Josef Mair ist seit 1996 Vorsitzender des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) Sektion Krimml, die 1.405 Mitglieder zählt. Krimml im Oberpinzgau (Salzburger Land) gehört zu den Nationalparkgemeinden Hohe Tauern und ist für ihre „Krimmler Wasserfälle“ weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Diese werden, einschließlich eines mehr als 20 km langen Wegenetzes, seit 100 Jahren vom ÖAV Sektion Krimml betreut, der darüber hinaus einige Schutzhütten besitzt. Eine davon ist die Warnsdorfer Hütte auf 2.336 m.ü.M. im Talschluss des Krimmler Achentales. Sie wird seit über 20 Jahren vom Hüttenwirt Ernst Meschik bewirtschaftet und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Aber dort werden auch seitens des ÖAV viele Ausbildungskurse für Bergrettung, Polizei, Flugrettung, Bundesheer usw. durchgeführt. Bislang hat nur eine klassische Materialseilbahn auf die Warnsdorfer Hütte geführt. „Da diese aber bereits in die Jahre gekommen ist, entschieden wir uns im Zuge der Generalsanierung diese durch eine Werksverkehrs-Seilbahn für eingeschränkten Personenverkehr zu ersetzen. Weil wir schon bei einer ähnlichen Anlage (Werksverkehr) auf unsere Zittauer Hütte auf die Dienste der Reisch Maschinenbau GmbH zurückgegriffen haben und dort beste Erfahrungen mit diesem Unternehmen gemacht haben, hat sie wieder den Zuschlag bekommen. Auch dieses Mal hat die Firma eine sehr gute Arbeit abgeliefert. Die Zusammenarbeit mit der Reisch Maschinenbau GmbH klappt bestens. Was mit den Verantwortlichen vereinbart wird, wird auch so eingehalten. Und wenn man sie braucht, sind sie immer da. Hier kann man wirklich noch von Handschlagqualität sprechen.“
Die neue Materialseilbahn mit Werksverkehr kann drei Personen + 60 kg Gepäck bzw. ansonsten bis zu 300 kg Material befördern. In erster Linie kommt sie dem Hüttenwirt und seinem Personal zugute, wie Hüttenwirt-Tochter Christine Meschik bestätigt: „Die neue Zubringerbahn hat uns sehr viele Vorteile gebracht. Früher konnte nur Material (Lebensmittel, Getränke etc.) befördert werden, wir mussten zu Fuß eine Stunde ins Tal gehen und dann natürlich wieder eine Stunde hinauf. Mit der Seilbahn dauert die bequeme Fahrt nur wenige Minuten. Die Bedienung ist total einfach – per Knopfdruck wie bei einem Aufzug.“ Über ein Signal wird ein Abfahrtsbefehl gegeben, damit alle wissen, dass sich die Werksverkehrs-Seilbahn bewegt. Der restliche Betrieb ist vollautomatisch.
Fast alle Komponenten neu entworfen
Geschäftsführer Ing. Arno Reisch von der Reisch Maschinenbau GmbH: „Wir haben bei uns im Werk in Frastanz alle Bestandteile neu entworfen oder massiv überarbeitet. Eine Ursache dafür sind auch die raschen steuerungstechnischen Entwicklungen am Markt. Diese Komponenten haben wir von der STB Steuerungstechnik Beck GmbH zugeliefert bekommen. In den 90 Jahren unseres Bestehens haben wir, neben den maßgeschneiderten Sonderseilbahnen, viele standardisierte Material-Seilbahnen und Werksverkehr-Seilbahnen für eingeschränkten Personenverkehr produziert. Wegen der noch immer nicht restlos gesetzlichen Rahmenbedingungen haben wir jedoch vor einigen Jahren den Bau vergleichbarer Anlagen massiv eingebremst. Aber mit diesem neuen Projekt hier auf die Schutzhütte des ÖAV wollen wir in diesem Bereich wieder voll durchstarten.“
Sehr wirtschaftliche Lösung
Bei der neuen Materialseilbahn mit Werksverkehr auf die Warnsdorfer Hütte handelt es sich um eine einspurige Zweiseil-Pendelbahn (geschlossene Zugschleife) mit vollautomatischer Steuerung. Reisch: „Dieses System ist für kleine Nutzlasten sicher die ökonomischste und kostengünstigste Lösung zur Versorgung von Schutzhütten. Aufgrund der niedrigen Gebäudehöhe (vor allem der Bergstation) sowie auf Kundenwunsch werden die Personen und das Material nicht in einer Kabine, sondern in einer robust ausgeführten Transportkiste befördert. Sie ist mit herausnehmbaren Sitzen ausgestattet, die man einrasten kann.“ Für die Datenübertragung zwischen Tal- und Bergstation entschied man sich – in Abstimmung mit dem Steuerungstechniker – für eine induktive Lösung. „D. h. es gibt kein klassisches Kommunikationsseil als zusätzliches Seil, sondern wir verwenden das isolierte Zugseil für die induktive Datenübertragung“, informiert Reisch.
Die Trasse der Vorgängeranlage wurde im Zuge der Generalsanierung nur leicht versetzt. Die neue Werksverkehrs-Seilbahn ist mit drei Stützen in den Höhen 15, 13 und 9 m ausgestattet. Da man in dieser Gegend immer wieder mit viel Schnee und Lawinenabgängen konfrontiert ist, wurde darauf bei der Errichtung der Tal- und Bergstation sowie der Stützen besonderer Wert gelegt. Auch geologisch war man hier gefordert, optimale Lösungen zu finden. Die neue Anlage auf die Warnsdorfer Hütte im Krimmler Achental ist, je nach Witterung, von Mitte Juni bis Ende September geöffnet.