Die diesjährige NSAA National Convention & Tradeshow 2022 in Nashville, TN, war mit mehr als 870 Teilnehmern (inklusive Aussteller) wirklich gut besucht. Den Auftakt der Veranstaltung bildete die traditionelle „Welcome Reception“, die in der bekannten Country Music Hall of Fame stattfand.
Foto: M. Lobmaier
Veranstaltungen

TAGUNG

Endlich wieder ein „Face-to-Face-Treffen!“

Darin waren sich alle Teilnehmer der diesjährigen, sehr gut besuchten NSAA National Convention & Tradeshow einig. Trotz zahlreicher Herausforderungen, allen voran die Covid-19-Pandemie und der Mitarbeitermangel, war die Stimmung auf diesem Branchenevent so gut wie schon lange nicht mehr. Einer der Gründe war sicherlich die Wintersaison 2021/22 mit insgesamt 61 Millionen Skifahrerbesuchen. Ein Rekord.

von: Claudia Mantona

Nach drei Jahren fand dieses Mal die alljährliche National Convention & Tradeshow der amerikanischen National Ski Areas Association (NSAA) endlich wieder „vor Ort“ statt und musste nicht virtuell abgehalten werden. Nicht von ungefähr wurde deshalb dieses wichtige Branchenevent vom 11. bis 15. Mai in Nashville, TN, abgehalten. Die Hauptstadt des US-Bundesstaats Tennessee ist nicht nur „das“ Mekka der Countrymusik, sondern inzwischen auch ein regelrechter Hot-Spot für ausgelassenes Feiern. Das gilt vor allem für zukünftige Bräute, die dort ihren Junggesellinnenabschied begehen. Aktuell scheint man, aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, einiges nachholen zu müssen, und die „Feierkultur“ hat in Nashville etwas überhandgenommen, wir Europäer würden es zeitweise mit dem „Ballermann“ auf der spanischen Baleareninsel Mallorca vergleichen.

Viele „runde“ Jubiläen

Neben der sehr positiv verlaufenen Wintersaison 2021/22 hat die NSAA, die 1962 ins Leben gerufen wurde, 2022 einen weiteren Grund zur Freude, nämlich ihr 60-Jahre-Jubiläum. Damit ist die National Ski Areas Association nicht alleine, denn in der Wintersaison 2021/22 begingen etliche US-Skigebiete ihre „runden“ Bestandsjubiläen. Dazu gehören z. B. Silverton Mountain in Colorado (20 Jahre), Powder Mountain in Utah (50 Jahre), Snowbird in Utah (50 Jahre), Breckenridge Ski Resort in Colorado (60 Jahre), Crested Butte Mountain Resort in Colorado (60 Jahre), Homewood Mountain Resort in Kalifornien (60 Jahre), Stratton in Vermont, (60 Jahre), Arapahoe Basin Ski Area in Colorado (75 Jahre), Aspen Snowmass in Colorado (75 Jahre), Bromley Mountain Resort in Vermont (85 Jahre) und Stowe Mountain Resort in Vermont (85 Jahre). Abgesehen davon wurden auf der diesjährigen National Convention & Tradeshow die Lifetime Achievement Awards 2020, 2021 und 2022 persönlich verliehen. Diese Auszeichnung erhalten herausragende Persönlichkeiten der US-Skigebiete, die mit ihrer Hingabe, Weitsicht und Leistung die Wintersportindustrie auch für die Zukunft eklatant geprägt haben. Und last but noch least ging Tom Moore, der langjährige Director of Conventions & Meetings der NSAA, nach 30 Jahren unermüdlichen Einsatzes nach der National Convention & Tradeshow in Nashville in den verdienten Ruhestand.

Mitarbeitermangel, Diversität, digitaler Arbeitsplatz

Betrachtet man das Tagungsprogramm dann drehte sich dieses Jahr sehr viel um hilfreiche Strategien gegen den eklatanten Fachkräfte- und Mitarbeitermangel (aufgrund der Covid-19-Pandemie sind Mitarbeiter vorzeitig in Pension gegangen, haben die Branche gewechselt, wurden depressiv und fielen dadurch aus oder wollten nicht mehr so viel arbeiten wie zuvor), die Erhöhung der Diversität (87,5% der Skifahrer und Snowboarder gehören der weißen Rasse an), die Schaffung maßgeschneiderter und nachhaltiger Angebote für den modernen Gast, Cybersecurity, intelligente Risikomanagementstrategien, den digitalen Arbeitsplatz, und welche technologischen Trends wie das alltägliche Business in den US-Skigebieten bereits verändert haben und noch verändern werden. Auffallend am Veranstaltungsprogramm waren dieses Jahr die zahlreichen Podiumsdiskussionen mit den Chefs der US-Skiresorts, die zu den verschiedensten Branchenthemen ihre Erfahrungen schilderten und sich gegenseitig unterstützten. Das sollte wohl letztendlich den, wahrscheinlich auch aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, noch größeren Zusammenhalt der Branche als zuvor dokumentieren.

Opening-Keynote: The Human Value Era

Am ersten Veranstaltungstag sprach die Expertin für zukünftiges Arbeiten, Heather E. McGowan, unter anderem darüber, wie sehr die Covid-19-Pandemie die Arbeitswelt und die Ansprüche der Arbeitnehmer verändert hat und deshalb eine ganz andere Führungs- und Unternehmenskultur für die Zukunft wichtig ist, um weiterhin als Skigebietsbetreiber erfolgreich zu sein: „Da wir in der heutigen Arbeitswelt immer mehr mentale Routine- und vorhersehbare Aufgaben an die (digitale) Technologie abgeben, werden für ein Unternehmen menschliches Talent und Einfallsreichtum der wahre Wettbewerbsvorteil sein. Wir sind jetzt in die Ära des Humankapitals eingetreten, eine Ära, in der Menschen als Vermögenswert betrachtet werden, den es zu entwickeln gilt, und nicht als Kosten, die es einzudämmen gilt. Die digitale Transformation ist im Kern eine menschliche Transformation. Das Weltwirtschaftsforum prognostizierte kürzlich, dass die Covid-19-Pandemie Veränderungsprozesse in der Arbeitswelt rasant beschleunigt hat. Etwa 50% der vorhandenen Arbeitskräfte müssen aus diesem Grund bis 2025 umgeschult werden. Das Weltwirtschaftsforum zählt zu den 2025 benötigten Top-Fähigkeiten analytisches Denken, Kreativität, Führungsqualität und sozialen Einfluss. Um weiterhin als Arbeitnehmer oder als Unternehmen erfolgreich bestehen zu können, ist lebenslanges Lernen ein ‚muss‘.“

Ein weiterer, mit Spannung erwarteter Fixpunkt jeder National Convention & Tradeshow ist der Kottke Report von Dave Belin, Director of Consulting Services, RRC Associates, der im Auftrag der NSAA detaillierte Resultate zum Saisonverlauf liefert. Für den Bericht über die Wintersaison 2021/22 wurden 180 der aktuell existierenden 473 US-Skigebiete analysiert. Vorweg ist zu erwähnen, dass die US-Skigebiete während der Covid-19-Pandemie nicht von staatlich verordneten Schließungen wie z.B. zahlreiche europäische Skigebiete betroffen waren, es mussten jedoch bestimmte Covid-19-Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt werden, die in den 37 US-Bundesstaaten mit Skiresorts teilweise unterschiedlich waren. Die durchschnittlichen Winterbetriebstage betrugen 2021/22 landesweit 110 Tage, einen Tag weniger als 2020/21 und drei Tage weniger als im 10-Jahres-Durchschnitt.

Besucherrekord

Insgesamt 61 Millionen Skifahrerbesuche wurden in der Wintersaison 2021/22 gezählt, das ist seit Beginn der Besucheraufzeichnungen in der Wintersaison 1978/79 ein Rekord und entspricht gegenüber der nationalen Zahl der letzten Wintersaison einer Steigerung um 3,5%. (Ein Skifahrerbesuch wird jedes Mal erfasst, wenn eine Person eine Liftkarte oder eine Saisonkarte in einem Skigebiet verwendet.) Dieses sehr gute Ergebnis wurde stark von der Rocky-Mountains-Region mit insgesamt 25,2 Millionen Besuchen (+ 11,5%) beeinflusst. Andere Regionen mit einer Zunahme der Skifahrerbesuche gegenüber der Wintersaison 2020/21 waren der Nordosten (+ 4,2%), der Mittlere Westen (+ 4,9%) und der Pazifische Südwesten (+ 2,4%). Nur zwei Regionen – der Südosten (-15,8%) und der Pazifische Nordwesten (- 16,8%) meldeten einen Rückgang der Skifahrerbesuche. Auffallend dabei ist, dass seit der Covid-19-Pandemie mehr Skifahrer und Snowboarder unter der Woche ins Skigebiet kommen. Damit verteilen sich die Besuche besser über die ganze Woche und konzentrieren sich nicht mehr so stark auf das Wochenende. Der sich bereits in der Wintersaison 2020/21 klar abgezeichnete Trend zur Erholung im Freien hat sich in der darauffolgenden Wintersaison 2021/22 klar fortgesetzt. Die Menschen suchen mehr Outdoor-Aktivitäten, das gilt sowohl für den Winter als auch für den Sommer. Bei der Besucheranzahl ist der Anteil der Snowboarder von 29,8% in der Wintersaison 2020/21 aktuell auf die landesweit typische Anzahl von 27% gesunken. Dafür hat sich bei den Skifahrern die Anzahl der „Rückkehrer“ (= Besucher, die ein Jahr oder länger mit dem Skifahren aufgehört haben und jetzt wieder damit angefangen haben) auf 34,3% (2020/21: ca. 26,2 %) erhöht.

„Run“ auf Saisonkarten ungebrochen

Zum dritten Mal in Folge überholten Saisonkarten die Tageskarten beim Anteil der Skifahrerbesuche. Inhaber von Dauerkarten machten 51,9 % der Besuche landesweit aus. Skigebiete aller Größen und in allen Regionen des Landes verzeichneten einen Anstieg der verkauften Saisonkarten. Auch der Anteil der Tages-/Mehrtageskarten ist auf 37,3% gewachsen. Der durchschnittliche Wochenendkartenpreis hat sich um 26 USD bzw. 18% erhöht. 47 US-Skigebiete setzen inzwischen auf einen „dynamischen“ Wochenendkartenpreis von 135 USD. Die dynamischen Kartenpreise sind meistens günstiger, um Perioden mit geringerer Nachfrage besser auszulasten.

Etwas weniger Schneefall

In der Vergangenheit haben die veränderten Skifahrerbesuchszahlen oft mit dem Schneefall korreliert: mehr Schnee bedeutete im Allgemeinen auch mehr Skifahrer bzw. Snowboarder und umgekehrt. Das gilt aber nicht für die Wintersaison 2021/22 mit einem Besucherrekord von 61 Millionen, denn der durchschnittliche Schneefall lag landesweit bei 145 Zoll, was gegenüber dem Schneefall vor einem Jahr mit 146 Zoll und dem 10-Jahres-Durchschnitt von 166 Zoll einem Rückgang entspricht. Um unabhängiger vom Naturschnee zu werden, wurde auch auf die Wintersaison 2021/22 in die technische Beschneiung investiert. Landesweit hat sich die Anzahl der technisch beschneiten Flächen langsam erhöht. Gegenwärtig werden in den US-Skiresorts 57% der Flächen technisch beschneit. Jedoch ist die Rücklaufquote der befragten US-Skigebiete von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich, was fundierte Aussagen über die tatsächliche technische Beschneiungsrate erschwert.

Ein erheblicher Wehrmutstropfen der Rekordwintersaison 2021/22 war und ist der anhaltende Mitarbeiter- und Fachkräftemängel, von dem viele Branchen und auch die Wintersportindustrie betroffen sind.

Mitarbeiter dringend gesucht

Der Personalmangel wirkte sich in dieser Wintersaison in den US-Skigebieten am stärksten negativ auf den Geschäftsverlauf aus. 81% aller Skigebiete waren nicht vollständig besetzt, durchschnittlich fehlten einem Skigebiet 75 Mitarbeiter. Aufgrund der Personalknappheit sahen sich viele Skigebiete gezwungen, ihren Betrieb umzustellen. Dazu gehörten z. B. ein eingeschränkter Sessellift-, Tubing- und Skischul-Betrieb. Um dem Personalmangel entgegenzuwirken, erhöhten die US-Skigebiete die Gehälter, führten Saisonend-Prämien ein und stellten verstärkt Wohnraum für Mitarbeiter zur Verfügung. Aktuell verfügen 57% der US-Skiresorts über Mitarbeiterhäuser, im Vorjahr waren es nur 46%.

Rekord-Investitionen geplant

Auf die kommende Wintersaison 2022/23 investieren die US-Skigebiete insgesamt 728 Millionen USD. So werden z. B. mehr als 70 neue Lifte und Seilbahnen errichtet und über 60 bestehende Seilbahnanlagen und Lifte modernisiert.

Die nächste NSAA National Convention & Tradeshow findet von 8. bis 11. Mai 2023 in Savannah, Georgia, statt.


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