Technik

Solarstrom für Seilbahnbetrieb

Am Pitztaler Gletscher wurde auf ca. 3.000 m Seehöhe Europas höchstgelegenes Photovoltaikkraftwerk errichtet. Nach der Inbetriebnahme Mitte Oktober wird es mehr als ein Drittel der im Skigebiet benötigten Energie liefern.

Mit der Fotovoltaikanlage am Pitztaler Gletscher wurde echtes Neuland betreten. Noch nie wurde in einer solchen Höhe und unter solchen Umgebungsbedingungen ein Solarkraftwerk dieser Größe gebaut. Die Anlage besteht aus zwei Teilen, aus der Freifeldanlage und der Fassadenanlage des „Snowmakers“ (eine stationäre Schneeerzeugungsanlage).

Die Freifeldanlage besteht aus 3.504 Fotovoltaikmodulen, die auf einem Fachwerkträgersystem in einer Höhe von ca. 4 m montiert sind. Die Fundierung der Steher erfolgt mittels 5 bis 6 m langer Felsanker. Durch diese Art der Konstruktion bleiben die Eingriffe in die Natur möglichst gering.

Die Spitzenleistung des gesamten Solarkraftwerks von knapp mehr als 1 MWp (Mega Watt Peak) wird zu 93 % von der Freifeldanlage geliefert, der Rest von der Fassadenanlage. Es ist als Überschuss-Einspeiseanlage ausgeführt. So ist es möglich, den erzeugten Strom direkt zur Versorgung aller Verbraucher im Skigebiet zu nutzen. Mehr als ein Drittel der benötigten Energie im Skigebiet kann mit der Photovoltaikanlage abgedeckt werden. Bei der Planung wurde besonders darauf geachtet, die Anlage am energetischen Lastschwerpunkt im Skigebiet zu errichten, um möglichst viel Energie direkt und ohne große Verluste zu verbrauchen.

Aufgrund der außergewöhnlichen Bedingungen, die an diesem Standort herrschen, ist von einer Ertragssteigerung von ca. 40 % gegenüber Anlagen im Tal auszugehen. Dies bestätigen diverse Testanlagen, die an diesem Standort bereits seit mehr als einem Jahr betrieben werden. Zu den besonderen Standortbedingungen gehören unter anderem die erhöhte Sonneneinstrahlung, die niedrigen mittleren Jahrestemperaturen sowie die saubere Luft und die vielen Sonnenstunden. Besonders günstig wirken sich die hohen Reflexionsgrade aufgrund der Schneedecke aus. Durch diese positiven Umstände wird von einem Jahresertrag von ca. 1.450.000 kWh ausgegangen. Mit einem solchen Jahresertrag könnten rund 400 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. Wenn alle Module nebeneinander gelegt werden, würde das eine Länge von ca. 6 km ergeben.

Aufgrund der extremen Belastungen und Witterungseinflüsse müssen spezielle hochwertige und belastbare Module verwendet werden. Eine Flächenbelastbarkeit von über 8.000 N/m2 war Grundvoraussetzung für die Auswahl des richtigen Modulherstellers.

Die Fehlererkennung und Wartung der Anlage stellt ebenfalls eine besondere Herausforderung dar. Darum haben sich die Konstrukteure für ein DC-optimiertes Wechselrichtersystem entschieden. Einzelausfälle oder Leistungsschwankungen haben dabei keinen Einfluss auf die Funktion der Gesamtanlage, und über das Monitoringsystem auf Modulebene können Wartungseinsätze gezielt am fehlerhaften Modul geplant und ausgeführt werden.

Bauablauf

Für die Errichtung der Fotovoltaikanlage stand aufgrund der Höhenlage nur ein verhältnismäßig kleines Zeitfenster zur Verfügung. Noch bei Schneelage wurden im Juni diverse Vorbereitungsarbeiten durchgeführt, gefolgt von den schweren Bauarbeiten im bereits ausgeaperten Gelände in den Monaten Juli und August. Dem folgten dann die elektrotechnischen Fertigstellungsarbeiten und für Mitte Oktober ist die Inbetriebnahme geplant.

Wirtschaftlichkeit

Die Investitionskosten – nicht ganz einfach aus dem Gesamthaushalt herauszurechnen – liegen bei 2,6 Mio. Euro. Dieser vergleichsweise hohe Betrag ergibt sich aus der Höhenlage der Baustelle und der Tatsache, dass es sich um ein Pilotprojekt handelt, bei dem sich – wie meistens in solchen Fällen – unvorhersehbare Schwierigkeiten mit Zusatzkosten zu Buche schlagen. Das ergibt auch eine für Solarkraftwerke unüblich lange Amortisationszeit von geschätzten 15 Jahren – bezogen rein auf die Stromkosten; die Pitztaler Gletscherbahnen wollen jedoch durch die umweltfreundliche Stromversorgung mittels erneuerbarer Energie ihr positives Umweltbewusstsein dokumentieren und auch PR-mäßig nützen.

Der für die Planung und Bauleitung der Photovoltaikanlage zuständige Projektleiter, Ing. Florian Jamschek von der Fa. ehoch2 energy engineering, ist davon überzeugt, das Anlagen wie die auf dem Pitztaler Gletscher für viele Seilbahnunternehmen, insbesondere solche mit hochgelegenen Skigebieten, eine wirtschaftlich und umwelttechnologisch sinnvolle Investition im Bereich nachhaltiger Energieversorgung darstellen.

Josef Nejez

Technische Daten

  • Freifeldanlage: Fotovoltaikmodule auf Fachwerkträgersystem
  • 3.504 Stk. Module mit je 275 Wp (mit über 8.000 N/m2 Flächenlast belastbar)
  • Lauflänge der Modulreihen: ca. 1.500 m (mit jeweils vier Modulen liegend übereinander)
  • 73 Modulfelder und ein daraus resultierenden Stützenabstand von über 20 m
  • Fundamentfläche insgesamt nur ca. 100 m²
  • DC-optimiertes Wechselrichter-Layout mit Doppelmodulerkennung (1.752 Stk. Optimierer mit 700 W)
  • 57 Stk. Wechselrichter mit jeweils 17 kWp Nennleistung und speziellen Spezifikationen (Seehöhe)
  • Überwachung der Anlage auf Modulebene zur erleichterten Fehlererkennung und Wartung
  • Spitzenleistung inklusive Fassadenanlage 1 MWp
  • Jahresertrag ca. 1.450.000 kWh
So etwa wird das Solarkraftwerk am Pitztaler Gletscher bei Schneelage aussehen (Visualisierung), Foto: ehoch2 energy engineering

Foto: Axess AG/leorosasphoto.com

Die Axess AG, Anbieter von Ticketing- und Zutrittssystemen, verzeichnete im letzten Geschäftsjahr ein Plus von 10 %. 

Weiterlesen
Foto: Tourismusverband Großarltal

In einer ersten Hochrechnung kommt die Branche auf 48,6 Millionen Skier Days bis Ende März.

Weiterlesen
Foto: Demaclenko

Das Vorgängermodell Evo 3.0 wurde von Demaclenko komplett überarbeitet und rundum verbessert. Die neue Evo 4.0 Propellermaschine ist leistungsstark,…

Weiterlesen
Visualisierung: Bergbahnen Fieberbrunn / Thomas Fliri

Eine neue, moderne Einseilumlaufbahn wird von den Bergbahnen Fieberbrunn mit Unterstützung von Einheimischen und Gästen finanziert.

Weiterlesen
Foto: Doppelmayr Seilbahnen GmbH

Mit „Doppelmayr Digital Training“ erweitert der Seilbahnhersteller sein Schulungsangebot in Form von Online-Schulungen. Angeboten werden hochwertige…

Weiterlesen
Foto: Axamer Lizum Bergbahn

Nach einer dreijährigen Testphase in sechs großen Skigebieten hat Axess die ersten "Bluetooth Low Energy"-Standardsysteme in Österreich in Betrieb…

Weiterlesen
Foto: Seilbahnen Schweiz

Die Ersteintritte in den Schweizer Skigebieten vom März sind vergleichbar mit jenen vom

Februar, und die Skigebiete bilanzieren mit einem Plus von 5…

Weiterlesen
Foto: Neveplast

Vater Aldo und die Brüder Edoardo und Niccolò Bertocchi gründeten vor einem Vierteljahrhundert Neveplast. Niccolò Bertocchi blickt im Gespräch mit der…

Weiterlesen
Foto: TVB Paznaun

Experten zeigten im Rahmen des Seilbahntags am 3. April in der Silvretta Therme Ischgl auf, warum es sich gerade in Anbetracht des demografischen…

Weiterlesen
Foto: Axess

Im Hinblick auf den zunehmenden Digitalisierungsbedarf von Skigebieten und Tourismusorten sowie ihrer sich ständig verändernden Entwicklung hat Axess…

Weiterlesen
Foto: Silvrettaseilbahn AG

Nach dem Neustart und der Wahl des neuen Vorstandes im Herbst 2023 gibt es nun auch eine neue Spitze für den Verein mit Sitz in Innsbruck.

Weiterlesen
Foto: J. Nejez

Es ist jetzt 43 Jahre her, dass ich als noch wenig erfahrener Amtssachverständiger für Seilbahntechnik mit einer heiklen Aufgabe betraut worden bin:…

Weiterlesen
Foto: Doppelmayr Seilbahnen GmbH

Nachdem die Doppelmayr-Gruppe ein Patent für Videoüberwachung übernehmen konnte, ist der Weg für den autonomen Seilbahnbetrieb von Kabinen- und…

Weiterlesen
Foto: Dir. Thomas Moritz 

Die Kooperation des Wirtschaftsförderungsinstituts (WIFI) mit einem der bekanntesten Wintersportgebiete der Welt ermöglicht Schülerinnen und Schüler…

Weiterlesen
Foto: Aniela Lea Schafroth

Klimawandel in alpinen Gebieten, (Er)Lebensraumgestaltung und KI am Berg waren Kernthemen des 33. TFA TourismusForum Alpenregionen vom 18. bis 20.…

Weiterlesen