Veranstaltungen

Die ITTAB erstmals in Asien

Die 63. Internationale Tagung der Technischen Aufsichtsbehörden (ITTAB) wurde vom 9. bis 14. September in Xi’an/China abgehalten.

40 Teilnehmer aus 15 Ländern nahmen an der 63. ITTAB in Xi’an/China teil. Die Teilnehmer kamen aus Europa, Nord- und Südamerika und Asien. Ausgerichtet wurde die Tagung von der General Administration of Quality Supervision, Inspection and Quarantine of the People`s Republic of China.

Die feierliche Eröffnung erfolgte durch Herrn Xue FALONG, Deputy Director des Provincial Bureau of Quality and Technical Supervision.

Die chinesische Delegation unter der Leitung von Herr Gang CUI, sowie Zhiyin DING, Yunxin ZHAN, Qiang ZHANG, Zhengyi ZHEN, Yuan LUO, Xiaowen ZHANG und Qian HU hatten die Tagung hervorragend organisiert und standen jedem mit Rat und Tat in der für die meisten Teilnehmer doch fremdartig anmutenden Umgebung zur Seite. Die quirlige Stadt Xi’an, Hauptstadt der chinesischen Provinz Shaanxi mit mehr als 7,8 Mio. Einwohnern, spiegelt das aufstrebende Wirtschaftswachstum in China wider.

Das Tagungsprogramm war so umfangreich und interessant, dass in den Sitzungen trotz Jetlag bei vielen Teilnehmern an eine kurze schöpferische Pause nicht zu denken war.

Neben den vorgesehenen Tagungsinhalten wie Unfallberichte, technische Präsentationen und technische Fragen war die Kommunikation zwischen den Behördenvertretern der einzelnen Länder bei der Sitzung und auch außerhalb dieser ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung des gegenseitigen Verstehens für Probleme in ihrem Wirkungsbereich. Das Kennenlernen der Aufsichtstätigkeit der Behörden in den einzelnen Ländern ermöglicht auch eine Erweiterung und Hinterfragung der Tätigkeit, wie zweckmäßig und effizient die im eigenen Land stattfindende Aufsichtstätigkeit erfüllt wird.

Unfallberichte und technische Präsentationen
Die für das Jahr 2012 erstellten Unfallberichte der teilnehmenden Länder zeigen, dass bei mehr als 2,63 Mrd. Fahrgastbeförderungen vier Fahrgäste zu Tode kamen.

Die Ursachen waren Sturz aus einem Sessel auf der Strecke bei einer kuppelbaren Sesselbahn, zweimal wurden Fahrgäste vom Fahrzeug in der Station erfasst und umgestoßen und einmal verstarb ein Fahrgast auf der Strecke (Herzinfarkt).

Die Ursachen aller dieser Todesfälle waren (bis auf den Herzinfarkt) Fehlverhalten der Fahrgäste; technische Ursachen oder Bedienungsfehler des Seilbahnpersonals waren nicht für den Tod von Fahrgästen verantwortlich.

Die Unfallberichte und Präsentationen der einzelnen Länder begannen mit einer Auswertung statistischer Daten über Unfälle in Österreich. Sowohl die Unfallursachen als auch der Vergleich der einzelnen Seilbahnsysteme hinsichtlich der Unfallhäufigkeit zeigen dabei interessante Ergebnisse. Ein diesbezüglicher Bericht ist auch in der ISR-Ausgabe 4/2013 der ISR enthalten. Völlig unabhängig davon hat die französische Aufsichtsbehörde für Seilbahnen STRMTG ebenfalls Unfalluntersuchungen durchgeführt und diese präsentiert, wobei die Übereinstimmung der Ergebnisse mit den von Österreich vorgelegten Untersuchungen eine gegenseitige Bestätigung der Richtigkeit der ausgewerteten Daten zeigt. Zusätzlich hat Frankreich eine Studie in Auftrag gegeben, die das Problem der Fahrgastabstürze aus Sesseln bei fixen und kuppelbaren Sesselbahnen untersuchen soll. Das Ergebnis dieser Studie mit Sicherheitsempfehlungen und weitere Aktionen in Frankreich zur Verminderung der Fahrgastabstürze aus Sesseln wurden vorgestellt.

China informierte über ein Ereignis, bei dem die Sicherungen für den 24-V-Gleichstromkreis geschmolzen waren. Der Versuch, mit dem Notantrieb die Fahrgäste von der Strecke zu bringen, misslang, weil der Drucksensor der hydraulischen Bremsen, der Sensor für die Positionserkennung der Getriebekupplung und die Dateninformation über die Bremssteuerschaltung durch den Vorfall fehlerhaft geworden waren und die vollständige Unabhängigkeit des Notantriebes von diesen Einrichtungen konstruktiv nicht hergestellt war.

Frankreich berichtete über den Bruch des Wippenträgers einer Rollenbatterie, der zu einem Fahrzeugabsturz führte und informierte über jene Maßnahmen, die daraufhin bei den übrigen Seilbahnen mit identischen oder ähnlichen Bauteilen zur Vermeidung eines gleichartigen Unfalls getroffen wurden. Die einzelnen Länder haben nunmehr die Möglichkeit, Konstruktionen gleicher Bauart in ihrem Land zu überprüfen.

Deutschland berichtete über einen Unfall an einem Bandförderer und über die richterliche Bewertung des Unfalls, bei dem ein unbeaufsichtigtes Kleinkind infolge Fehlverhaltens auf dem Bandförderer und der fehlenden seitlichen Freigängigkeit des Bandes schwer verletzt wurde.

Italien berichtete über eine Kollision eines Paragleiters mit einer Seilbahn, über die ungebremste Einfahrt einer Kabine einer Zweiseilpendelbahn in die Station, über das unerkannte Verhängen eines lose am Boden liegenden Netzes einer Pistenabgrenzung mit einer Kabinenbahn infolge starken Windes und über eine schwere Verletzung eines Fahrgastes beim Einfallen einer Schienenzangenbremse bei einer festgestellten Verzögerung von 2,6 m/s².

USA berichtete über den Anprall und das Verhängen einer Kabine an den Führungen einer Stütze einer Zweiseilpendelbahn infolge starken Windes, den Absturz eines besetzten Sessels infolge einer Fehlkupplung und die Zerstörung einer Station einer fixen Sesselbahn durch fehlerhafte Montagearbeiten an einer Umlenkscheibe des Spanngewichtes.

China berichtete über Risse an Klemmapparaten, wobei eine nachfolgende Überprüfung gleichartiger Klemmapparate umfangreiche Schädigungen zeigte.

Frankreich stellte das Ergebnis der Evaluierung ihrer geänderten Vorgangsweise hinsichtlich der Überprüfungen von in Betrieb befindlichen Seilbahnen vor.

Deutschland informierte über grundsätzliche Anforderungen der Behörde an den Brandschutz bei Seilbahnen und über Maßnahmen bei außerordentlichen Betriebszuständen (Deaktivierung von Sicherheitseinrichtungen).

Polen berichtete über ein Tragwerksversagen eines Wasserskilifts infolge gleichzeitiger Eis- und Windeinwirkung.

Die Schweiz stellte ihr Konzept für die Erteilung einer Verlängerung der Betriebsbewilligung von Seilbahnen vor, ebenso das Ergebnis der in der Schweiz durchgeführten Untersuchung über Gründe und Ursachen des Einfallens von Tragseilbremsen von Zweiseilpendelbahnen in den letzten Jahren.

Technische Fragen
Die technischen Fragen werden von den einzelnen Ländern gestellt, um von Erfahrungen, die andere Länder bereits gemacht haben, profitieren zu können und auch um eine Gleichartigkeit der Vorgangsweisen in den Ländern anzustreben.

Eine kurze Übersicht über die bei der 63. ITTAB behandelten Fragen:

  • Erfahrungen betreffend 8-litzige Zugseile,
  • Vorgangsweise bei der Beförderung von Sonderfahrgeräten bei Schleppliften,
  • Angabe der notwendigen Sicherheitseinrichtungen für den Notantrieb,
  • Maßnahmen und Erfahrungsaustausch über einen vollautomatischen Betrieb bei Standseilbahnen,
  • technische Anforderungen für die Ausführung der Stationen von Umlauf-Kabinenbahnen,
  • Regelungen hinsichtlich der wiederkehrenden Überprüfungen bei Seilbahnen und
  • behördliche Forderungen beim Wiederaufstellen von Altanlagen.

Besichtigungen
Ein unabdingbarer Bestandteil jeder ITTAB sind vom Veranstalter durchgeführte Besichtigungstouren, bei denen den Teilnehmern Sehenswürdigkeiten des Gastgeberlandes präsentiert werden. Da hatte es die chinesische Delegation aufgrund der in den letzten Jahren errichteten Seilbahnen und der unglaublichen Kultur in und in der Umgebung der Stadt Xi’an nicht schwer.

Die Stadt Xi‘an hat sehr vieles Geschichtsträchtiges zu bieten, und der Veranstalter widmete einen Tag dem Kennenlernen der chinesischen Geschichte und Kultur. Xi’an war unter der Qin-Dynastie die erste Hauptstadt des Kaiserreichs China. Die Seidenstraße führte von Venedig nach Xi'an. Auf dem Besichtigungsprogramm stand der Besuch eines Wahrzeichens Xi’ans, des Shaanxi-Geschichtsmuseums, worin Exponate aus einem Zeitraum von über einer Million Jahren ausgestellt sind. Besonders eindrucksvoll war die fast 14 km lange Stadtmauer von Xi’an, die in der Ming-Dynastie (1374–1378) zum Schutz der Stadt errichtet wurde.

Selbstverständlich fand die Besichtigung der weltberühmten Terrakotta-Armee statt, die zum Schutz des 201 v. Chr. erbauten Mausoleums für den ersten chinesischen Kaiser Qín Shǐhuángdì erstellt wurde. Auf 6.000 Quadratmetern stehen etwa 1.200 Terrakottafiguren.

Anschließend konnten die luxuriösen Paläste beim Thermalbad Huaqing besichtigt werden, in denen Könige und Kaiser Chinas Entspannung fanden. Die romantische Liebegeschichte des Kaisers Xuanzong (685–762) mit seiner Konkubine Yang Guifei bildete den Hintergrund der am Abend dargebotenen fantastischen Show, mit der die Gastgeber die Teilnehmer an der ITTAB überraschten.

Dann wurde es wieder seilbahntechnisch. Die Besichtigung der Seilbahnen auf den Nordgipfel des Mount Hua am Vormittag und auf den Westgipfel des Mount Hua am Nachmittag erzeugten selbst für erfahrene Seilbahntechniker ein ungewöhnliches Kribbeln bei der Fahrt. Bei den extremen Geländeverhältnissen und den außergewöhnlichen Längenschnitten, insbesonders der Seilbahn auf den Westgipfel des Mount Hua, erscheint die Bezeichnung Superlativ für diese Bahnen noch als zu gering.

ITTAB-Tagungen in Vorbereitung
Bereits bei der ITTAB des Vorjahres wurden für die nächsten Jahre Sitzungsorte bekanntgegeben. Bei der 63. ITTAB erfolgten weitere Einladungen, sodass bereits für die nächsten fünf Jahre die Abhaltung der Tagungen gesichert erscheint. So werden voraussichtlich 2014 Norwegen, 2015 Argentinien, 2016 Italien, 2017 die USA und 2018 Deutschland die nächsten Tagungen ausrichten.

Dank an die Veranstalter
Die 63. ITTAB war etwas Besonderes, nicht nur, weil sie das erste Mal in Asien stattgefunden hat. Die großartige Gastfreundschaft und das unermüdliche Bemühen der chinesischen Delegation sowie die Eindrücke aus dem hervorragenden Rahmenprogramm werden den Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben.

Peter Sedivy

 

 

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