Anständig „Guten Tag“ sagen haben die meisten Bergbahnangestellten gelernt, denn inzwischen wissen sie, wem sie ihren Lohn verdanken. Viel mehr kommt den wenigsten Kabinenbegleitern und Begleiterinnen jedoch nicht über die Lippen. Sie schauen konzentriert aus der Kabine hinaus, um ja nicht mit dem Gast reden zu müssen.
Ich habe einen solchen wortkargen Bergler auf einer Bergfahrt einmal angesprochen und gefragt, was er denn so interessiert beobachte. „Einstehende Wildtiere“ – „Wo?“. Wildtiere, das hat mich elektrisiert! Nun schoss die Kabine förmlich an der Felswand vorbei und leider auch an den Wildtieren. Ich bat den Mann, die Fahrt zu stoppen. Er tat dies freundlicherweise und dann begann er zu erzählen: „Die Gämse hat ein Junges und noch vor einer halben Stunde fraß es auf der Wiese da drüben.“ Seine Augen leuchteten, wie er erzählte, und wir bedauerten beide, dass sich die Scheiben nicht öffnen ließen und der Blick nur durch die verkratzte Scheibe möglich war. Ich habe ihn darum gebeten, für einen Moment die Türe zu öffnen – wir alle machten intuitiv einen Schritt zurück und spürten endlich, wo wir sind: in gefährlicher Höhe. Das Klinische der Bergfahrt war weit weg geblasen.
Diese Fahrt ist mir in Erinnerung geblieben und hat meine Vorstellung von der Funktion der Bergbahnen radikal verändert. Jene Fahrt wurde für mich zum Erlebnis – die Reise zum Ziel!
Die Veränderung beginnt bereits im Tal. Die Talstation bietet sehr viele Möglichkeiten, die Wartezeit der Gäste zu nutzen. Hier bereits beginnt der dramaturgische Bogen. Hier beginnt die Geschichte. Das Transportmittel ist dabei mehr als nur eine enge Sardinenbüchse, die man so schnell wie möglich wieder verlassen will. Die Passagiere können zu einer fröhlichen Gruppe zusammenwachsen, sofern der „Pilot“ mit einfachen Mitteln die Situation nutzt, um ihnen von dem zu erzählen, wovon er viel versteht – von den Bergen. Im Sommer ist für einen solchen Spaß doch immer Zeit. So wird eine Bergfahrt zu einer Exkursion. Die Bergfahrt hat ganz großes theatralisches Potential, das leider nach wie vor vor sich hin schlummert. Sie könnte zu einem Teil des großen Ganzen werden – zu einem Teil der Positionierung. Die Inszenierung geht aber noch weiter: in der Bergstation, in den Aussichtshilfen, auf den Kinderspielplätzen und reicht bis auf den Mittagsteller. Die Fahrt zurück schließt den Bogen, das Erlebnis Berg, schließlich ab.
Fazit: Die schönsten Seilbahnfahrten sollte man auszeichnen, um damit das Bewusstsein zu schärfen, dass mit Fantasie viele überraschende Erlebnisse entwickelt werden können, die den Gast begeistern.
Otto Jolias Steiner