Bereits zum zweiten Mal fand die Fachmesse für den Berg- und Wintersportsektor in digitaler Form statt. Um die 20 Experten widmeten sich in drei 90-minütigen Webinaren der schwierigen Wintersaison 2020/21 und sprachen über zukunftsträchtige Themen für die Branche. Die digitale Veranstaltung wurde hauptsächlich in italienischer Sprache abgehalten. Thomas Mur, Direktor der Messe Bozen AG, freut sich über das gelungene Event: „Prowinter hat sich als Plattform für den gesamten Berg- und Wintersportsektor bestätigt und bewiesen, dass sich die schwer betroffenen Akteure trotz der schwierigen Zeiten für Themen mit Zukunftspotential interessieren und grundsätzlich optimistisch nach vorne blicken.“
Regionale Auswirkungen
Der Vertrieb, der Verleih und die Produktion von Wintersportequipment waren in den europäischen Ländern aufgrund unterschiedlicher Beschränkungen und Lockdowns ungleich stark betroffen. So hätten touristische Gebiete unter Einbrüchen von 40 % (Schweiz) bis zu 90 % (Österreich) gelitten, während Geschäfte und Verleihe in den urbanen Zentren überdurchschnittliche Ergebnisse vorweisen könnten, so Michael Nendwich, geschäftsführender Präsident des europäischen Verbandes des Sporthandels FEADS. Aufgrund von geschlossenen Aufstiegsanlagen war auch der Verkauf und Verleih des Equipments in Italien stark betroffen. Dort liegen die heurigen Neubestellungen bei ca. 50 % des Vorjahres, und auch in den Beschäftigtenzahlen spiegelt sich der Rückgang mit einem Minus von 10 bis 60 % bei den Saisonkräften wider.
Höhenflug beim Skitouring
Beim Skitouring zeigte sich hingegen mit besonders vielen Neueinsteigern (bis zu 80 %) ein positives Bild. Laut Experten werden ca. 40 % der neuen Skitourengeher dranbleiben, wie im zweiten Prowinter-Webinar festgestellt wurde. Sowohl Anfängern als auch Amateur- und Profisportlern in diesem Bereich seien eigens beschilderte und präparierte Pisten besonders wichtig. Auch im Hinblick auf Olympia 2026 sollte die Trainingsmöglichkeit in einem sicheren, legalen und präparierten Ambiente gegeben sein. Trotz des Booms beim Skitouring, Schneeschuhwandern und Skilanglauf bleibe Alpinski der wirtschaftliche Hauptfaktor für den Wintertourismus in den Bergregionen Europas. Dieser schaffe Einnahmen, Arbeitsplätze und Infrastrukturen, die das Zusatzangebot erst ermöglichten.
„Bike-Boom“
Das dritte Webinar der Fachmesse widmete sich dem „Bike-Boom“ 2020. Während der Fahrradverkauf Umsatzrekorde verbuchte, profitierte der Verleih jedoch aufgrund des fehlenden Tourismus nicht im selben Ausmaß. Wie die Analyse zeigt, stiegen vor allem die Verkäufe von E-Bikes (+44 %). Diese sind in der Anschaffung und im Service aber teurer und aufwändiger – Kosten, die nur bedingt an die Kunden weitergegeben werden können. Damit ein Fahrradverleih gut funktionieren könne, müsse er zudem in ein professionelles Servicesystem mit viel Beratungsaufwand und in einer Umgebung mit entsprechender Infrastruktur (Wege, Gastronomie, Hotellerie etc.) integriert sein, sind die Experten überzeugt.
Verleih wird wichtiger
Die Teilnehmer waren sich einig, dass der Wintersportsektor auf nationaler und europäischer Ebene einer stärkeren Lobby bedürfe und deshalb eine verstärkte Zusammenarbeit aller Beteiligten vonnöten sei. Vielen politischen Entscheidern sei nicht klar gewesen, dass mit dem Verbot der Öffnung der Skigebiete einem ganzen Sektor und gesamten Regionen die Einnahmen wegbrächen, so das Fazit der Fachmesse. Dennoch zeigen sich die Teilnehmer im Hinblick auf die kommenden Saisonen optimistisch. Das Bedürfnis, sich frei in der Natur zu bewegen und Sport zu betreiben, ist stark gestiegen. Dabei werde auch der Verleih immer wichtiger, weil Kunden dadurch ihre Freizeit kurzfristiger und flexibler gestalten könnten, sind die Teilnehmer überzeugt.
Alle Informationen zur Prowinter Digital 2021 sowie alle Webinare sind kostenfrei abrufbar unter: www.fierabolzano.it/de/prowinter