Ψ ... Minderfaktor gebogener Litzen / Seile (gemäß Overlach [1] 0,185 für Gleichschlag- bzw. 0,137 für Kreuzschlagseile)
Gegenüber der Gleichung (1) für statische Anwendungen ist bei der Gleichung (2) (dynamisch und mit Biegung) der Faktor Ψ dazugekommen. Er berücksichtigt die Biegung sowie die durch den Betrieb entstehende Schwellbeanspruchung.
4.3 Ergebnisse
Diverse durchgeführte Versuche bestätigen größtenteils die schon bekannten Aussagen von Overlach [1] und Beck [2] bzw. lassen sie noch spezifischere Aussagen über das jeweilige Spleißverfahren zu.
So wurden folgende Versuche durchgeführt; detaillierte Aussagen müssen aber noch speziell ausgewertet und verarbeitet werden.
- Zerreißversuch Seil mit Knoten und zwei Einsteckenden: Bei diesem Zerreißversuch konnte die von Overlach [1] schon 1931 gemachte Aussage bestätigt werden, dass ein Spleiß bei genügend langen Einsteckenden die Mindestbruchkraft des Seiles erreichen kann. Das Seil riss erst nach Überschreiten der für dieses Seil gültigen Mindestbruchkraft.
- Diverse Ausziehversuche mit unterschiedlich langen Einsteckenden, unterschiedlichen Bewicklungen und bei wesentlich dickeren Seilen (ᴓ 42 mm): Ihre Auswertung wird detailliertere Rückschlüsse auf die Reibungskoeffizienten, den Einfluss der Einsteckendenlänge und die Bewicklungsstabilität ergeben.
- Grenzversuche auf der Testanlage der Fa. Fatzer: Auf Grund dessen, dass die Fa. Fatzer jahrelange, breite Felderfahrung mit kurzen Einsteckenden besitzt und auf seiner hauseigenen Testanlage Grenzversuche durchgeführt hat, liegen genügend Informationen vor, die eine passende Dimensionierung bei der Länge der Einsteckenden erlauben.
5 Diskussion
Wo liegen die Grenzen bezüglich der Längen der Einsteckenden sowie der Gesamtlänge eines Langspleißes wirklich?
All die oben beschriebenen Überlegungen und Erfahrungen zeigen, dass man davon ausgehen kann, dass die aktuell vorgeschriebene Spleißgeometrie in sehr vielen Fällen genügend Sicherheitsreserven hat. Es muss jedoch an dieser Stelle betont werden, dass, wenn man die Gesamtlänge oder die Länge der Einsteckenden reduzieren möchte, vorher die auf der spezifischen Anlage vorherrschenden Bedingungen gründlich analysiert werden müssten. Nur damit wäre es möglich, bei gleich bleibender Sicherheit vereinzelt die vorgegebenen Längen zu unterschreiten. Insbesondere ist der Unterzeichnende überzeugt, dass eine Gesamtlänge des Spleißes von ca. 720 bis 800 x d (entspricht 12 x 60 d) bei ausgewählten Anlagen möglich wäre.
Andererseits aber darf man nicht übersehen, dass die immer dicker werdenden Förder- bzw. Zugseile (mit einem Durchmesser von bis ca. 60 bis 70 mm) sowie die immer größeren Schwellbeanspruchungen, denen die Seile ausgesetzt sind, die Anforderungen an den Spleiß erhöhen. Deswegen müsste man potentielle Änderungen in diesem Bereich mit Bedacht vornehmen.
Die stetige Entwicklung im Bereich der Seilbahntechnik verlangt nach einer kontinuierlichen Überprüfung und Verbesserung des Spleißprozesses als Ganzes. Der Spleiß als das „schwächste Glied“ einer Seilschleife darf nicht frühzeitig ausfallen und dadurch die Lebensdauer des gesamten Seiles unnötig beeinträchtigen.
Das Kennen und Verstehen der Einsatzgrenzen eines Langspleißes aus unterschiedlicher Herstellung und mit unterschiedlicher Geometrie ist von großer Wichtigkeit und erlaubt die perfekte Ausnutzung bei den unterschiedlichsten Randbedingungen und Einsatzsituationen.
6 Danksagung
Der Autor möchte C. Nater (Fatzer AG) und seinem F&E-Team für die technische Unterstützung und engagierte Hilfe herzlich danken.
Literatur
[1] Dr. Ing. H. Overlach, 1931. Über Langspleißungen
[2] Dipl. Ing. W. Beck, 1981. Ausführungsform und Verhalten des Langspleißes bei Dauerbeanspruchung
[3] Europäische Norm EN 12927-3, Langspleiß von 6-litzigen Zug- und Förderseilen für Seilbahnen