Hundertjährige touristische Tradition in Pejo.
Mit der als Ausgangspunkt für die anfangs des 20. Jahrhunderts immer beliebteren Hochgebirgswanderungen in das südliche Ortler-Cevedale-Gebiet dienende Berghütte Vioz (3.535 m ü. M.), gebaut in den Jahren 1909 bis 1911 hat die touristische Erschließung des Val della Mite oberhalb Pejo begonnen. Später als Hütte Mantova al Vioz bezeichnet, befindet sich nun diese höchstgelegene Berghütte der Region Trentino-Südtirol nach dem Neubau im Jahr 1995 in bestem Zustand.
Rückschlag durch Lawine
Als weiterer Meilenstein der Erschließung der Berge um die wegen ihrer Heilquellen bekannten Thermen-Kurort Pejo galt der Bau einer 2er-Kabinenbahn von Ceretti & Tanfani von Pejo Fonti zur Tarlenta (2.000 m ü. M.) im Jahr 1968, die schließlich im Jahr 1994 durch eine moderne 6er-Kabinenbahn von Agamatic ersetzt wurde. Im Jahr 1986 unterbrach die Zerstörung des Doppelsesselliftes Doss dei Cembri – Vecchio Mantova durch eine Lawine – was auch zum Schließen des oberen Teiles der zugehörigen Piste geführt hat – die Weiterentwicklung des Gebietes.
Projekt Pejo 3000
Mit dem durch die Autonome Provinz Trient unterstützten Tourismus-Projekt „Pejo 3000“ geht nun ein lang ersehnter Wunsch der Trentiner in Erfüllung – der Ausbau des gesamten Skigebietes mit einer lawinensicheren Neuerschließung bis zur 3.000-m-Grenze. Der Auftraggeber, die Seilbahngesellschaft Pejo Funivie SpA, hat für die äußerst exponierte Trasse von Tarlenta zur Höhenkote 3.000 m, wo einst die Schutzhütte Mantova gestanden ist, das wohl windstabilste Pendelbahnsystem gewählt – die Funifor. Die neue Trasse wurde auch mit Rücksicht auf die Lawinensicherheit der Bahn gewählt. Gleichzeitig mit dem Bau der Bahn wurde die rote Piste im Val della Mite bis zur Bergstation verlängert und verbreitert. Somit haben die Wintersportler in Pejo eine 8 km lange Piste von Pejo 3000 bis zur Talstation in Pejo Fonti mit 1.600 m Höhenunterschied zur Verfügung. Mit der erweiterten Beschneiungsanlage, gespeist von einem neuen, 24.000 m3 Wasser fassenden Speichersee, kann das ganze Gebiet in etwa einer Woche beschneit werden.
Im Gebiet gibt es zur Zeit neben der 6er-Kabinenbahn und der Funifor noch vier Sesselbahnen und einen Übungs-Schlepplift, die neben mehreren Pisten aller Schwierigkeitsstufen auch drei Free-Ride-Areas erschließen.
Funifor als Herzstück des Gebietes
Wie bei den meisten Funifor-Anlagen befahren auch in Pejo zwei Wagen für je 100 Personen auf zwei betrieblich unabhängigen Fahrbahnen die Strecke. Dies ermöglicht nicht nur die Anpassung des Betriebes an das Fahrgastaufkommen, sondern auch die Bergung der Fahrgäste an jeder beliebigen Stelle der Strecke aus der blockierten Kabine mittels der Kabine der anderen Fahrbahn. Für die fast 3 km lange Trasse wurden drei Stützen benötigt, wobei die Standorte der Stützen Nr. 2 und 3 nur mit der Materialseilbahn oder mit dem Hubschrauber zu erreichen waren. Für die Seilbahntechnik samt Montage war Doppelmayr Italia verantwortlich. Die beiden hydraulisch gespannten Antriebe befinden sich in der Talstation, alle vier Tragseile sind fix verankert. Als Zugseile wurden die vibrationsarme siebenlitzige Seile „Redmont7“ von Redaelli benutzt. Die beiden 100er-Kabinen wurden von Carvatech geliefert.
Die neue Bahn ist auch bei den Sommertouristen sehr beliebt und bietet neben der einzigartigen Aussicht auch die Möglichkeit für bequeme Wanderungen am Rande des Nationalparks Stilfserjoch.
Roman Gric
TECHNISCHE DATEN
Funifor Tarlenta – Rifugio Mantova (Pejo 3000)
(zwei betrieblich unabhängige Fahrbahnen)
Seehöhe Talstation 2.001 m
Seehöhe Bergstation 2.991 m
Schräge Länge 2.856 m
Höhenunterschied 990 m
Stützenanzahl 3
Tragseildurchmesser 4 x 63 mm
Zugseildurchmesser 2 x 26 mm
Antrieb 2 x Tal
Zugseil-Spanneinrichtung 2 x Tal
Fahrzeuganzahl 2
Kabinenfassungsraum 100 + 1 Personen
Motorleistung 2 x 900 kW
Max. Fahrgeschwindigkeit 10,0 m/s
Fahrzeit 8,6 min
Förderleistung 860 P/h
Beteiligte Firmen:
Seilbahntechnik Doppelmayr
Elektrotechnik Funitec
Kabinen Carvatech
Seile Redaelli