Eher zufällig spezialisierte sich Josef Nejez im Fachgebiet Seilbahnbau. Unmittelbar nach dem Abschluss seines Bauingenieurstudiums an der Technischen Universität Wien im Jahr 1970 wurde er Assistent am Institut für Eisenbahnwesen, Spezialbahnen und Verkehrswirtschaft der TU Wien – nicht etwa wegen einer Vorliebe für Eisenbahnen, sondern weil einfach eine Assistentenstelle frei war. Der damalige Institutsvorstand, Prof. Edwin Engel, legte großen Wert darauf, dass seine Assistenten dissertierten und versorgte sie vorzugsweise mit Themen aus dem Seilbahnwesen. So auch Dipl.-Ing. Josef Nejez, der im Jahr 1976 mit seiner Dissertation „Der Einfluss des Seitenwindes auf die Wahl der Spurweite von Pendelbahnen“ das technische Doktorat erwarb. Nach weiteren drei Jahren bei Prof. Engel stellte sich für Dr. Nejez die Frage nach der Veränderung seiner Berufslaufbahn. In die engere Wahl kamen der Baudienst der Österreichischen Bundesbahnen und die Seilbahnbehörde im österreichischen Verkehrsministerium.
Die interessantere Tätigkeit schien im Verkehrsministerium zu winken, und so wurde Dr. Nejez 1979 seilbahntechnischer Amtssachverständiger in der Seilbahnaufsichtsbehörde. Leiter der technischen Abteilung war damals der legendäre „Seilbahnpapst“ Prof. Karl Bittner – wohl nur mehr wenigen älteren Seilbahnern persönlich bekannt –, der 1980 von Prof. Erwin Wrbka, in der Seilbahnbranche als korrekter Beamter und liebenswerter Mensch geachtet, als Abteilungsleiter abgelöst wurde.
Bis 1987 blieb Dr. Nejez in dieser Abteilung und nützte die Anregungen, die sich aus der praktischen Tätigkeit als Amtssachverständiger ergaben, für einige kleinere wissenschaftliche Arbeiten und für die Entwicklung einiger Patente, die ihm 1987 nach Abfassung einer Habilitationsschrift mit dem Titel „Bewegungsablauf der Fahrzeuge von Umlaufseilbahnen in den Beschleunigungs- und Verzögerungseinrichtungen der Stationen“ den akademischen Titel „Universitätsdozent“ einbrachten.
Schon vorher, im Studienjahr 1984/85, hatte Dr. Nejez von seinem ehemaligen Chef, Prof. Bittner, den Lehrauftrag „Seilbahnbau“ an der Technischen Universität Graz übernommen und diese Lehrveranstaltung bis ins Jahr 2010 abgehalten.
Um die Mitte des Jahres 1985 übernahm er – zunächst inoffiziell – von Prof. Bittner die wesentlichen Agenden des fachtechnischen Redakteurs der ISR. Seither hat er ausnahmslos jede ISR-Ausgabe seilbahnfachlich überprüft. Offiziell scheint er erst seit dem Heft 4 des Jahres 1986 im Impressum der ISR als fachtechnischer Redakteur auf, hat aber diese Tätigkeit mittlerweile 30 Jahre lang ausgeübt.
1987 wurde Dr. Nejez im Verkehrsministerium die Position eines Abteilungsleiters im Verkehrs-Arbeitsinspektorat angeboten. Obwohl ihn aus technisch-wissenschaftlicher Sicht die Tätigkeit in einer Arbeitnehmerschutzbehörde weniger interessierte als die Seilbahntechnik, verzichtete er nicht auf den Karrieresprung zum Abteilungsleiter und den baldigen Aufstieg in der Beamtenhierarchie zum Ministerialrat.
Um so überraschender kam für viele, dass er 1994 aus dem Bundesdienst austrat, um sich einerseits wieder voll dem Seilbahnwesen und andererseits seinen Lieblingsbeschäftigungen, dem Musizieren und Komponieren widmen zu können, die in den letzten Jahren zu kurz gekommen waren. Ab diesem Zeitpunkt intensivierte Dr. Nejez seine Arbeit für die ISR wesentlich. War er bis dahin hauptsächlich mit der Beurteilung und Korrektur der eingereichten Beiträge betraut, besuchte Dr. Nejez jetzt regelmäßig die relevanten Veranstaltungen der Seilbahnbranche – Messen, Seminare, Seilbahneröffnungen – und hielt mit seinen Artikeln die ISR-Leser auf dem Laufenden.
Natürlich lag es nahe, seine Erfahrungen aus der Zeit als seilbahntechnischer Amtssachverständiger und seine aktuelle Branchenkenntnis durch die Tätigkeit bei der ISR auch als Sachverständiger zu nutzen. 1997 legte Dr. Nejez die Prüfung zum allgemein gerichtlich beeideten und zertifizierten Gerichtssachverständigen ab und hat seither in dieser Funktion immer wieder an der Klärung von Unfällen und Schadensereignissen mitgewirkt.
Die mittlerweile langjährige Tätigkeit als Lehrbeauftragter für Seilbahnbau und die in der ISR laufend veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten führten im Jahr 2003 zur Verleihung des Berufstitels „Universitätsprofessor“ an Dr. Nejez.
Im Herbst des Jahres 2000 nahm Dr. Nejez das Angebot an, neben der fachtechnischen Redaktion auch die Chefredaktion der ISR zu übernehmen. Am 1. Jänner 2005 legte er diese Funktion jedoch wieder zurück, um sich von den zeitraubenden organisatorischen Aufgaben freizuspielen und sich voll auf seine in dieser Zeit sehr intensive Gutachtertätigkeit konzentrieren zu können.
Nun schreiben wir das Jahr 2015 und Prof. Nejez blickt auf 70 Lebensjahre und 30 Jahre als fachtechnischer Redakteur der ISR zurück. Das Erreichen des offiziellen Pensionsalters vor fünf Jahren hat sich auf sein derzeitiges Berufsleben nicht sehr stark ausgewirkt. Er hat sogar 2013 im Zusammenhang mit der Seilbahnbranche eine neue Funktion übernommen: Im Rahmen des neuen Lehrganges „Seilbahnen – Engineering und Management“ an der Fachhochschule Vorarlberg in Dornbirn hält er die Vorlesung „Allgemeine Seilbahntechnik“.
Dass sich Josef Nejez immer sehr intensiv mit Musik beschäftigt hat, ist in der Seilbahnbranche spätestens seit dem 2. Gemeinsamen Tiroler und Südtiroler Seilbahntag bekannt; im April 2000 dirigierte er in Fiss den von ihm zu diesem Anlass komponierten „Seilbahnermarsch“ als Kapellmeister in der Tracht der Fisser Musikkapelle. Weniger bekannt ist, dass er sich auch seit etwa zehn Jahren mit der Herstellung von Mosaiken beschäftigt. An die 30 Mosaikbilder – Portraits, Wappen, Fabeltiere, aber auch abstrakte Motive – hat er bereits angefertigt.
Wir, die Kollegen und Kolleginnen von der ISR-Redaktion, wünschen ihm viel Freude mit seinen Hobbies und jedenfalls weiterhin alles Gute für seine Tätigkeiten in der Seilbahnbranche. Nach wie vor zählen wir auf seine Mitarbeit als fachtechnischer Redakteur im ISR-Team.