Das Skigebiet Gerlos liegt im Herzen der Zillertal-Arena, flankiert von den Nachbarn Zell am Ziller, Königsleiten und Gerlosplatte. Gemeinsam bildet man die Zillertal-Arena, die nunmehr 52 Seilbahnanlagen und 140 Pistenkilometer in sich vereint.
Schon lange rumorte es in den Köpfen der Gerloser Führungsriege, allen voran die beiden Geschäftsführer Franz Hörl und David Kammerlander, eine Zubringerbahn vom Ortszentrum direkt ins Herz des Skigebietes, auf den Vorkogel, zu errichten. Nach vielen Jahren der Vorplanung konnte es nun doch gelingen, dieses gigantische Bauvorhaben zu realisieren. Der Wintersportler erreicht nunmehr in knapp acht Minuten den Vorkogel. Von hier aus besteht ein direkter Anschluss nach Zell am Ziller sowie an die anfängertauglichen Pistenflächen um das Ebenfeld.
Aber jede Erfolgsstory hat eine Vorgeschichte: Die ersten Konzepte wurden bereits 2013 in gemeinsamer Arbeit mit dem langjährigen Planungspartner Melzer & Hopfner aus Bregenz entwickelt. Viele Probleme waren zu bewältigen, das größte war aber sicherlich die beeindruckende Talstation.
Die Stationsbauten
Bei der Errichtung der Talstation im Ortskern wurde ein riesiges Raumprogramm umgesetzt, bestehend aus dem Seilbahngeschoss, zwei darunter liegenden Verwaltungsgeschossen, der erdgeschossigen Eingangshalle und dem darunterliegenden Skidepot. Alles in allem sind es fünf Geschosse, wobei die Seilbahnanlage ganz oben angeordnet ist und zirka 13 m über dem Niveau liegt. An diesem Seilbahntrakt wurde ein mächtiges Parkhaus, welches sich über 14 Halbgeschosse nach oben schlängelt, angebaut. Damit nicht genug wurde auch noch für die Mitarbeiter der Bahn vorgesorgt, und Appartements fanden auch noch Platz.
Für den anspruchsvollen Gast sah man noch ein mehr als 1.000 m² großes Sportgeschäft mit Skiverleih etc. vor. Das komplette Objekt wurde weitgehend in den Hang eingebaut, was eine imposante Baugrube mitten im Zentrum bedingte. Der extreme Platzmangel und erforderliche Sprengarbeiten verlangten nach einer umsichtigen und sensiblen Planung. Für diese Aufgaben wurden die Spezialisten von Klenkhart & Partner herangezogen. Aufgrund der schwierigen Gründung waren für das Bauwerk der Talstation an die 1.300 Laufmeter Pfähle notwendig, zudem wurden mehr als 15.000 m³ Beton verbaut.
Die Konzeption dieser Megastation wurde von Generalplaner Melzer & Hopfner durchgeführt, die Detail- und Ausführungsplanung oblag dem Büro Wimreiter. Die Mittelstation liegt ebenfalls in einem geologisch sensiblen Gebiet. Der sehr große Baukörper wurde auch auf Pfähle gestellt und konstruktiv so ausgebildet, daß Hangrutschungen durch Nachrücken der technischen Einrichtungen ausgeglichen werden können. Die Bergstation steht auf Fels und wurde als Teil eines Gesamtkonzeptes für den Vorkogel gebaut. In späterer Folge sollen auf diesem prominenten Platz noch ein Bergrestaurant sowie zwei weitere Seilbahnen dazukommen.
Als besondere technische Herausforderung kann die Unterkreuzung einer 380-kV- sowie einer 110-kV-Hochspannungsleitung genannt werden. Wer so etwas schon einmal miterlebt hat, weiß, wovon man hier spricht. Neben den aufwändigen Berechnungen ist hier auch ein mühsamer Behördenweg erforderlich.
Die Seilbahntechnik
Die neue 10er-Kabinenbahn wurde in zwei Teilstrecken errichtet, wobei hier die neueste Technologie von Leitner ropeways zur Anwendung kam, natürlich mit DirectDrive. Diese energieeffizienten und geräuscharmen Antriebe der beiden Teilstrecken sind in der Mittelstation angeordnet, dadurch ist ein getrennter Betrieb der beiden Sektionen möglich. In der Mittelstation werden die Fahrzeuge beider Teilstrecken vollautomatisch garagiert (Schleifenbahnhof). Die Kabinen wurden ebenfalls von Leitner geliefert, die Förderseile von Fatzer.
Sämtliche Hochbauten wurden von Melzer & Hopfner geplant bzw. konzipiert und tragen deren deutliche Handschrift. Klare, schnörkellose Architektur, reduzierte Bauweise und hohe Funktionalität sprechen für sich. Besonderes Lob gilt der Mannschaft um Geschäftsführer David Kammerlander und Betriebsleiter Andreas Fuchs, die die Agenden der örtlichen Bauleitung in aufopfernder Weise und bravourös erfüllten.
Der Zeitplan
Die Baugenehmigung wurde am 11. Juni 2015 erteilt, und die Bauzeit war von Sommer 2015 bis Herbst 2016 angelegt. Die Betriebsbewilligung für die neue Dorfbahn Gerlos erfolgte am 13. Dezember 2016, und am 18. Dezember 2016 wurde die Anlage offiziell eingeweiht. Die Gesamtinvestitionskosten belaufen sich auf zirka 30 Mio. Euro. „Mit der Dorfbahn Gerlos setzen wir einen weiteren Meilenstein in Sachen modernster Technik und Komfort für unsere Gäste. Mit diesem zukunftsweisenden Projekt wird der Tourismusort Gerlos nachhaltig gestärkt“, so Franz Hörl, Geschäftsführer Skilift-Zentrum Gerlos und Obmann des Fachverbandes der Österreichischen Seilbahnen. Die zirka 2.000 Gäste der Betriebe im Nahbereich können die Dorfbahn Gerlos zu Fuß erreichen, damit ist nicht nur optimaler Komfort für die Wintersportler garantiert, sondern gleichzeitig werden auch der Skibus- und Individualverkehr massiv reduziert und die Gerlos-Straße entlastet. CM