetauscht. Kreuzer erklärt: „Insgesamt werden von uns 90 Schnee-Erzeuger ausgeliefert, dabei handelt es sich vorwiegend um unsere besonders leistungsstarke Propellermaschine Titan in den verschiedenen Ausführungen (Titan AT, Titan X AMK, Titan Silent). Der Grund für diese Konzentration auf die Titan sind auch die Erfahrungen, welche die Engadin St. Moritz Mountains AG mit den von uns im Vorjahr ausgelieferten 22 Stück auf Turm gemacht hat. In der Regel sprechen wir hier von Wurfweiten von 40 m bis 70 m, d. h. die Titan bläst den Schnee dorthin, wo er gebraucht wird. Das sorgt für kürzere Verarbeitungszeiten auf der Piste. Bei Stütze 9 beispielsweise wurde eine Titan auf Turm installiert, die Wurfweiten von 120 bis 140 m erzielt. Ein weiterer Pluspunkt ­unserer Titan ist der geringe Energieverbrauch.“

Der Naturspeichersee

Eine verbesserte Ökobilanz der technischen Beschneiung war ein wesentliches Ziel der Engadin St. Moritz Mountains AG. Der Naturspeichersee Lej Alv ist so naturnah wie möglich gestaltet und wird während der Frühjahresschmelze durch natürlichen Zulauf gefüllt. Dadurch können pro Seefüllung im Vergleich zur Ausgangssituation zirka 2.000 MWh an Strom eingespart werden.

Das Großprojekt sorgte im Alpenraum für Aufsehen, hunderte von Besuchern nahmen an den Führungen auf der Baustelle teil. COO Adrian Jordan, Technik-Leiter bei der Engadin St. Moritz Mountains AG, betont: „Für die Projektrealisierung haben wir die Besten der Besten ausgewählt. Da ich die ­Arbeitsweise von Rinaldo Kreuzer von Demaclenko Schweiz kenne, wollte ich ihn unbedingt bei diesem Großprojekt dabei haben. Die Leistung der beteiligten Professionisten war hervorragend.“

Lokalaugenschein im August 2015 in der neuen Pumpstation, die im Seedamm des Naturspeichersees Lej Alv integriert ist, v. li. n. re: Peter Widmer, Geschäftsführer Demaclenko Schweiz, Reto Bieri, stellv. technischer Direktor Engadin St. Moritz Mountains AG, COO Adrian Jordan, Technik-Leiter Engadin St. Moritz Mountains AG, und Rinaldo Kreuzer, Gebietsleiter Demaclenko Schweiz.
Die sieben Hochdruckpumpen à 355 kW sorgen im Erstausbau für eine Gesamtanschlussleistung von 520 l/s.
Die zweigeschossige Pumpstation (Elektrotechnik im Erdgeschoss, Hydraulik im Untergeschoss) mit Kühlturmanlage mit vorerst sechs Kühltürmen für die Kühlung von 225 l/s Wasser.
Fotos: C. Mantona (3), Demaclenko (1)
In einem Zeitraum von drei Jahren werden die Schnee-Erzeuger auf der gesamten WM-Strecke ersetzt. In Summe werden es zirka 90 Stück aus dem Hause Demaclenko sein. Bislang wurde ausschließlich die Propellermaschine Titan in den verschiedenen Ausführungen ausgeliefert.
Fotos: C. Mantona (3), Demaclenko (1)

Foto: Doppelmayr

Compagnie du Mont-Blanc und Doppelmayr France stellten bei der Fachmesse Mountain Planet in Grenoble das Wiederaufbauprojekt der Grand Montets vor.…

Weiterlesen
Foto: Axess AG/leorosasphoto.com

Die Axess AG, Anbieter von Ticketing- und Zutrittssystemen, verzeichnete im letzten Geschäftsjahr ein Plus von 10 %. 

Weiterlesen
Foto: Tourismusverband Großarltal

In einer ersten Hochrechnung kommt die Branche auf 48,6 Millionen Skier Days bis Ende März.

Weiterlesen
Foto: Demaclenko

Das Vorgängermodell Evo 3.0 wurde von Demaclenko komplett überarbeitet und rundum verbessert. Die neue Evo 4.0 Propellermaschine ist leistungsstark,…

Weiterlesen
Visualisierung: Bergbahnen Fieberbrunn / Thomas Fliri

Eine neue, moderne Einseilumlaufbahn wird von den Bergbahnen Fieberbrunn mit Unterstützung von Einheimischen und Gästen finanziert.

Weiterlesen
Foto: Doppelmayr Seilbahnen GmbH

Mit „Doppelmayr Digital Training“ erweitert der Seilbahnhersteller sein Schulungsangebot in Form von Online-Schulungen. Angeboten werden hochwertige…

Weiterlesen
Foto: Axamer Lizum Bergbahn

Nach einer dreijährigen Testphase in sechs großen Skigebieten hat Axess die ersten "Bluetooth Low Energy"-Standardsysteme in Österreich in Betrieb…

Weiterlesen
Foto: Seilbahnen Schweiz

Die Ersteintritte in den Schweizer Skigebieten vom März sind vergleichbar mit jenen vom

Februar, und die Skigebiete bilanzieren mit einem Plus von 5…

Weiterlesen
Foto: Neveplast

Vater Aldo und die Brüder Edoardo und Niccolò Bertocchi gründeten vor einem Vierteljahrhundert Neveplast. Niccolò Bertocchi blickt im Gespräch mit der…

Weiterlesen
Foto: TVB Paznaun

Experten zeigten im Rahmen des Seilbahntags am 3. April in der Silvretta Therme Ischgl auf, warum es sich gerade in Anbetracht des demografischen…

Weiterlesen
Foto: Axess

Im Hinblick auf den zunehmenden Digitalisierungsbedarf von Skigebieten und Tourismusorten sowie ihrer sich ständig verändernden Entwicklung hat Axess…

Weiterlesen
Foto: Silvrettaseilbahn AG

Nach dem Neustart und der Wahl des neuen Vorstandes im Herbst 2023 gibt es nun auch eine neue Spitze für den Verein mit Sitz in Innsbruck.

Weiterlesen
Foto: J. Nejez

Es ist jetzt 43 Jahre her, dass ich als noch wenig erfahrener Amtssachverständiger für Seilbahntechnik mit einer heiklen Aufgabe betraut worden bin:…

Weiterlesen
Foto: Doppelmayr Seilbahnen GmbH

Nachdem die Doppelmayr-Gruppe ein Patent für Videoüberwachung übernehmen konnte, ist der Weg für den autonomen Seilbahnbetrieb von Kabinen- und…

Weiterlesen
Foto: Dir. Thomas Moritz 

Die Kooperation des Wirtschaftsförderungsinstituts (WIFI) mit einem der bekanntesten Wintersportgebiete der Welt ermöglicht Schülerinnen und Schüler…

Weiterlesen