„Damit die Menschen bei ihrer Arbeit glücklicher sind, bedarf es dieser drei Dinge: Sie müssen fit für die Arbeit sein. Sie dürfen nicht zu viel arbeiten. Sie müssen ein Erfolgsgefühl daraus ziehen können.“ Das sagte dereinst John Ruskin.
Das Arbeitsklima entscheidet oft über Erfolg oder Misserfolg eines Betriebes. Denn wo Konflikte, Spannungen und Grabenkämpfe den Alltag beherrschen, leiden Produktivität und Qualität.
Erfolgreiche Chefs, auch im Tourismus, wissen es längst: Das wichtigste Kapital in einem Unternehmen sind zufriedene und motivierte Mitarbeitende. Sie leisten viel und geben stets ihr Bestes – nicht weil sie müssen, sondern weil ihnen die Arbeit Freude macht und sie sich mit dem Betrieb identifizieren. Umgekehrt sind unmotivierte Restaurations- oder Hotel-Fachleute kaum freundlich zu ihren Gästen, und die Köche laufen auch nicht zur Hochform auf, wenn die Freude an der Arbeit wegen ständiger Konflikte fehlt.
Motivierte Mitarbeiter aber fallen nicht einfach so vom Himmel. Ob ein Mitarbeiter mit Leidenschaft bei der Sache ist oder lustlos Dienst nach Vorschrift schiebt, hängt ganz entscheidend von den Rahmenbedingungen ab, die er im Betrieb vorfindet. Entscheidend sind auch die Vorgesetzten, die durch ihren Führungsstil das Arbeitsklima wesentlich prägen. Oft ist bei der Einstellung von Kadermitarbeitenden die fachliche Qualifikation das Hauptkriterium und die Qualität der Mitarbeiterführung spielt nur eine untergeordnete Rolle. Dabei sind die Folgen einer schlechten Personalführung und die Vorbildfunktion nicht zu unterschätzen. Ungenügende Information, unklare Anforderungen, fehlende Wertschätzung, persönliche Spannungen und Konflikte mit Vorgesetzten oder unter den Mitarbeitenden zählen zu den Hauptursachen von Stress und sind Motivationskiller. Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein sind wie Boden unter den Füßen spüren. Und was sagte einst Anna Eleanor Roosevelt? „Ohne dein Einverständnis kann dich niemand dazu bringen, dir minderwertig vorzukommen!“
Folgende Faktoren können entscheidend sein:
- Eine sinnvolle Arbeit: Jeder Mensch will wissen, dass seine Arbeit wichtig und unverzichtbar ist. Wer seinen Mitarbeitenden genau das vermittelt, weckt ihren Elan.
- Wertschätzung: Untersuchungen zeigen, dass nichtmaterielle Zeichen der Wertschätzung oft mehr motivieren als eine Lohnerhöhung. Lob, kleine Aufmerksamkeiten, Weiterbildung usw. sind genau so wichtig.
- Entwicklungsmöglichkeiten: Wenn die Möglichkeit zur beruflichen Weiterentwicklung fehlen, ist das oft ein Grund, die Stelle zu wechseln.
- Teamarbeit: Wenn der Teamgeist gefördert wird, arbeiten motivierte und zufriedene Leute.
- Eigenverantwortung: Eigenverantwortung und Mitbestimmung sind starke Motivationskräfte, die auch die Identifikation mit der Region und dem Unternehmen fördern.
- Konfliktmanagement: Wo Konflikte verdrängt werden, schwelen sie unter der Oberfläche weiter und vergiften nach und nach das Arbeitsklima.
- Kommunikation: Mitarbeitende wollen wissen, woran sie sind. Veränderungen in der Unternehmung sollten sie nicht erst aus der Zeitung erfahren. Persönliches Feedback, regelmäßige Mitarbeitergespräche auf Augenhöhe und konstruktive Kritik können Wunder wirken.
Gerade im Tourismus, einem der wichtigsten Dienstleistungssektoren unserer Wirtschaft, sind die Mitarbeitenden von größter Wichtigkeit für Qualität und Nachhaltigkeit, sie sind wohl das wichtigste Kapital. Auf jeden Fall aber genau so wichtig wie eine intakte Natur und Umwelt. Und was gibt es schöneres, als dort zu leben und zu arbeiten, wo andere Ferien machen.
Leo Jeker, Grossrat und Alt-Standespräsident Graubünden