Auf dem Zwölferkogel in Hinterglemm sollen alle Bewerbe der Ski-WM 2025 stattfinden. Während zum Teil auf unterschiedlichen Pisten gefahren wird, fließt alles in einem einzigen Zielraum zusammen.
Foto: saalbach.com / Christian Wöckinger
Seilbahnen

ISR-INTERVIEW

Ski-WM 2025: Auf dem Weg zum Green Event

Manuel Hirner, Geschäftsführer der Bergbahnen Saalbach-Hinterglemm GmbH (BBHS) sprach mit der ISR über die Bedeutung von Events für zielgruppengenaues Marketing, die Ski-WM 2023 als Green Event und die Bedeutung von guter Beschneiung für die erfolgreiche Wintersaison 2022/23.

ISR: Herr Hirner, die Bergbahnen Saalbach-Hinterglemm GmbH ist eine von drei Seilbahngesellschaften in Saalbach-Hinterglemm. Wie arbeiten die drei Bergbahn-Unternehmen und der Tourismusverband zusammen?

Manuel Hirner: Die Zusammenarbeit zwischen den Bergbahnunternehmen und dem Tourismusverband verläuft sehr harmonisch, auch weil wir dieselben Interessen verfolgen. Der überwiegende Teil der Skifahrer auf unseren Pisten sind Nächtigungsgäste mit einer durchschnittlichen Verweildauer von 5,2 Tagen.

ISR: Welche Folgen hat dies für Ihren Marktauftritt?

Bei unserem Marktauftritt versetzen wir uns in die Perspektive unserer Gäste, die den Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn als eine Einheit betrachten. Aus diesem Grund haben wir beispielsweise unter saalbach.com einen zentralen Internet-Auftritt. Den Namen Saalbach haben wir aus pragmatischen Gründen deshalb gewählt, weil dies seit jeher der gängigere Begriff und damit die europaweit bekanntere Marke ist. Generell versuchen wir auf allen Ebenen, die „User Experience“ unserer Gäste so einfach wie möglich zu gestalten und bieten dabei grenzenloses Skivergnügen. Zusammen mit Leogang und Fieberbrunn verfügen wir über 270 Pistenkilometer, 70 Seilbahnen und 60 Hütten – ein unschlagbares Angebot, wie wir meinen!

ISR: Geht man auf die Website von saalbach.com stechen einem sofort verschiedenste Veranstaltungen ins Auge …

Manuel Hirner: Wir sehen Events als einen elementaren Bestandteil unserer Marketing-Strategie – und als Zusatzleistung für unsere Gäste. Über den Charakter einer Veranstaltung können wir exakt bestimmte Zielgruppen ansprechen, wir gehen damit bewusst weg vom „Gießkannenprinzip“ im Marketing. Zudem helfen uns Events natürlich, auch außerhalb der Hauptsaison Gäste in unser Skigebiet zu bringen. Wichtig für uns ist, dass unsere Veranstaltungen nicht „künstlich aufgesetzt“ wirken, sondern dass sie zu unserem Lifestyle passen – und dass sich darin auf natürliche Weise das jugendlich-sportaffine Lebensgefühl der Bewohnerinnen und Bewohner von Saalbach-Hinterglemm widerspiegelt.

ISR: Die wohl größte Veranstaltung, die in nächster Zeit auf Saalbach-Hinterglemm zukommt, ist die Ski-WM 2025. Wie bereiten Sie sich darauf vor?

Manuel Hirner: Veranstalter der WM ist der ÖSV, mit dem wir in allen Belangen sehr gut zusammenarbeiten. Wir versuchen derzeit intensiv, aus der Ski-WM 2025 ein Green Event zu machen – und damit ein deutliches Zeichen für nachhaltigen Wintersport zu setzen. Dafür müssen wir bestimmte Kriterien erfüllen. Wir setzen auf eine WM der kurzen Wege, auf den „Gigantomanismus“ von vergangenen Veranstaltungen wollen wir bewusst verzichten, und der Skisport im ursprünglichen Sinn muss wieder klar im Zentrum des Geschehens stehen.

ISR: Wie kann man sich das konkret vorstellen?

Manuel Hirner: Im Zentrum der Ski-WM wird ein einziger Berg stehen – der Zwölferkogel nahe dem Zentrum von Hinterglemm. Alle Bewerbe werden auf diesem Berg teilweise auf unterschiedlichen Pisten stattfinden – doch es wird nur einen einzigen Zielraum geben, an dem alles zusammenfließt. Dieser ist über eine Fan-Meile vom Hinterglemmer Ortszentrum einfach zu Fuß zu erreichen. Für weiter entfernte Orte bzw. Unterkünfte bieten wir ein System von Shuttle-Diensten zum Zwölferkogel an, was das Verkehrsaufkommen weiter senkt. Zudem verfolgen wir das neue Konzept der „Anreise per Ski“: Wer beispielsweise in Fieberbrunn, Leogang oder Saalbach wohnt, kann auf Skiern zur WM kommen und mit dem gültigen Skipass entlang der Strecke die Rennläufer bestaunen. Unser Ziel ist es dabei auch, WM-Zuseher länger in unseren Skigebieten zu halten. Trotz dieser WM dreht sich der Skicircus wie gewohnt.

ISR: Zu einem anderen Thema: Wie ist die Wintersaison 2022/23 bis jetzt für Sie verlaufen?

Manuel Hirner: Viel besser, als wir ursprünglich gedacht haben. Wir dürfen uns über eine gute Saison freuen. Bei den Ersteintritten liegen wir in diesem Winter bis jetzt 22 % über dem Niveau der Vorjahressaison 2021/22. Wir sind demnach auf dem besten Weg, unser Vor-Corona-Niveau wieder zu erreichen.

ISR: Die zeitweisen Wärmephasen in diesem Winter stellten kein Problem dar?

Manuel Hirner: Es war zwar herausfordernd, aber wir sind generell bei der technischen Beschneiung sehr gut aufgestellt. Wir setzen bereits seit mehreren Jahren auf GPS-basierte Schneehöhenmessung, was sich bestens bewährt hat und unsere Beschneiung sehr effektiv macht. Zudem haben wir während einer Kältephase im Dezember 2022 eine sehr gute Grundbeschneiung durchführen können und damit eine sehr solide Schneedecke aufgebaut, die sicher bis Saisonende anhalten wird. In diesem Zusammenhang möchte ich mich ausdrücklich bei unseren Schneimeistern und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre herausragenden Leistungen bedanken.

ISR: Welche Investitionen planen Sie in absehbarer Zeit?

Manuel Hirner: Wir investieren laufend in unsere Anlagen und sind deshalb, was Seilbahnen und Infrastruktur betrifft, sehr gut aufgestellt. Für die WM am Zwölferkogel haben wir die erst 2019 errichtete 10er-Kabinenbahn zur Verfügung. Abgesehen von den laufenden Optimierungen im Bereich Beschneiung planen wir seitens der BBSH im kommenden Jahr keine größeren Anschaffungen für den Winter. Wir forcieren jedoch kontinuierlich den Ausbau unseres Sommer-Angebots. Unter anderem schaffen wir neue Sommer-Attraktionen rund um den Speicherteich Rosswald, zudem wird der Abenteuerweg Berg Kodok im Bereich des Reiterkogels von Grund auf erneuert. Insgesamt sehen wir im Sommer beträchtliches Potenzial. Nicht nur in den Bereichen Familien und Bike, sondern auch was den „klassischen“ Wandertourismus betrifft. Hier bekommt auch das Netz an Weitwanderwegen zunehmende Bedeutung.

ISR: Welche Investitionen gibt es darüber hinaus in anderen Teilen von Saalbach-Hinterglemm?

Manuel Hirner: Über den Sommer 2023 bauen die Saalbacher Bergbahnen den Limberg 8er, eine 8er-Sesselbahn der D-Line von Doppelmayr, mit einer 56-kWp-PV-Anlage an der Fassade der Talstation. Dazu kommen Investitionen der Bergbahnen bei der nachhaltige Energiegewinnung: Die Hinterglemmer Bergbahnen errichten derzeit ein Kleinwasserkraftwerk im Bereich Hinterglemm. Darüber hinaus werden gegenwärtig Windkraftanlagen auf der Hochalm im hinteren Bereich des Glemmtales projektiert. Dazu installieren wir natürlich laufend neue Photovoltaik-Elementen an unseren Gebäuden.

ISR: Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit für die Bergbahnen Saalbach-Hinterglemm insgesamt?

Manuel Hirner: Einen sehr hohen. Allerdings vergessen manche, dass Nachhaltigkeit neben der ökologischen auch eine wirtschaftliche und eine soziale Komponente hat. Die Seilbahnen im Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn bieten mehr als 600 Menschen Arbeit. Den Menschen in unserer Region ist durchaus bewusst, dass die Natur die Grundlage ist, von der wir leben. Den ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekten von Nachhaltigkeit dürfen wir demnach nicht als Gegensätze begreifen – sondern es muss alles zusammenspielen!

ISR: Wir danken für das Gespräch!

Dieter Krestel

Das Interview wurde am 10. März 2023 geführt.


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