Archiv J. Nejez
SEILBAHNGESCHICHTE(N)
Die Interalpin – eine Erfolgsgeschichte
Was 1974 als kleine Produktpräsentation begann, hat sich zur weltweit bedeutendsten Plattform für die Seilbahnbranche entwickelt. Wegen der Corona-Pandemie musste – erstmals nach 46 Jahren – die Interalpin abgesagt werden. Vom 19. bis zum 21. April 2023 zeigt die Messe in Innsbruck wieder Präsenz.
Die Erfolgsgeschichte der Weltleitmesse für Wintertechnik begann in Igls, einem kleinen Ferienort südlich von Innsbruck, der Landeshauptstadt von Tirol. Dort fand 1974 im Kurhaus der 3. Internationale Schipistenkongress statt, in dessen Rahmen eine kleine Ausstellung von Produkten für die Seilbahnwirtschaft gezeigt wurde.
1975
Der 4. Internationalen Schipistenkongress fand im darauffolgenden Jahr in Innsbruck statt. Neuerlich gab es eine derartige Produktpräsentation; im Bericht der ISR über den Schipistenkongress taucht erstmals der Name Interalpin auf; dort heißt es:
Der zweite Tag war den mechanischen Aufstiegshilfen, der Pistenpflege einschließlich des derzeit sehr aktuellen Problems – der Lawinensprengseilbahnen – gewidmet. In der Ausstellungshalle des Kongreßhauses fand gleichzeitig die INTERALPIN 1975 statt, eine Ausstellung der Industrie, die sich mit Pistenpflege, Schneeräumung, Aufstiegshilfen, Wintertransportmittel sowie mit Schutz- und Rettungswesen befasste.
Auf diese erste Interalpin bezieht sich die Nummerierung späterer Interalpin-Messen.
1977
Im Oktober 1977 fand die Interalpin erstmals als eigenständige Veranstaltung statt. Im Bericht der ISR heißt es dazu:
I n t e r a l p i n ‘77
Die am 14. Oktober zu Ende gegangene „Interalpin ‘77 – Fachausstellung für Winterdienstgeräte“ im Kongresshaus Innsbruck kann neben der Rekordbeteiligung von 72 Ausstellern des internationalen Anbotraumes auch Rekordbesucherzahlen aufweisen. Einkäufer und Interessenten aus Frankreich, Spanien, Italien, Schweiz, Norwegen, Schweden, Finnland, Jugoslawien, Australien, USA, Kanada, Tschechoslowakei, Polen, Türkei, Deutsche Demokratische Republik, Argentinien, Guatemala, Paraquay, Japan und Österreich wurden registriert. Besonders stark war die Beteiligung der Seilbahnunternehmer, Fremdenverkehrsverbände und kommunalen Stellen.
Vom 11. bis 13. Oktober 1978 und dann in zweijährigem Turnus wird die Interalpin wieder abgehalten. Bereits jetzt ist dabei mit einer entscheidenden Ausweitung dieser Veranstaltung zu rechnen.
1978
Diese Vorhersage erwies sich als zutreffend. Die Erwartungen der 84 Aussteller seien übertroffen worden, heißt es im ISR-Bericht über die Interalpin 1978. Auch die gezeigte Produktpalette wurde ausgeweitet, wie aus der folgenden Aufzählung hervorgeht:
Besonders gefragt waren: Pistenpflegegeräte; komplette Schilift-Anlagen; Computer-Schipaß-Systeme, die es ermöglichen, die Tagesabrechnung der sich immer mehr zusammenschließenden Schigebiete blitzschnell zu überblicken. In dieser Sparte waren sechs Anbieter aus dem In- und Ausland vertreten. Auch die Hersteller von Schnee-Erzeugungsmaschinen („Schneekanonen“) waren umlagert. Sicherheitsnetze, Funksysteme, Geländefahrzeuge jeder Art und viele andere Branchen konnten gute Aufträge verzeichnen.
Bereits rund 1.500 Besucher wurden an dieser dritten Interalpin gezählt.
Die nächsten zwei Jahrzehnte
Die weiterhin im Zweijahresabstand abgehaltene Interalpin etablierte sich in den nächsten zwei Jahrzehnten im Kongresshaus Innsbruck als weltweit begehrteste Plattform für die Seilbahnwirtschaft, für Einrichtungen zur Erschließung der Bergwelt, für Beschneiung, für Winterdienstgeräte, für Sicherheits- und Rettungswesen und für vieles andere mehr.
Der rasante Aufschwung der Seilbahnbranche spiegelte sich auch im wachsenden Produktangebot der Interalpin wider. Die ISR schrieb dazu in einem Beitrag über die 4. Interalpin (über 130 Aussteller) mit dem Titel Herbstschau 1980:
Die Bedürfnisse der Seilbahnunternehmen sind auf Grund der immer differenzierter werdenden Ansprüche des Konsumenten, des Umwelt- und Landschaftsschutzes und besonders derjenigen, die an die Sicherheit gestellt werden, so komplex geworden, daß beinahe in jeder Saison neue Industriezweige mit einem gut durchdachten Angebot diesen Bedürfnissen abhelfen wollen. ...
Es lag auf der Hand, dass auch die Interalpin-Berichterstattung der ISR dramatisch zunahm. War es für die 1. Interalpin 1975 noch ein Absatz in einer Spalte im Bericht über den 4. Schipistenkongress, musste bereits 1980 der Interalpin-Beitrag auf zwei ISR-Ausgaben aufgeteilt werden.
Das Produktangebot stieg rasant weiter an. Als Beispiel sei die Liste der Produktgruppen angeführt, wie sie im Messekatalog der Interalpin 1994 angeführt war:
• Künstliche Aufstiegshilfen und Zubehör,
• Pisten- und Loipenpflegegeräte, Zubehör
• Schneeräumgeräte, Kommunalgeräte,
• Schnee-Erzeugung,
• Kunststoffskipisten,
• Schutz- und Rettungswesen,
• Funk- und Rufanlagen, Überwachungsanlagen, Meßgeräte, Zeitmeßanlagen,
• Transportmittel,
• Sport- und Freizeitanlagen- und -geräte,
• Landschaftsgestaltung, Begrünung,
• Baustellen im alpinen Raum,
• Kassensysteme, Computer, Zutrittskontrolle,
• Schutzbekleidung,
• Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung,
• Werkzeuge und Geräte,
• Panorama, Skipistenmarkierung,
• Information.
Betrug die Ausstellungsfläche im Jahr 1980 ganze 3.000 m², so erreichte man auf der Interalpin 2000 mit 9.000 m² die absolute Grenze der im Congress Innsbruck zur Verfügung stehenden Ausstellungsfläche. Aufgrund des weiterhin zu erwartenden Wachstums musste der Standort der Interalpin verlegt werden.
Standortwechsel vom Kongresshaus zum Messegelände
Die 15. Interalpin fand 2002 erstmals auf dem Messegelände Innsbruck statt. Mit 14.300 Besuchern gab es einen neuen Rekord. Dort standen 30.000 m² Ausstellungsfläche zur Verfügung, bei der Interalpin 2009 waren es 32.000 m², 2013 dann 36.000 m² und 2019 schließlich 40.000 m².
Die Besucherzahlen stiegen ebenfalls kontinuierlich, nämlich von den 14.300 im Jahr 2002 auf rund 29.000 im Jahr 2019 (siehe Diagramm Besucherzahlen 2002 – 2019).
Von 1978 bis 2002 hatte die Interalpin im Zweijahresrhythmus immer im Herbst stattgefunden. Abweichend von diesem Zweijahresabstand wurde die nächste Interalpin nach zweieinhalb Jahren, nämlich im Frühjahr 2005 abgehalten. Ab diesem Jahr fand die Interalpin also nicht mehr in Jahren mit gerader Jahreszahl, sondern in Jahren mit ungerader Jahreszahl statt und zwar wieder im Zweijahresabstand. Als weitere terminliche Änderung wurden die Messetage vom Wochenende in Richtung Wochenmitte verschoben. Die 280 Aussteller aus aller Welt zeigten sich dem Vernehmen nach mit den terminlichen Neuerungen bei der Interalpin 2005 sehr zufrieden.
Die Interalpin als „Tagungs-Magnet“
Die kontinuierlich steigenden Besucherzahlen der Interalpin führten dazu, dass auch andere Veranstalter ihre Tagungen im Rahmen der Interalpin abhielten. Sowohl diese Tagungen als auch die Interalpin profitierten davon, handelte es sich doch um die selbe Zielgruppe von Besuchern.
So kam es bei der Interalpin 1986 erstmals zur Koppelung mit der Österreichischen Seilbahntagung, die bis heute aufrecht geblieben ist: In jedem Interalpin-Jahr fand die Fachtagung des Seilbahnverbandes Österreichs am ersten Tag der Interalpin statt.
Auch die OITAF, die Internationale Organisation für das Seilbahnwesen, nützte die Interalpin immer wieder als Rahmen für ihre Seminarveranstaltungen.
Die ISR, „Stammgast“ auf der Interalpin, nützte ebenfalls das Besucherpotenzial mehrmals für eigene Veranstaltungen. So wurde 1988 das 4. Internationale ISR-Symposium mit hochkarätigen technischen Referaten im Rahmen der Interalpin abgehalten.
Im Jahr 1992 wurde in Igls bei Innsbruck, dem „Geburtsort“ der Interalpin, gemeinsam die 10. Veranstaltung der bereits zur Weltleitmesse für alpine Technologien gewordenen Interalpin und das 35-jährige Bestandsjubiläum der ISR gefeiert.
Im Jahr 2009 richtete die ISR den ISR Architektur Award aus, bei dem eine internationale Jury Preise für hervorragende Stationsbauten von Seilbahnen vergab.
Zahlreiche weitere Veranstaltungen, bei denen es zunehmend um Managementaufgaben in der Seilbahnbranche ging, fanden auf der Interalpin ihren Teilnehmerkreis.
Innovationen, Innovationen, Innovationen
Es gibt nur wenige technische Neuerungen, die nicht erstmals auf einer Interalpin der Öffentlichkeit vorgestellt worden wären. Viele der präsentierten Innovationen gehören heute zum Stand der Technik, andere sind sehr bald „in der Versenkung“ verschwunden. Manche sind nach Jahren wieder aufgegriffen und weiterentwickelt worden, andere wurden nach Jahren durch noch bessere, noch sicherere, noch wirtschaftlichere Konstruktionen abgelöst.
All diese Prozesse können in der Interalpin-Berichterstattung der ISR nachverfolgt werden. Diese Berichte und Fotogalerien stellen einen Spiegel der einschlägigen Technikgebiete dar, insbesondere im Bereich der Seilbahnen, der Pistengeräte und der Beschneiungsanlagen.
Wie geht es weiter mit der Interalpin?
Im Herbst 2020 sahen sich die Verantwortlichen des CMI (Congress Messe Innsbruck) dazu gezwungen, die Interalpin 2021 abzusagen. Zuletzt hatte sich die Covid-19-Krise noch einmal in einem Ausmaß und einer Dynamik verändert, die nicht abzusehen waren. Diese massiven Bedenken haben sich zwischenzeitlich leider weltweit bestätigt. Die von den Regierungen verfügten Einschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie – insbesondere die Reisebeschränkungen – machten die Abhaltung einer internationalen Großveranstaltung wie der Weltleitmesse für alpine Technologien in Innsbruck unmöglich.
Die auf dem Alpexpo-Gelände in Grenoble/Frankreich beheimatete Messe Mountain Planet – SAM, die im Jahr 2020 Corona-bedingt abgesagt werden musste, fand zwischenzeitlich im Frühjahr 2022 vom 26. bis 28. April statt und feierte mit knapp 17.000 Besuchern und mehr als 950 Ausstellern einen schönen Erfolg.
Nun steht nach vier Jahren die nächste Interalpin vor der Tür. Wie wir in der ISR-Redaktion erleben, herrscht seitens der Aussteller größtes Interesse daran, auf der vom 19. bis 21. April 2023 stattfindenden Weltleitmesse für Wintertechnik ihre Innovationen zu präsentieren.