Präsentation des CO2-Monitorings mit (v. li. n. re.) Peter Mitterer (Geschäftsführer Hinterglemmer Bergbahnen GmbH), Ing. Michael Brüggl (Umweltbeauftragter Schmittenhöhebahn AG), Dr. Endrik Lengwenat (Unternehmensberater für Klimaschutz und Nachhaltigkeit der Firma Sustainable AG), Dr. Erich Egger (Vorstand Schmittenhöhebahn AG), Ing. Michael Brüggl (Umweltbeauftragter Schmittenhöhebahn AG), Kornel Grundner (Geschäftsführer Leoganger Bergbahnen GmbH) und Florian Phleps (Projektkoordinator der Ski-WM 2025).
Foto: Michael Lobmaier-Mantona
Umwelt Seilbahnen

Neues Werkzeug für klimafreundliche Betriebe

Der Fachverband Seilbahnen der Wirtschaftskammer Österreich präsentierte in Saalbach ein speziell auf Seilbahnbetriebe ausgerichtetes Instrument zum CO2-Monitoring. Das Ziel ist, Potenziale in Sachen Nachhaltigkeit aufzuzeigen.

von: TS

Die Bemühungen um die Dekarbonisierung bei den österreichischen Seilbahnen intensivieren sich. Mit dem neuen CO2-Monitoring-System „werden die Bergbahnen befähigt, ihre Energieeinsätze und Emissionen systemisch zu erfassen und sich daraus die Hotspots zu erarbeiten, die Entwicklungen über Jahre zu verfolgen und sich gezielt, faktenbasiert untereinander auszutauschen“, erklärt Endrik Lengwenat, Unternehmensberater für Klimaschutz und Nachhaltigkeit (Sustainable AG).

So können durch branchenspezifische Maßnahmen – Effizienz bei Pistenpräparierung, Schneehöhenmessung, Anpassung der Fahrgeschwindigkeit – die potenziellen Reduktionen quantifiziert werden. Das neue Nachhaltigkeits-Werkzeug wird seit der vergangenen Wintersaison mit Inhalten bespielt, weshalb in den ersten Skigebieten bereits aussagekräftige Daten vorliegen. So zeigt sich, basierend auf den CO2-Berechnungen der beiden zurückliegenden Wintersaisonen, dass bereits getestete und etablierte Maßnahmen zu einem starken Rückgang der Emissionen in einem überschaubaren Zeitrahmen bis 2030 führen werden, verkündet Endrik Lengwenat gute Nachrichten. 

Wasserkraft als „Energie-Gamechanger“ 

Maßnahmen in den drei Skiregionen Saalbach-Hinterglemm, Leogang und Schmittenhöhe zeigen, wie sehr die Investitionen in nachhaltige Infrastruktur bis heute gewirkt haben bzw. in Zukunft positiv auf die betriebliche Energiebilanz einzahlen werden. Als große Themen gelten dabei neben der Eigenstromproduktion und der Energieeinsparung die Form der Wärmeerzeugung und -nutzung sowie die Umstellung von Diesel auf den Biotreibstoff HVO bei Pistengeräten.

Die Wasserkraft als erneuerbare Energiequelle rückt immer stärker in den Fokus. In Hinterglemm steht die Wasserkraftanlage Wiesermühle, die von den Bergbahnen errichtet wird, kurz vor der Fertigstellung. Der Testbetrieb startet Mitte April. Mit einer prognostizierten Jahresenergiemenge von 1,8 Mio. Kilowattstunden (1,8 GWh) – das entspricht dem durchschnittlichen Jahresenergiebedarf von über 400 Haushalten – wird diese Anlage vieles positiv verändern. „Allein mit Blick auf die produzierte Menge ist die Entscheidung für die Wasserkraft eine richtungsweisende, die zu einem umfassenden Wandel bei der Versorgung beitragen wird“, so Peter Mitterer, Geschäftsführer der Hinterglemmer Bergbahnen GmbH und Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Nachhaltigkeit“ im Fachverband Seilbahnen. „Wir kaufen uns nicht mit Zertifikaten frei, wir betreiben kein Green Washing – wir investieren in ökologisch ausgerichtete Energieinfrastruktur vor Ort und machen unsere Regionen damit nachhaltig grüner und gesünder“, unterstreicht Mitterer nochmals die vielfältigen Bemühungen der österreichischen Seilbahnen.

Erfolge mit PV und Ausbau nachhaltiger Wärmetechnik

Auf der Schmittenhöhe in Zell am See wiederum treibt man seit 2013 den Ausbau von Photovoltaikanlagen massiv voran. Im Umweltmanagementsystem ist die Zielsetzung einer neuen Anlage pro Jahr verankert. Aktuell sind 14 Anlagen – ob an Fassaden oder in Form von Dachpanelen – in Betrieb. Die größte davon ist jene an der Tal- und Bergstation des cityXpress, die die Energie für jede vierte Bergfahrt selbst produziert.

Weiters setzt man auf die Wärmerückgewinnung der Motor- sowie Küchenabwärme zur Beheizung von diversen Mitarbeiter- und Gasträumen. Am Berg werden sämtliche Gebäude elektrisch beheizt, zudem gibt es Erdwärmepumpen mit Tiefenbohrungen beim Bürogebäude und bei der Talstation des zellamseeXpress. „Auch unser Bürogebäude erfüllt die Anforderungen eines Niedrigenergiehauses, Erdwärme wird hier zum Heizen und Kühlen genutzt. Auch das derzeit in Bau befindliche Mitarbeiterwohnhaus soll mit einer Erdwärmepumpe ausgestattet sowie mit dem Klimaaktiv-Gebäudestandard GOLD ausgezeichnet sein“, so Michael Brüggl, Umweltbeauftragter der Schmittenhöhebahn AG. 

HVO-Treibstoff verdrängt Diesel aus den Skigebieten

In Leogang widmete man sich vor dem Start der Wintersaison 2023/24 der nachhaltigen Umrüstung des Fuhrparks als zentralem Hebel für die Reduktion von CO2-Emissionen. Mit dem kompletten Umstieg auf den HVO100 Regenerativ Kraftstoff wurde bis jetzt eine Einsparung von rund 510 t CO2 gegenüber dem Vorjahr erreicht. Eine Umrüstung bei Fahrzeugen und Pistengeräten ist bei der Verwendung von HVO, der aus 100 Prozent erneuerbaren Rohstoffen (neben Pflanzenölen auch Abfälle wie z. B. gebrauchtes Speiseöl oder Frittierfett aus Küchen) hergestellt wird, nicht notwendig. Lediglich in der Betriebstankstelle mussten die Tanks komplett entleert und gereinigt werden.

„Nach der erfolgreichen Premiere und dem hohen Wirkungsgrad in der ersten Saison werden nun bereits wieder 270.000 Liter HVO für die kommende Saison und den Betrieb unserer neun Pistengeräte und 14 weiteren Fahrzeuge bestellt“, so Geschäftsführer Kornel Grundner, Leoganger Bergbahnen GmbH. Dieser verweist zudem auf die Beheizung einer Werkstatt und des Restaurants Stöcklalm über die Wärmerückgewinnung der Antriebsmotoren an der Asitzbahn sowie den Bezug von Fernwärme über das gemeinsam mit benachbarten Hotels betriebene Biomasseheizwerk als weitere Maßnahmen.

Die grüne Zukunft ist kein Alleingang

Der Fachverband der österreichischen Seilbahnen konzentriert sich mit dem neuen Monitoringtool ausschließlich auf die direkten und unmittelbaren Emissionen in den Mitgliedsbetrieben. „Wir wissen jedoch auch, dass wir nicht allein sind. Die Gesamtemissionen des Skifahrens fallen nur zu etwa 10 bis 20 Prozent auf die Kernbereiche der Bergbahnen, also auf die Bahnen und die Pisten, zurück“, so Peter Mitterer. Umso wichtiger sei es, dass alle Partner des Wintersports am selben Strang ziehen und die gemeinsamen Anstrengungen verstärken. "Auch die Organisatoren der nächstjährigen Alpinen Ski-WM in Saalbach setzen mit ihrem Format auf die umwelt- und ressourcenschonenden Effekte eines 'Green Events'“, so Mitterer.


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