Entgegen den Befürchtungen, dass sich der Veranstaltungsort in Südamerika stark negativ auf die Teilnehmerzahl auswirken würde, hatten sich rund 250 Teilnehmer aus aller Welt eingefunden, um einerseits die großteils hochklassigen Fachvorträge zu hören und andererseits das Ambiente einer der schönsten südamerikanischen Städte zu genießen.
Für die O.I.T.A.F. ist der alle sechs Jahre stattfindende Kongress die wichtigste Veranstaltung der Organisation. Insbesondere werden hier für die nächsten sechs Jahre die Weichen hinsichtlich der Führungsgremien und der Verbandsaktivitäten gestellt. Bei der Generalversammlung der O.I.T.A.F. am 24. Oktober wurde der Präsident der Funktionsperiode 2005 bis 2011, Jean Charles Faraudo, durch Martin Leitner abgelöst. Dem langjährigen Generalsekretär Heinrich Brugger folgte in dieser Funktion Markus Pitscheider, wie sein Vorgänger Leiter des Amtes für Seilbahnen in Bozen/Italien.
Der Schwerpunkt der Referate
am O.I.T.A.F.-Kongresses 2011 lag eindeutig auf der umfassenden Behandlung des Themenkreises „Seilbahnen im urbanen Bereich“. Nicht nur, dass sich der Großteil der Referate des 1. Tages mit diesem Thema auseinandersetzte, sondern auch in verschiedenen Referaten aus den Themenkreisen „Seilbahnen und Tourismus“, „Nachhaltigkeit bei Seilbahnen, Umwelt, Solziales und Wirtschaftlichkeit“ sowie „Technik und Sicherheit“ wurde mehrmals auf den Anwendungsbereich von Seilbahnen im städtischen Verkehr Bezug genommen. Diesem Trend hat die ISR bereits vorweg in ihrer – sechssprachigen – Sonderausgabe Rechnung getragen: Der Hauptbeitrag im Kongressheft ist ein Grundsatzartikel über städtische Bahnen von Prof. Josef Nejez, in dem sich der fachtechnische Redakteur der ISR mit den in diesem Bereich üblichen Begriffen und den zum Einsatz kommenden Seilbahnsystemen befasst.
Auch die Fachexkursion am 2. Kongresstag
stand in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Thema Seilbahnen im urbanen Bereich. Die Besichtigung der Aerial Tramway von Poma in Rio de Janeiro wurde zu einem beeindruckenden Erlebnis. Mit dem Bau dieser leistungsfähigen Seilbahn-Verkehrsverbindung im Favela-Gebiet Complexo do Alemao, bestehend aus fünf aneinandergereihten Teilstrecken von Einseilumlaufbahnen mit 10er-Kabinen, ist Poma eine Leistung gelungen, deren sozioökonomische Auswirkungen auf diesen bisher nicht durch ausreichende öffentliche Verkehrsmittel erschlossenen Stadtteil gar nicht hoch genug eingeschätzt werden können.
Der 3. und letzte Kongresstag
brachte Referate zu ganz unterschiedlichen Themen, bevor Vertreter der beiden großen Herstellergruppen Leitner/Poma und Doppelmayr/Garaventa gleichsam ihre „Schlussplädoyers“ hielten, in denen sie die neuesten Entwicklungen im Seilbahnbau sowohl im Bereich städtischer Seilbahnen als auch innovative Konzepte für Skigebiete vorstellten.
Der gesellschaftliche Höhepunkt
war der Galaabend am letzten Kongresstag, an dem Jean Charles Faraudo als scheidender Präsident und Martin Leitner als neuer Präsident ihre abschließenden Grußworte an die Teilnehmer richteten. Das Buffet, guter Wein und eine äußerst attraktive Samba-Darbietung sorgte für hervorragende Stimmung im Saal – ein Abend, an den man sich gerne erinnern wird.
Josef Nejez
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