Gute Aussichten für Niederösterreichs Bergtourismus. Die ecoplus Alpin sorgt an ausgewählten Standorten für stimmige Bergerlebnisse über das ganze Jahr – wie hier am Hochkar.
Foto: Niederösterreich Werbung/ Robert Herbst
Tourismus Sommer am Berg

Mehr Ganzjahresgeschäft

Die landeseigenen ecoplus Alpin GmbH ist in Niederösterreich für die Errichtung, den Betrieb und die Professionalisierung von ausgewählten Bergbahnen verantwortlich. Geschäftsführer Markus Redl erklärt im Gespräch mit der ISR, welche Strategien für den Bergsommer gefragt sind.

ISR: Herr Redl, welche Bedeutung hat der Bergsommer in Niederösterreich bzw. für die Bergbahnen von ecoplus Alpin hinsichtlich Besucheraufkommen und Anteil des Umsatzes im Vergleich zum Winter?
Markus Redl: Das ist von Standort zu Standort sehr unterschiedlich. Je besser erreichbar für Tagesgäste aus den Ballungszentren, desto mehr Ganzjahresgeschäft können wir erzielen. Das geht so weit, dass zwei Drittel des Jahres im Modus „Sommerbetrieb“ auch zwei Drittel bei Besucheraufkommen und Umsatz bringen. Der Trend geht in die Richtung, dass wir einen „Hybridbetrieb“ schaffen und zeitlich wie örtlich parallel zum Schneesport klassische Sommeraktivitäten wie beispielsweise einen Motorikpark oder Bikepark anbieten.

ISR: Welche Erlebnisse und Angebote sucht der Gast? Braucht jeder Berg eine eigene Richtung, eine eigene „Story“?
Markus Redl: Wir denken, dass es sehr wohl Vorteile hat, am Markt gut eingeführte, gleichsam „standardisierte“ Angebote zu bieten. Wobei wir natürlich darauf geachtet haben, dass sich die verschiedenen Standorte gut ergänzen, es möglichst eine Alleinstellung auf Destinationsebene gibt: Also beispielsweise Mountaincart oder Alpine Coaster jeweils „nur“ einmal in den Wiener Alpen und einmal im Mostviertel. Story, Inszenierung und Kreation können möglichst einmalig sein, wobei immer von der Kernzielgruppe und deren Bedürfnissen her betrachtet: Bei der heutigen Wexl Arena in St. Corona am Wechsel waren das anfänglich Familien mit Kindern in einem Alter unter zehn Jahren.

ISR: Was können andere Destinationen im Alpenraum vom Bergsommerangebot in Niederösterreich lernen?
Markus Redl: Na ja, es ist eher so, dass wir viel von den Pionieren unter den Beste Österreichische Sommer-Bergbahnen lernen konnten, bisher überall mit offenen Armen empfangen worden sind. Außerdem schauen wir uns international die Entwicklungen an, auch bei verwandten Einrichtungen wie Freizeitparks. Wir sind sicherlich Pioniere bei der digital unterstützten Besucherlenkung, haben einen sehr hohen Onlineanteil. Und wir arbeiten mit dem Bestand an Seilbahn- und Freizeitinfrastruktur, passen im Zuge der Transformation zum Ganzjahres- und Hybridbetrieb Infrastruktur und betriebliche Abläufe an.    

ISR: Welchen Trends sind Sie momentan auf der Spur?
Markus Redl: Ganz aktuell planen wir für Mountaincarts und Bikes-Bahnen bzw. Trails für die möglichst ganzjährige Nutzung zu schaffen, die unabhängig von der Pistenfläche sind bzw. mit beschneiten Bereichen nicht übers Kreuz kommen.

ISR: Können Mountaincarts und Bikes das Äquivalent im Sommer zum Skiwinter sein?
Markus Redl: Ja, wobei es da Gottseidank zusätzlich ja auch noch das Wandern gibt. Das Radfahren ist bereits sehr diversifiziert, man denke nur an Gravelbiken, das spannenderweise zum allergrößten Teil bereits bestehende Wegeinfrastruktur nutzen kann, eben keine aufwändigen Trails braucht. 

Bei einem Vortrag für die Dorfgasteiner Bergbahnen (Anm.: mehr dazu in der aktuellen Ausgabe ISR 3/2024) sprachen Sie von einem Hybrid-Betrieb in schneearmen Zeiten. Ist der Gast in seinen Bedürfnissen genauso flexibel wie es die Bergbahn mit ihrem Angebot versucht – Stichwort „Winter ist die Zeit fürs Skifahren“?
Markus Redl: Das ist im stadtnahen Bereich mit einem hohen Tagesgastanteil eher der Fall, keine Frage. Aber ich glaube persönlich, dass auch in Feriendestinationen Experimente lohnen, bereits jetzt bestimmte Biketrails oder Wanderwege parallel zum Skibetrieb aufgehen. Das könnte beispielsweise bei sehr tiefem Sulzschnee am Nachmittag schon auch von manchen Skigästen nachgefragt werden.

Danke für das Gespräch.

Über den Geschäftsführer der ecoplus Alpin GmbH

Mag. Markus Redl (geboren 1974) leitet die ecoplus Alpin GmbH und war mehr als zehn Jahre lang für ein Programm zur Tourismusentwicklung von neun Bergerlebniszentren im alpinen Süden Niederösterreichs verantwortlich.

Er ist Autor des Buches Die Zukunft der Skigebiete: Das weiße Gold wird grün! sowie des Tourismuspresse-Blogs.

Zuvor Tätigkeiten als Skilehrerausbilder, Organisator der Winteruniversiade Innsbruck/Seefeld 2005, Leiter der Bewerbung um die Olympischen Jugendspiele in Innsbruck 2012, Lehrbeauftragter für Sportmanagement und Sporttourismus. Diplomstudium Sportwissenschaften an der Universität Wien, Master in Public Administration (Harvard) als Fulbright-Stipendiat.

Als Tochtergesellschaften der ecoplus Alpin GmbH werden die Annaberger Liftbetriebs- Gesellschaft m.b.H., die Bergbahnen St. Corona GmbH, die Hochkar & Ötscher Tourismus GmbH, die Höhentrainingszentrum Hochkar GmbH, die Reidl Hotel und Gastronomie Errichtungs-Gesellschaft m.b.H. geführt. 


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