(Symbolbild) "Eine kompakte, griffige Piste von oben bis unten muss unser aller Ziel sein und sorgt für prägende Skierlebnisse", argumentiert Supersnow-CEO Martin Ganzer.
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ISR-INTERVIEW

Leidenschaft für Schnee

Seit 21. August 2024 steht Martin Ganzer an der Spitze der Supersnow GmbH mit Sitz in Roppen/Tirol. Im Gespräch mit der ISR verrät der neue CEO seine Ziele im Unternehmen, was ihn an der Aufgabe von Anfang an begeisterte und welche Qualitätsstandards er verfolgt.

von: TS

Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Bergbahnbranche und 13 davon im Sektor technische Beschneiung soll Martin Ganzer das Wachstum und die Expansion von Supersnow auf den internationalen Märkten vorantreiben. Er folgt in dieser Position auf Oskar Schenk. Ganzer will die Wettbewerbsfähigkeit durch den Fokus auf schlüsselfertige Projektlösungen erhöhen und den After-Sales-Bereich weiter ausbauen. „Durch die zentrale Lage Inmitten der Alpen versorgen wir von Roppen aus unsere Kunden mit qualitativ hochwertigen Innovationen und können somit rasch auf die Bedürfnisse unserer Kunden reagieren und lösungsorientierte Systeme liefern“, erklärt Ganzer.

ISR: Herr Ganzer, Gratulation zur neuen Aufgabe. Wie kam es dazu?
Martin Ganzer: Alles begann mit einem Anruf eines renommierten Personalberaters. Danach wurde kurzerhand das erste Meeting mit dem CEO Bartlomiej Sieka und Boardmember Rafal Topolski organisiert. Beide nahmen dafür eine lange Tagesreise aus Polen auf sich, als sie die Info zu meiner Person vom Recruiter erhalten hatten. Kein langes Zaudern und Herumphilosophieren, sondern rasches Handeln mit Handschlagsqualität. Genauso agiere ich selbst auch und dieses Verhalten wird bei unseren Kunden sehr geschätzt. Zwei Wochen später wurde ich dann in das Headquarter in Polen eingeladen, um sich näher kennenzulernen. Ich wurde sehr offenherzig vom Supersnow-Team willkommen geheißen. Auch mit dem Präsidenten Damian Piotr Dziubasik von der Gründerfamilie war gleich eine gegenseitige Sympathie zu spüren. Die Produktionshallen, die Skigebiete und die große Hotelanlage mit Thermalpools verstärkten zudem das Vertrauen in das Unternehmen. Wir haben per Handschlag unsere zukünftige Zusammenarbeit beschlossen.

ISR: Was reizt Sie am Job?
Martin Ganzer: Ich bin jemand, der sehr gezielt seinen Weg geht, die Mitarbeiter fördert und fordert. Es soll menscheln im Betrieb, gerade in einer doch sehr familiär aufgestellten Bergbahnbranche ist das meiner Meinung nach der richtige Zugang. Bei meinem ersten Besuch bei Supersnow in Polen habe ich eine Führung durch die Fertigungshallen bekommen. Ein Schweißer war gerade bei der Arbeit, hat uns bemerkt, seinen Schweißschirm hochgenommen und mir die Hand gereicht. Wir arbeiten alle gemeinsam am Erfolg, eben wie eine Familie. Imponiert hat mir, dass Supersnow Manufacturing und nicht nur Assembling macht. Das heißt, das meiste wird selbst erzeugt. Der rohe Aluminiumblock wird gefräst, bearbeitet und überprüft bis z.B. der fertige Ventilblock oder der Düsenkranz für den Schneeerzeuger entsteht. Das schafft Vertrauen – ich will hundertprozentig hinter etwas stehen können, dass ich nach außen hin zum Kunden vertrete. Das Gesamtpaket der Produktlinien, innovative Technologien und der lösungsorientierte Blickwinkel aus der Sicht des Skigebietsbetreibers haben mich überzeugt. (Anm.: Die Gründer von Supersnow betreiben das größte Skigebiet in dieser Region. Die Unternehmensgeschichte begann damit, dass sie für ihren eigenen Bedarf bessere Leistungen bei den Schneeerzeugern selbst entwickeln wollten.) Zudem motivierte mich der Satz vom Board-Team „Martin, you will be able to set a mark at this company“. Es ist mir wichtig, mich verwirklichen zu können, meine Erfahrungen und Expertise mit einbringen zu können.

ISR: Die Niederlassung in Roppen in Tirol wurde 2017 gegründet. Wie eigenständig von der Mutter in Polen können Sie das Unternehmen führen?
Martin Ganzer: Mir wurde von Anfang an klargemacht: Gesucht wird eine Persönlichkeit, die eigenverantwortlich eine Richtung vorgibt und ihre Spuren hinterlässt. Aufgrund meiner Expertise von 25 Jahren im Verkauf und 20 Jahren in der Bergbahnbranche wurde mir das Vertrauen geschenkt, hier größtenteils freie Hand bei Entscheidungen zu haben. Supersnow will einen Macher, der etwas bewegt, und keinen Zweifler, der sich ständig absichert. Bei den großen Investitionen und den neuen Markterschließungen stimmen wir uns natürlich intern ab. Ich denke sehr global und für mich gibt es nur ein Unternehmen, eine Unternehmenskultur: die Supersnow-Familie. Ich spreche die Sprache unserer Kunden, kenne den Markt und gemeinsam mit unserem Team arbeiten wir bedarfsgerechte Lösungen aus.

ISR: In welchen Bereichen wollen Sie das Unternehmen unternehmerisch und strukturell weiterentwickeln?
Martin Ganzer: Im Bereich Schneeerzeuger gibt es einen Markführer und weitere Marktbegleiter. Supersnow wird sich als dritter großer Player etablieren. Der Kunde ist sehr wohl offen dafür und wünscht sich mehr Wettbewerb und daraus resultierend Innovationen. Unsere Rolle als Gesamtanbieter werden wir stärken. Zudem möchte ich unsere Marktpräsenz noch deutlich ausbauen und den After-Sales-Bereich stärken. Stichwort Maintenance-Package: So wie man es von Autoherstellern kennt, die eine erweiterte Funktionsgarantie auf gewisse Komponenten anbieten, wenn man die Wartung fortlaufend durchführt. Auch die Gesamtlösungen inklusive der Errichtung von Pumpstationen habe ich im Fokus. Als ich das erste Mal die firmeneigenen Pumpstationen in unserem Skigebiet in Polen gesehen habe, bestätigte sich für mich: Wir können das richtig gut, und ich habe in meiner Karriere schon sehr viele Anlagen gesehen. Kunden und Planer freuen sich über einen weiteren Gesamtanbieter, um ihre Anfragen und Ausschreibungen einem breiteren Spektrum zu unterbreiten.

ISR: Die Grundlage des Unternehmens sind Schneeerzeuger. Mit welchen Argumenten agieren Sie am Markt?
Martin Ganzer: Die Grundlagen für das erfolgreiche Business in Skigebieten sind Schneesicherheit und Schneequalität. Dazu braucht es das passende Equipment. Wir produzieren einerseits selbst und setzen bei der Steuerung und bestimmten Ersatzteilen auf standardisierte Industriekomponenten. Der große Vorteil für den Kunden ist somit die weltweite Verfügbarkeit und die Preisvergleichbarkeit solcher Teile. Unsere Schneeerzeuger arbeiten vor allem sehr energieeffizient. Die 700H hat eine maximale Anschlussleistung von 14,3 kW; das sind bei vergleichbarer Schneileistung 3 bis 5 kW weniger als marktüblich. Der schonende Umgang mit Ressourcen erlangt in diesen Zeiten einen immer höheren Stellenwert. Zudem sind unsere Maschinen sehr leise.

ISR: Eine Regel der Computer-Technologie ist, dass sich die Kapazität der Rechner jedes Jahr verdoppelt. Welche Rolle spielt die Innovationskraft am Beschneiungssektor?
Martin Ganzer: Gemeinsam mit der technischen Universität in Krakau haben wir an den Ventilatoren und der Geometrie der Flügel geforscht, um die Luftmenge zu erhöhen, bei gleichzeitig energieeffizientem und leisem Betrieb. Die Erkenntnisse sind in die Entwicklung der neuen Turmmaschine 900T eingeflossen. Diese Lösung unterstreicht zudem unsere Ausrichtung auf wartungsfreundliche Maschinen. Mit Blick auf die Herausforderungen unserer Kunden ist das Credo in den Skigebieten, die Schlagkraft zu erhöhen. Somit muss in kalten Phasen die technische Beschneiung in immer kürzerer Zeit die volle Leistung erbringen. Sehr oft sind aber Teile der Skigebiete nicht mit der notwendigen Stromversorgung ausgelegt, und auf einem Strang können nicht alle Maschinen gleichzeitig betrieben werden – mit unseren energieeffizienten Schneeerzeugern gelingt das. Ein Schneeerzeuger muss außerdem im Grenztemperaturbereich effektiv arbeiten und für beste Schneequalität sorgen, dies erreichten wir mit unserem speziellen Nukleartor-System. All diese Weiterentwicklungen unterstützen unseren Kunden dabei, ihren Gästen ein zufriedenstellendes Skifahrerlebnis anzubieten.

ISR: Was ist der Bestseller bei Supersnow?
Martin Ganzer: Das Flaggschiff mit den größten Stückzahlen ist die 700H, ein mittelgroßer Schneeerzeuger. Mit einem Großauftrag in Lech am Arlberg konnten wir unsere langjährige Partnerschaft weiter festigen. Das Vertrauen des neuen Vorstands der Lech Bergbahnen AG, Klaus Nussbaumer, in den weiteren Ausbau unserer Zusammenarbeit macht mich stolz. Dies ist ein Meilenstein für das Supersnow-Team. Lech wird dabei mit unserem erstklassige High-Class-Service auf allen Ebenen „Gold-Status“ erfahren. Im Nachbarskigebiet Schröcken stehen auch unsere Schneeerzeuger. Damit sorgen wir in den beiden Gebieten für beste Schneequalität.

ISR: Was braucht es für eine sehr gute Schneequalität von den Schneeerzeugern?
Martin Ganzer: Eine zielgerichtete Wurfweite über ausreichende Schubkraft der Turbine bzw. der Fallhöhe bei den Lanzen. Das Nuklid braucht Zeit, um auszukristallisieren. Und das richtige Mischungsverhältnis zwischen reinem Wasser und Luft. Über kleine technische Nuancen kann man gut auf die Schneequalität einwirken. Und die Top-Schneequalität kreiert das perfekte Skierlebnis beim Profi-und Genuss-Skifahrer. Eine kompakte, griffige Piste von oben bis unten muss unser aller Ziel sein und sorgt für prägende Skierlebnisse.

ISR: Sie haben vorhin Maintenance angesprochen: Wie wichtig ist das Service-Angebot – nicht nur bei der Beschaffung, sondern auch im laufenden Betrieb?
Martin Ganzer: Wir haben durch unseren Standort inmitten der Alpen die optimale Möglichkeit zur Kundennähe, um komplexe Projekte gemeinsam umsetzen zu können – so wie in Lech. Das umfasst Schulungen der Bergbahn-Mitarbeiter in Roppen und vor Ort. Durch die intensive Einbindung der Anwender in den Prozess werden diese nicht nur Begleiter, sondern Teil des Projekts. So verstehen und leben sie das Produkt in einer ganz anderen Qualität. Somit kann im laufenden Betrieb der Mitarbeiter seine Anlage perfekt beherrschen und das Beste aus der Technologie herausholen. Per Remote-Zugriff bekommt er jedoch jederzeit professionelle Unterstützung von unserem Team. Unsere Snowline und unser Techniker-Team stehen immer mit Rat und Tat zur Seite.

ISR: Gibt es am gesättigten Markt Europa noch Wachstumspotenzial für Anbieter von Schneeerzeugern oder ist es ein reiner Verdrängungswettbewerb?
Martin Ganzer: Es herrscht seit zehn Jahren ein Verdrängungswettbewerb. Neue Märkte zu erschließen ist schwierig, denn es werden kaum neue Pistenflächen erweitert, sondern die Pistenqualität verbessert und die Schlagkraft erhöht. Wie erwähnt, ist die Energieeffizienz ein großes Thema. In vielen Skigebieten stehen noch ältere Schneeerzeuger, die man adaptieren oder austauschen möchte. Damit wird neben der Effizienz auch die Ausfallsicherheit erhöht. Da gibt es noch Potenzial.

ISR: Danke für das Gespräch.

Dieses Interview und viele weitere interessante Artikel lesen Sie in der aktuellen Ausgabe ISR 4/2024, die am 30. September erschienen ist.


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