Zu verdanken ist dieser visionäre Schritt der Ausdauer und Hartnäckigkeit der beteiligten „Vollblut“-Seilbahnunternehmern Klaus Wiethüchter (Geschäftsführer Skilifte Schröcken Strolz GmbH), Günter Oberhauser (Geschäftsführer Skilifte Warth GmbH & Co.) und besonders der beiden Geschäftsführer der Skilifte Lech Ing. Bildstein GmbH, Paul Pfefferkorn und Technischer Rat Dipl.-Ing. Michael Manhart. „Es ist wirklich ein historischer Tag, 41 Jahre nach der Veröffentlichung einer Idee zur seilbahntechnischen Verbindung der Skigebiete von Schröcken und Lech durch den zwischenzeitlich verstorbenen Schröckener Seilbahnpionier Alfons Strolz in den Vorarlberger Nachrichten ist diese Vision endlich Realität geworden“, erklärte Manhart anlässlich der feierlichen Eröffnung des „Aufenfeldjet“ am 13. Dezember 2013. Manhart selbst hat sich seit 1973 intensiv mit möglichen seilbahntechnischen Lösungen beschäftigt und darüber seit 1982 konzentriert mit der Vorarlberger Politik verhandelt. Gleichzeitig setzte er sich, gemeinsam mit Paul Pfefferkorn und Klaus Wiethüchter, mit den betroffenen Grundbesitzern auseinander. Dabei leisteten alle Beteiligten sehr viel Überzeugungsarbeit und bewiesen eine unglaubliche Ausdauer: „Es war ein Kampf“, so Manhart. Und der Vorarlberger Landesstatthalter Mag. Karlheinz Rüdisser erklärte anlässlich der Eröffnungsfeier: „Den Pioniergeist von Michael Manhart könnte man allemal in der Politik benötigengebrauchen. Mit dem heutigen Tag wird ein neues Kapitel in der Skigeschichte am Arlberg aufgeschlagen.“
Mit dem „Aufenfeldjet“ ist das größte zusammenhängende Skigebiet Vorarlbergs entstanden. Alleine im neuen Skigebiet Lech-Zürs und Warth-Schröcken stehen jetzt den Wintersportlern insgesamt 190 km Pistenabfahrten sowie 47 Lifte und Bahnen zur Verfügung. Rechnet man St. Anton, St. Christoph und Stuben mit, dann sind es sogar 94 Lifte und Bahnen mit 340 km Pistenabfahrten. „Auch Lech mit seinen vielen Sonnenhängen profitiert, denn jetzt können die Wintersportler am Nachmittag die Nordhänge in Warth befahren“, betonte Manhart. In Warth ist es schattiger, da bleibt der Schnee länger liegen.
Der Zeitplan
Die neue „Weibermahdbahn“ (Kombibahn) wurde bereits im Sommer 2011 erbaut und ersetzt die bisherige fix geklemmte 4er-Sesselbahn, die 10er-Kabinenbahn „Auenfeldjet“ wurde mit Baubeginn Juni im Sommer 2013 errichtet. Manhart: „Es waren zwischen diesen beiden Bausommern noch intensive Verhandlungen mit den Naturschutzbehörden und Grundbesitzern erforderlich. Ursprünglich war geplant, die Gesamtanlage in einem Bausommer zu realisieren.“
Der „Auenfeldjet“ verbindet das Weibermahd in Lech mit dem Auenfeld in Warth-Schröcken. Die Seilbahnanlage wurde im Hinblick auf eine größtmögliche Schonung der Umwelt am westlichen Rand des Auenfelds realisiert. Vor den eigentlichen Arbeiten an den Bauwerken mussten zuerst die Zufahrtswege von Schneemassen befreit werden. Außerdem sorgte zu Baubeginn eine längere Regenperiode für eine zeitliche Verzögerung. Im Zuge der Arbeiten wurde die bestehende 30-kV-Stromleitung durch das Auenfeld unterirdisch im Kabelgraben der Bahn verlegt. Darüber hinaus wurden umfangreiche Lawinenschutzmaßnahmen getroffen. Dazu Manhart: „Gemeinsam mit den Experten der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) und der Lawinenkommissionen von Lech und Schröcken wurde ein Paket an Sprengpunkten für die Sicherung des ‚Auenfeldjet‘ vor Lawinengefahren entwickelt. Neben von Hand, aus den Kabinen der Seilbahn und vom Hubschrauber aus geworfenen Sprengladungen, sind auch fernsteuerbare Lawinenwächter und Sprengmasten der Schweizer Firma Inauen-Schätti AG im Einsatz.“ Bei den Lawinenwächtern (Typ LW 2700) handelt es sich um einen Sprengmast, der die Wurfladungen bis 200 m weit in den Lawinenhang wirft, wo sie Detonation gebracht werden. Beim Lawinenmast (Typ LM 2700) wiederum wird die Sprengladung an einer Schnur abgesenkt, und zirka 2 m über dem Schnee wird die Detonation ausgelöst. Die Sprengwirkung und der Druck auf die Schneedecke sind beim Lawinenmast höher.
Pünktlich zum Start der aktuellen Wintersaison 2013/14 war der „Auenfeldjet“ fertiggestellt. „Die Zusammenarbeit mit den Hauptfirmen hat hervorragend und weitgehend termingerecht funktioniert. Walter Metzler, technischer Leiter der Skilifte Lech, fungierte sowohl bei der ‚Weibermahdbahn‘, als auch beim ‚Auenfeldjet‘ als Bauleiter. Ihm gebührt ein Sonderorden“, zeigte sich Manhart zufrieden.
Innovative Technik
Das Bahnsystem des „Auenfeldjet“ besteht aus einer Einseilumlaufbahn mit 10er-Kabinen zwischen den Skigebieten von Schröcken-Warth und Lech-Zürs sowie der Kombibahn „Weibermahdbahn“ mit abwechselnd einer 10er-Kabine (mit Sitzheizung) und zwei kuppelbaren 8er-Sesseln (mit Wetterschutzhauben, Sitzheizung, Kindersicherung). Die beiden Bahnen können getrennt voneinander betrieben werden, im Normalbetrieb fahren die 10er-Kabinen jedoch vom Schröckener Skigebiet durch die Mittelstation weiter bis zur Bergstation der „Weibermahdbahn“ auf den „Petersboden“ im Lecher Skigebiet und umgekehrt. Die „Mittelstation“ ist gleichzeitig die Bergstation des „Auenfeldjet“ und die Talstation der „Weibermahdbahn“. Hier werden nach jeder 10er-Kabine zwei 8er-Sessel eingeklinkt, die die kleinere Route auf der Lecher Seite fahren und wie bisher die Wintersportler am Weibermahd transportieren. Dazu Manhart: „Die technische Besonderheit des Bahnsystems besteht im möglichen Durchfahrbetrieb der 10er-Kabinen des "Auenfeldjet" in die Kombibahn.“ Diese Technik wurde gemeinsam mit der Firma Doppelmayr speziell für den "Auenfeldjet" entwickelt. Ing. Michael Doppelmayr, Vorstand der Doppelmayr Holding AG, sagte bei der offiziellen Eröffnung: „Für uns war die Bahn eine technische Herausforderung, und sie ist die einzige Anlage dieser Art, die von uns in Europa realisiert wurde. Wir spielen in der internationalen Liga, und da sind Skigebietsverbindungen ein großes Thema.“
Beeindruckende Architektur
Neben den technischen Aspekten ist der „Auenfeldjet“ auch ein architektonisches Highlight am Arlberg. Sämtliche Stationsbauten aus Beton, Stahlbau und großen, verglasten Flächen, wurden von dem Architekten Dipl.-Ing. Hans Riemelmoser aus Bregenz gestaltet. Die großflächigen Glasfassaden wurden außerdem von dem Vorarlberger Künstler Franz Türtscher mit vorgehängten Lamellen aus Lärchenholz und farbigen Aluprofilen verkleidet. Abgesehen von einer Beschattung, wird dadurch die architektonische Wirkung der Gebäude noch unterstrichen.
Der „Auenfeldjet“ kostete, inklusive Lawinensicherung, 12 Mio. Euro. Die Investition wurde zu je einem Drittel von den Seilbahnbetreibern von Lech-Süd, den Skiliften Schröcken und den Skiliften Warth (gemeinsam mit Warther Hoteliers), aufgebracht.
„Die Reaktionen der Bevölkerung waren schon nach wenigen Betriebstagen höchst positiv. Die gesamte Region wird durch diese Seilbahnverbindung wesentliche Impulse für ihre touristische Entwicklung erhalten“, resümierte Manhart bei der Eröffnungsfeier am 13. Dezember 2013.
Claudia Mantona
TECHNISCHE DATEN
10er-Kabinenbahn „Auenfeldjet"
Seehöhe Talstation 1.720 m
Seehöhe Bergstation 1.786 m
Schräge Länge 2.072 m
Höhenunterschied 67 m
Förderseildurchmesser 48 mm
Antriebsleistung 426 kW
Fahrzeuganzahl 42
Fahrzeugfassungsraum 10 Pers.
Fahrgeschwindigkeit 5,0 m/s
Fahrzeit 8,2 min
Förderleistung je Richtung 1.490 P/h
Baukosten zirka 10 Mio. Euro
Beteiligte Firmen:
Seilbahntechnik: Doppelmayr
Elektrotechnik: Doppelmayr
Kabinen: CWA
Förderseil: Fatzer
Seilzug: Fa. Kohler
Planung: Skilifte Lech / Doppelmayr / Arch. Dipl.-Ing. Riemelmoser
Lawinenschutz: Inauen-Schätti AG