Der Bergsommer 2011 ist gelaufen, in einigen Regionen besser als prognostiziert oder es auch zu erwarten gewesen wäre auf Grund der extrem wechselhaften Witterung mit hohen Temperaturen bis in die Gletscherwelt und kurzfristigen Schneefällen weit unter die 2.000-m-Grenze. Nach feuchtwarmem Beginn, dann besonders kalten „Durchhängern“ im Juli – dem drittkältesten seit 30 Jahren – hat uns zumindest der August „Verwöhntage“ geschenkt und nicht nur die Bäder ausgelastet. Viele „flohen“ in die Berge.
Vielerorts kann bei den Bergbahnen auch für die Saison 2011 eine positive Bilanz gezogen werden, wenngleich die Sommerfrequenzen und -umsätze im Jahresblick oft nur einen Bruchteil der Jahresergebnisse darstellen. Immerhin, es gab da und dort auch Zuwächse. Profitiert haben vor allem jene „Sommerbahnen“, die mit Innovationen, Erlebniswelten, Naturinszenierungen u.Ä.m. entsprechende Attraktionen, nicht zuletzt für Familien, bieten, sozusagen die Sinne ansprechen. Wichtig und gefragt dabei ist die Angebots-Differenzierung, nicht der übliche Bauchladen mit ein bißchen von allem.
Nun steht der Winter vor der Tür. Hoffentlich fehlen uns nicht die Niederschläge vom Juni und Juli. Aber, was soll‘s – wenn die Temperaturen stimmen, werden die Schneiaggregate schon – wie im vergangenen Winter – wieder für perfekte weiße Pisten sorgen. Und: Neben der Jahr für Jahr zu Beginn der Skisaison ausbrechenden politischen und medialen Diskussion über die „unverschämt hohen Skipasspreise“, wonach das Skifahren bald nicht mehr leistbar sei, wird nach den ersten Skiunfällen wieder die Schlagzeile „Schlachtfeld Piste“ lauten.
Hand aufs Herz: Die Seilbahnunternehmen haben seit vielen Jahren ihr Bestes getan, um die Pisten sicher zu machen und die Schneesportler vor den sogenannten atypischen Hindernissen zu schützen. Die „Verkehrssicherungspflichten“ werden von ihnen sehr ernst genommen und manchmal – was aber auch nicht dienlich ist – sogar übererfüllt!
Leider hält die Selbsteinsicht der Sportler hier nicht mit. Die vielfach anzutreffende Vollkaskomentalität, die aus dem angelsächsischen Raum übergeschwappte Rechtspflege und die mediale Überzeichnung haben eines bewirkt: Die Pistenbenützer fühlen sich oft nicht für ihr eigenes Fehlverhalten beim Schneesport zuständig bzw. schuldig, sondern „delegieren“ dies vielfach an den Pistenhalter und decken die Seilbahnunternehmen mit zum Teil absurden Klagen ein. Nach dem Motto „Probieren wird man wohl dürfen“, maßgeblich auch unterstützt von dritter Seite – wer damit gemeint ist, sei hier den Lesern überlassen.
Nötig ist jedenfalls eine breite intensive Diskussion über die persönliche Verantwortung jedes Einzelnen, insbesondere auch im Schneesport, und nicht der Ruf nach dem Gesetzgeber, sprich nach eigenen Pistengesetzen mit Regeln und Sanktionen wie im Straßenverkehr. Gott bewahre uns vor solchen Propagandisten! Eigenverantwortung sollte in allen Bereichen des Lebens das bestimmende Credo sein; auch für uns gilt es Überzeugungsarbeit zu leisten!
Helmut Lamprecht