Die ISR hat mit Skistar-CEO Stefan Sjöstrand und Neveplast-CEO Niccolò Bertocchi über die bisherigen Erfahrungen, die Anforderungen an das Material und die Entwicklungspotenziale des Trocken-Skifahrens folgendes Interview geführt.
ISR: Herr Sjöstrand, Skifahren wird generell mit Schnee und Winter in Verbindung gebracht. Was waren Ihre Beweggründe, mitten in Stockholm eine 9.000 m² große Kunststoff-Piste als Sommerattraktion zu errichten?
Stefan Sjöstrand: SkiStar war ursprünglich ein Unternehmen, das sich ausschließlich auf den Winter und das Alpin-Skifahren konzentriert hat. Aber vor ein paar Jahren haben wir uns dazu entschlossen, unsere Strategie zu ändern und uns zum führenden Urlaubsveranstalter in Skandinavien zu entwickeln, der das ganze Jahr unvergessliche Erlebnisse bietet. Uns war bewusst, dass der Hammarbybacken mit seiner einzigartigen Lage im Stadtzentrum von Stockholm ein perfekter Ort für Innovationen ist. Dort entwickeln und testen wir neue Aktivitäten und Attraktionen für die Stockholmer und ihre Gäste – wie eben das Sommer-Skifahren SkiStar SummerSki.
ISR: Herr Sjöstrand, welche Art von Gästen besuchen SkiStar SummerSki am Stockholmer Hammarbybacken?
Stefan Sjöstrand: Wir haben SkiStar SummerSki erst im September 2022 eröffnet. In den letzten Monaten des Jahres haben uns viele junge Leute alleine oder mit ihren Familien besucht, vor allem aus der Nachbarschaft. Sie schätzen unter anderem die Möglichkeiten, ihr skifahrerisches Können auch außerhalb des Winters weiterzuentwickeln. Zudem hatten wir auch einige Kooperationen mit Schulen. Manche der Schüler standen dabei zum ersten Mal auf Skiern. Wir freuen uns darauf, SkiStar SummerSki nach dem Ende der Wintersaison wieder zu öffnen – und damit auf unsere erste vollständige Sommersaison.
ISR: Herr Sjöstrand, 9.000 m² sind eine erhebliche Fläche. Welche Anforderungen stellten Sie an das Material?
Stefan Sjöstrand: Wir haben einerseits nach einer Oberfläche gesucht, die dem Skifahren auf Schnee ähnelt. Andererseits haben wir uns nach Unternehmen umgesehen, die möglichst nachhaltig mit dem Material Kunststoff umgehen, um CO2-Emmissionen so weit wie möglich zu begrenzen. Neveplast konnte ein Material liefern, das zu 50 % aus wiederverwendetem Kunststoff besteht und das wir deswegen von Beginn an äußerst interessant gefunden haben.
ISR: Herr Bertocchi, wie wurde das Material entwickelt, das am Hammarbybacken zum Einsatz kommt?
Niccolò Bertocchi: SkiStar zeigte sich begeistert von den Eigenschaften unseres neuesten Produkts NP 30 Freeski, das für Skifahrer und Snowboarder aller Könnerstufen optimal geeignet ist. Auf Grundlagen der Anforderungen von SkiStar haben wir dann speziell für dieses Unternehmen NP 30 FreeskiSustainable entwickelt. Ein Produkt, dass die Vorzüge von NP 30 Freeski – allen voran den einfachen Ski- und Snowboard-Spaß – mit dem Anspruch auf Nachhaltigkeit verbindet. Wir hoffen, dass dies der Beginn einer längeren Serie ist.
ISR: Herr Bertocchi, wie unterscheidet sich das Skifahren oder Snowboarden auf den Neveplast Freeski-Produkten vom Fahren auf Natur- oder Kunstschnee?
Niccolò Bertocchi: Wir sehen es als unsere Mission, Wintersport generell beliebter zu machen und Menschen, die sich für Skifahren oder Snowboarden interessieren, entsprechende Hänge zur Verfügung zu stellen – auch in Städten und dort, wo es keinen Schnee gibt. Um dabei glaubwürdig zu sein, setzen wir auf Materialien, die so nahe wie möglich an Schnee herankommen. Mit Freeski verfügen wir über ein revolutionäres Produkt im Bereich Trockenskifahren. Freeski ist einfach, es macht Spaß und es ist intuitiv. Speziell Snowboarder sind begeistert davon! Wer Freeski testen möchte, den lade ich herzlich dazu ein, uns in unserer Unternehmenszentrale in Bergamo (Italien) zu besuchen. Sie werden es nicht bereuen!
ISR: Herr Sjöstrand, Stockholm liegt relativ weit nördlich. Wie wird die Kunststoffpiste genutzt bzw. präpariert, wenn es viel geschneit hat?
Stefan Sjöstrand: Im Winter bieten wir herkömmliches Skifahren auf Schnee an, und die Pistenfahrzeuge arbeiten grundsätzlich wie gewohnt. Um die Kunststoffoberfläche nicht zu beschädigen, verwenden wir allerdings eine GPS-unterstützte Schneehöhenmessung, was diesen Winter sowohl bei Naturschnee als auch bei technischem Schnee sehr gut funktioniert hat.
ISR: Herr Sjöstrand, Herr Bertocchi: In welchen Bereichen liegt für Sie das Zukunftspotenzial von Kunststoff-Skipisten?
Stefan Sjöstrand: Wir sehen dies als Ergänzung für die Sommersaison und nicht notwendigerweise als Ersatz für Skifahren auf Schnee. Wir sind natürlich auch vom Klimawandel betroffen, aber die aktuelle Forschung zeigt auch, dass wir in unseren Skigebieten, die im nördlichen Teil von Schweden liegen, weiterhin kaltes Wetter und Schnee haben werden. Skifahren auf Kunststoff-Skipisten ist grundsätzlich eine Aktivität für alle Jahreszeiten, in denen es keinen natürlichen Schnee gibt, oder es zu warm für die technische Beschneiung ist.
Niccolò Bertocchi: Angesichts des Klimawandels mit wärmeren Wintern und weniger Schnee komme ich immer mehr zur Ansicht, dass Trocken-Skifahren die Skigebiete dabei unterstützen kann, ihre Saison abzusichern bzw. im Hinblick auf den Ganzjahresbetrieb auszuweiten. Darüber hinaus ist die Errichtung von Skihängen in der Nähe der Städte, wo Kinder das Skifahren lernen können, eine der effektivsten Möglichkeiten, mehr Ski-Fans in die Berge zu bringen. In drei Jahren finden in Italien Olympische Winterspiele statt – und ich bin überzeugt davon, dass Neveplast jede Menge dazu beitragen kann, die Begeisterung für den Wintersport in den Städten zu fördern.
ISR: Wir danken für das Interview!
Das Interview wurde Anfang März 2023 per E-Mail geführt.