Die neueste Studie zur Finanzsituation der Schweizer Bergbahnen zeigt eine robuste finanzielle Erholung der Branche.
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SCHWEIZ

Große Bergbahnen als Gewinner 

Die neueste Studie zur Finanzsituation der Schweizer Bergbahnen zeigt, dass 30 % der untersuchten Wintersportbahnen und 75 % der Ausflugsbergbahnen über eine gute bis sehr gute Kapitalrendite verfügen. Die technische Beschneiung ist ein wichtiger Erfolgsfaktor.

von: TS

Die Studie von Prof. Dr. Philipp Lütolf von der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit Seilbahnen Schweiz, die nebst 19 Ausflugsbergbahnen auch 58 Wintersportbergbahnen untersucht, beleuchtet die finanzielle Erholung und zukünftige Herausforderungen der Bergbahnen.

In den letzten zehn Jahren habe sich die Finanzsituation der Bergbahnen insgesamt verbessert, so ein Kernergebnis daraus. Die Wintersportbahnen verzeichneten – wie immer – ein gemischtes Bild. Rund 30 % der 58 analysierten Seilbahnunternehmen erzielten eine gute bis sehr gute Kapitalrendite, die eine substanzielle Eigenfinanzierung von Investitionen ermöglicht. Die Kapitalrendite ist dabei als Durchschnitt der Jahre 2021/22 (schneereicher Winter) und 2022/23 (schneearmer Winter) gemessen. Besonders große und schneesichere Wintersportregionen gehörten zu den Spitzenreitern. 

Bei etwa 45 % der Unternehmen kann die Kapitalrendite als genügend eingestuft werden. Am unteren Ende müssen jedoch rund 25 % der Seilbahnen in größerem Stil auf externe Finanzhilfen zurückgreifen, um die Finanzierung der zukünftigen Investitionen sicherzustellen. 

Drei der größten Seilbahnunternehmen (Zermatt, Laax und Davos) trugen zu 40 % des gesamten Gewinns vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) der untersuchten Wintersportbahnen bei. Die steigenden Energiekosten in den Jahren 2022 und 2023 belasteten einige Seilbahnunternehmen, was in Einzelfällen zu einer Reduktion des investierbaren EBITDA um bis zu 30 % führte.

Erholung bei Ausflugsbergbahnen

Die 19 analysierten Ausflugsbergbahnen konnten die Auswirkungen der Pandemie gut überwinden. Obwohl sie zwischen 2020 und 2022 rund 260 Mio. CHF an investierbarem EBITDA verloren haben, investierten sie in den betreffenden Jahren über 340 Mio. CHF. 60 % davon konnten sie aus dem EBITDA finanzieren. Daneben mussten sie rund 100 Mio. CHF Schulden aufnehmen und ca. 40 Mio. CHF bestehende flüssige Mittel einsetzen.

Auch dank dieser Investitionen und der Erholung des internationalen Tourismus sind die Ausflugsbergbahnen wieder sehr gut auf Kurs. Rund 75 % der untersuchten Bergbahnunternehmen wiesen 2022 eine gute bis sehr gute Kapitalrendite aus. 

Das Geschäftsjahr 2023 brachte vor allem Unternehmen, die stark im interkontinentalen Markt agieren, ein kräftiges Ertragswachstum. „Diese Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig der internationale Tourismus für die langfristige Stabilität dieser Unternehmen ist“, meint Berno Stoffel, Direktor von Seilbahnen Schweiz (SBS).

Wie sich Gäste bei dynamischen Preismodellen verhalten

In der Studie wurde auch untersucht, wie sich dynamische Preismodelle auf den Verkehrsertrag der Wintersportbahnen auswirken. Es wurde nachgewiesen, dass eine Einführung dynamischer Preise signifikant positiv auf den Durchschnittsertrag je Skierday (Anzahl Gäste pro Tag) wirkt. Bei den Auswirkungen auf die Anzahl Skierdays ist die Datenlage uneinheitlich, denn einige scheinen im Vergleich zur „statischen“ Konkurrenz zuzulegen, andere zu verlieren. Hinsichtlich Verkehrsertrag zeigt sich die Datenlage daher auch uneinheitlich. 

Ebenso wurde das Gästeverhalten bei Unternehmen, welche das dynamische Preismodell verwenden, analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Online-Käufe bei dynamischen Preisen deutlich erhöhen. Dabei buchen bis zu 30 % der Tagesgäste nur wenige Tage im Voraus online ihr Ticket, während Mehrtagestickets von rund 50 % der Gäste einen Monat vorab virtuell eingekauft werden. 

Es zeigt sich weiter, dass Schneesicherheit besonders für dynamische Preismodelle entscheidend ist.

Technische Beschneiung als Schlüssel zum Erfolg

Schneearme Winter stellen eine wachsende Herausforderung für die Wintersportbahnen dar, daher wurde diese Thematik in der Studie vertieft analysiert. Rund 20 % der untersuchten Seilbahnunternehmen haben im schneearmen Winter 2022/23 höhere Einnahmen erzielt als im schneereichen Winter 2021/22, dabei handelt es sich vorwiegend um Destinationen in höheren Lagen des Kantons Wallis.

Die Studie unterstreicht, dass Investitionen in technische Beschneiungsanlagen von entscheidender Bedeutung für den langfristigen Erfolg sind. Wintersportbahnen, die weniger als 20 % ihrer Pisten beschneien, erzielten im Mehrjahresvergleich niedrigere Kapitalrenditen. 

Positive Entwicklung der Sommerangebote 

Der Sommerverkehrsertrag ist im Durchschnitt im untersuchten Zeitraum zwischen 2014 bis 2022 um 45 % gestiegen; wobei das Sommergeschäft mittlerweile um die 25 % des Verkehrsertrags ausmacht. Die Wintersportbahnen benötigen somit für einen fehlenden Wintergast im Sommer zwischen 1,3 und 4,2 Gäste, um den ausgebliebenen Ertrag zu kompensieren. 

„Entscheidend für den Sommererfolg ist, dass werthaltige Angebote bestehen, für welche die Gäste einen annähernd mit der Skitageskarte vergleichbaren Preis bezahlen“, hält Prof. Philipp Lütolf fest.

Chancen für die Zukunft

Die Mehrheit der Schweizer Bergbahnen haben sich insgesamt positiv entwickelt und sind auf gutem Weg, ihre finanzielle Stabilität zu sichern, auch wenn Veränderungen wie steigende Energiekosten und der Klimawandel sie herausfordern, so eine Erkenntnis aus der Studie. Mit gezielten Investitionen in technische Beschneiung und der Stärkung des Sommergeschäfts werden sich die Seilbahnunternehmen
langfristig behaupten können.

Die Studie wird beim Forum Seilbahnen Schweiz am 17. und 18. Oktober 2024 in Lugano von Prof. Dr. Philipp Lütolf vorgestellt. 


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