Bahnen

Spektakuläre Bahn zum Gemmipass

Im Walliser Thermalbadgebiet Nr. 1 hat Bartholet eine neue moderne Pendelbahn zum Gemmipass gebaut.

Da die Konzession der mehrmals modernisierten klassischen Von-Roll-Pendelbahn aus dem Jahr 1957 von Leukerbad zum Gemmipass im Jahr 2015 ablaufen würde (siehe ISR 5/2010, S. 21), haben sich die Bahnbetreiber und -inhaber – die Familie Loretan – für einen Neubau entschieden. Diese spektakulär entlang der schroffen Gemmiwand hinaufkletternde Bahn mit einem Bodenabstand von bis zu 300 m dient vor allem dem Sommertourismus am Gemmipass, sei es dem traditionellen Passübergang von Kandersteg im Berner Oberland ins Wallis, einem kurzen Ausflug mit einer weiteren Pendelbahn mit 8er-Kabinen zum Daubensee, dem einzigartigen neuerrichteten Erlebnisklettersteig in der Gemmiwand direkt unter der Bergstation oder einfach nur dem Verweilen im Berghotel und Restaurant Wildstrubel. Im Winter werden vor allem die Langlaufloipen um den Daubensee und Lämmerboden geschätzt, ein Skigebiet gibt es am Gemmipass nicht.
Die Vorstellung des Betreibers war klar: Man möchte eine zeitgemäße Pendelbahn mit Doppeltragseiltechnik und ohne Fangbremsen, ohne die nahe der Talstation bestehende Stütze, mit größeren modernen Panoramakabinen und mit höherer Förderleistung bauen. Der Bahnbetrieb sollte in der Regel ohne Wagenbegleiter abgewickelt werden und die Bausubstanz der Tal- und Bergstation sollte vollständig erhalten bleiben.

Kurze und schwierige Bauphase

Im harten Wettbewerb um diesen Prestigeauftrag hat schließlich die Firma Bartholet mit ihren technischen Lösungen überzeugt. Für den Abbau der alten und für die Montage der neuen Seilbahn waren die Montagefirmen Tüfer Gebrüder GmbH und die Zurbrügg Seilbahnen + Montagen GmbH zuständig. Mit dem Abbruch der alten Bahn wurde am 19. März 2012 begonnen und schon am 30. Juni war die neue Bahn trotz der im Frühling herrschenden Wetterkapriolen für die Eröffnung der Sommersaison 2012 fertiggestellt.
Da die Bergstation nur mit der Seilbahn zu erreichen ist, wurde das gesamte Material vor Baubeginn mit der alten Bahn auf den Berg gebracht und dort gelagert, um nach dem Abbruch der alten Bahn alle Bauteile an der Baustelle zur Verfügung zu haben. Die Baustelle der einzigen Trassenstütze auf einem Felsvorsprung ist noch schwieriger zu erreichen als die Bergstation, und deswegen wurde während der Bauphase von der Bergstation zur Stütze eine Materialseilbahn gebaut. Zur Montage dieser Fachwerkstütze wurde der Kamov Hubschrauber der Heliswiss mit 5 t Hebevermögen eingesetzt. Wegen Platzmangels an der Baustelle mussten die Stützenteile vor dem Transport auf einem Parkplatz in Leukerbad vormontiert werden. Durch eine entsprechend große Spurweite auf dieser Stütze wurde die nötige Freigängigkeit bei der Kabinenkreuzung in Trassenmitte erreicht und so konnten auch die beiden alten Stationsgebäude weiterverwendet werden. Für die breiteren neuen Kabinen wurde mittels Schiebebahnsteigen Platz geschaffen.

Bahn mit technischen Besonderheiten
Zur Aufnahme der größeren Seilspannkräfte war es nötig, die Verankerung der Bergstation mit 700-kN-Felsankern zu verbessern. Alle vier vollverschlossenen Tragseile verfügen über Lichtwellenleiter, die zur Datenübertragung für den Bahnbetrieb, für die Swisscom und für das Militär dienen. Die Tragseilmuffen wurden vergossen.
Der 330-kW-Antrieb befindet sich in der Bergstation, wo auch eine Winde für die Bergungswagen angeordnet ist; wegen des unbegehbaren Geländes ist fast auf der ganzen Trassenlänge Bergung entlang des Seiles nötig. Man hofft, dass man die Bergebahn nie brauchen wird, wie es auch bei der alten Bahn während der fast 55 Betriebsjahre der Fall war. Die Wagen verfügen über keine Tragseilbremsen, die Verbindung der Zugseilschleife mit den beiden Laufwerken erfolgt jeweils mittels zweier Seilklemmen. Das Zugseil ist im Tal gewichtsgespannt. Die Bahn kann im Normalbetrieb mit bis zu 7,0 m/s ohne Wagenbegleiter fahren. Mit Wagenbegleitern ist eine größte Nennfahrgeschwindigkeit von 10,0 m/s (mit Absenkung auf 7,0 m/s bei der Stützenüberfahrt) möglich.
Beide von Carvatech gelieferten Panoramakabinen fassen 35 Personen und sind mit einem Bildschirm für Informationen und mit Gegensprechanlage ausgerüstet.
„Auch wenn uns der Abschied von der alten Bahn – die über 50 Jahre ohne nennenswerte Probleme funktioniert hat – sehr schwer gefallen ist, können wir bereits nach dem ersten Betriebsjahr der neuen Bahn feststellen, dass unsere Entscheidung für diese 8-Mio.-Franken-Investition richtig war“, teilte der Hotel- und Bahnbesitzer Wolfgang Loretan der ISR mit.

Roman Gric

TECHNISCHE DATEN
Zweiseil-Pendelbahn Leukerbad – Gemmi


Seehöhe Talstation 1.425 m
Seehöhe Bergstation 2.345 m
Schräge Länge 1.738 m
Höhenunterschied 920 m
Stützenanzahl 1
Tragseildurchmesser 2 x 40 mm
Zugseildurchmesser 28 mm
Antrieb Berg
Zugseil-Spanneinrichtung Tal
Fahrzeuganzahl 2
Kabinenfassungsraum 35 Pers.
Motorleistung 330 kW
Fahrgeschwindigkeit 7,0 m/s (10 m/s)
Förderleistung 335 P/h
Gesamtbaukosten 8 Mio. CHF

Beteiligte Firmen:

Seilbahntechnik BMF Bartholet, Flums
Elektrotechnik Frey AG, Stans
Kabinen Carvatech, Gmunden
Seile Teufelberger, Wels
Montage Tüfer Gebrüder, Davos, und
Zurbrügg Seilbahnen + Montagen, Frutigen


Die Gemmibahn überwindet vor der Kulisse der schroffen Gemmiwand fast 1.000 m Höhenunterschied. Foto: R. Gric

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