Die Ursachen dafür sind vielfältig. Die Bereitstellung von Energie stellt gerade im Hinblick auf die Beschneiung einen Kostenfaktor dar, der nur mehr teilweise auf die Liftkarten aufgeschlagen werden kann. Dies unterstreicht eine aktuelle Studie der Deutschen Sporthochschule in Köln und der Stiftung Sicherheit im Skisport (Roth 2011). Danach zählen die Kosten für einen Skiurlaub zu den wichtigsten Gründen, im nächsten Winter nicht Skilaufen zu gehen. Neben einem möglichen Eingriff in die Kostenspirale bzw. eine Förderung der regionalen Ressourcen (Kooperationen mit Landwirten und regionalen Partnerfirmen im Bereich Biomasse, Solarenergie etc.) kann das Thema erneuerbare Energie auch dazu beitragen, ein Skigebiet als umweltfreundlich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Auch wenn die Anreise den überwiegenden Anteil am CO2-Verbrauch im Skiurlaub hat, gewinnt der Beitrag einer Skiregion zu CO2-neutralem Skifahren auch an Bedeutung.
Erneuerbare Energie lässt sich in vielfältiger Weise herstellen, etwa durch Nutzung der Windkraft, der Photovoltaik, der Wasserkraft oder durch eine Biogasanlage. Im Hinblick auf die erforderlichen Entscheidungen in Wintersportdestinationen hat uns die Frage interessiert, wie Touristen diese Möglichkeiten bewerten, welchen sie eine hohe Akzeptanz entgegen bringen und welchen sie eher ablehnend gegenüber stehen. Um dieser Frage nachzugehen, wurden 1165 Personen in vier mittleren bis großen österreichischen Skigebieten (Lech am Arlberg, Schladming, Silvretta Montafon und Zell am See) befragt. Rund 80 % der Befragten waren Touristen, die eine Woche Skiurlaub gebucht haben und das Gebiet meist nur im Winter kennen. Die Mehrheit der ausländischen Gäste kam aus Deutschland und den Beneluxstaaten. Nachdem wir die Ski- und Snowboardfahrer jeweils in der Aufstiegshilfe, während der Bergfahrt, befragten, konnte eine relativ hohe Rücklaufquote von 70 % erreicht werden.
Sind Umweltkriterien bei Auswahl und Buchung wichtig?
Wie in anderen Studien unseres Instituts, aber auch der bereits zitierten Studie der Sporthochschule Köln, waren für die Touristen bei der Auswahl des Skigebietes die Qualität der Pisten, die Schneesicherheit und das Preisleistungsverhältnis besonders wichtig, sowie ebenfalls noch von hoher Bedeutung die Lage, die Atmosphäre und Größe des Skigebiets, aber auch die landschaftliche Schönheit. Umweltaspekte, wie eine ökologische Pistenpflege im Sommer, energiefreundliches Management, die Verwendung von erneuerbaren Energien und die Möglichkeit einer umweltfreundlichen Anreise landeten jedoch in dieser Reihenfolge abgeschlagen auf den hinteren Plätzen. Nur ein Aspekt war noch „unwichtiger“ bei der Auswahl: das Après-Ski- und Partyangebot.
Auf die Frage „Waren bei der Auswahl dieses Skigebietes Umweltkriterien ausschlaggebend?“ antworten die Befragten mehrheitlich (rund 70 %), dass Umweltkriterien für die Wahl nicht ausschlaggebend waren. Bei denjenigen, die Umweltaspekte mit einbezogen, war vor allem die öffentliche bzw. umweltfreundlichen Anreise entscheidend und die Nutzung von erneuerbaren Energien.
Photovoltaik, Erdwärme oder doch lieber Windräder am Berg?
Um ein Bild zu bekommen, wie die Möglichkeiten, erneuerbare Energie zu gewinnen, bewertet werden, haben wir die Wintersportler gebeten, die verschiedenen Möglichkeiten unter drei Gesichtspunkten, den Auswirkungen auf die Umwelt, beeinträchtigende Emissionen sowie Auswirkungen auf das Landschaftsbild, zu bewerten. Bei den Formulierungen wurde darauf geachtet, dass neutrale bzw. möglichst positive Beschreibungen die jeweilige Energiequelle charakterisieren. Die Energiequellen repräsentieren die in alpinen Skigebieten derzeit eingesetzten Möglichkeiten zur Nutzung Erneuerbare Energiequellen (vgl. Zegg et al. 2010). Die Ergebnisse sind in den beiden nachfolgenden Grafiken dargestellt und vermitteln ein anschauliches Bild über die Präferenzen.
Im Hinblick auf mögliche störende Beeinträchtigungen werden vor allem Windräder und Bioenergieanlagen, gleichgültig ob groß oder klein, eher negativ bewertet. Tendenziell positiv (über dem Durchschnitt) beurteilt werden die Photovoltaik auf bestehenden Betriebsgebäuden, die Nutzung bestehender Speicherseen für die Beschneiung und die Nutzung von Erdwärme (Abb. 1).
Im Hinblick auf mögliche Umweltauswirkungen zeigt sich ein etwas anderes Bild. Zwar werden auch hier die gravierendsten Umweltauswirkungen von Bioenergieanlagen und großen Windrädern erwartet, aber auch die Nutzung bestehender Fließgewässer wird negativ eingestuft. Die geringsten Umweltauswirkungen werden ebenfalls wieder bei Photovoltaik auf bestehenden Betriebsgebäuden, Erdwärmenutzung und der Nutzung der Speicherseen erwartet. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch bei der Bewertung der Auswirkungen auf das Landschaftsbild (Abb. 2).
Empfehlungen und Konsequenzen für die Praxis?
Betrachtet man die eingangs dargestellten Fragen, dann entsteht der Eindruck, dass Umweltbelange und Energievorsorge nicht wirklich relevant und ausschlaggebend sind. Der erste Blick täuscht. Das wichtigste Motiv für diese Art des Urlaubs ist der Wintersport und das Landschaftserlebnis im Winter. Alle Kriterien, die diese Motive beschreiben, wie die Pistenqualität, die Schneesicherheit usw. sind daher – natürlich – die wichtigsten Aspekte. Man fährt nicht dorthin wegen der schonenden Sommerbeweidung und des Night-life-Angebots. Dass man aus dieser Antwort nicht auf ein grundsätzliches Desinteresse an dem Thema Umwelt schließen darf, zeigt eine andere Frage, die nachstehend vorgestellt wird (Abb. 3).
Bei der Frage, ob ein Skigebiet bevorzugt würde, das seinen Energiebedarf zum Teil oder insgesamt selbst deckt, ergibt sich ein anderes Bild. Hier antworten ca. 46 % mit „eventuell“, 32 % mit „ja“ und 12 % mit „ ja sehr“. Nur rund 10 % verneinen die Frage. Auch wenn der Anteil der unentschiedenen Wintersportler überwiegt, zeigt sich hier doch eine Tendenz, die von innovativen Betrieben gezielt in Marketing und Außendarstellung angesprochen werden kann.
Bei der Antwort sollte man allerdings auch berücksichtigen, dass es in Österreich – wie eine aktuelle Recherche zeigte – nur wenige Betriebe gibt, die auffallend deutlich bzw. leicht auffindbar auf ihren Einsatz im Umweltbereich hinweisen. Selbst wenn der Kunde seinem Vorsatz treu bliebe und ein Skigebiet bevorzugen möchte, dass seinen Energiebedarf selbst deckt bzw. regenerative Energien einsetzt, kann er ihn derzeit nur schwer umsetzen. Dieses Problem ist allerdings nicht nur auf Österreich beschränkt. Aus der Sicht der Befragten ist das Internet das geeignete Medium, um diese Leistungen zu dokumentieren und zu vermitteln. Ungeeignet erscheinen dagegen eigene Faltblätter.
Abschließend möchten wir noch herausstellen, dass es offensichtlich – wie die differenzierten Bewertungen zu den Einsatzmöglichkeiten von erneuerbaren Energien zeigen – nicht nur auf das „ob“, d. h. gibt es Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energie, sondern auch auf das „wie“ ankommt. Die Befragungsergebnisse machen deutlich, dass gerade bei Anlagen im großen Maßstab deutliche Vorbehalte bestehen. Dies gilt besonders für die großmaßstäbliche Windkraft.
In dem Maße, in dem in den wichtigsten Herkunftsländern Deutschland und den Beneluxländern, die Windkraft eine noch bedeutendere Rolle spielen wird, könnte in Skigebieten die Nutzung alternativer Lösungen beruhend auf erneuerbaren Energiequellen eine zusätzliche Bedeutung im alpinen Wettbewerb zwischen den Destinationen bekommen.
Literatur:
Ralf Roth (2011): Zukunft Wintersport – Deutschland 2011, Grundlagenstudie Sporthochschule Köln.
Zegg R., Küng T., Grossrieder R. (2010). Energiemanagement Bergbahnen – Studie und Handbuch 2010, Seilbahnen Schweiz (Hrsg).
Ulrike Pröbstl, Alexandra Jiricka