ISR: Herr Salzmann, warum hat man sich für den Ersatz der fix geklemmten 4er-Sesselbahn „Hochfügen 2000“ entschlossen?
Stephan Salzmann: Weil die Abfahrten, die durch die Sesselbahn „Hochfügen 2000“ erschlossen werden, zu den beliebtesten im hoch gelegenen Zillertaler Skigebiet Hochfügen gehören. Deshalb ist diese Bahn auch eine zentrale Wiederholeranlage. Die Talstation der „Hochfügen 2000“ liegt im Bereich des Lamarkalm-Hochlegers, die Bergstation ist auf einem Rücken nordwestlich des Pfaffenbichl angesiedelt. Die Seilbahn-Anlage wird auch von vielen Skikursen mit Anfängern genutzt. Diese hatten aber teilweise beim Einstieg bei der fix geklemmten Sesselbahn Probleme, aus diesem Grund hat sich auch die Förderleistung reduziert. Dazu kam noch ein relativ beengtes Platzangebot beim Ausstieg in der Bergstation, was dort ebenfalls zeitweise zu Verzögerungen geführt hat.
ISR: Herr Salzmann, wie sah der Zeitplan aus?
Stephan Salzmann: Ursprünglich hatte man eigentlich schon 2015 bauen wollen, aber dann wurde das Seilbahnprojekt auf 2016 verschoben. Dabei hatte sich die Betreibergesellschaft bereits für eine Sesselbahn der Doppelmayr/Garaventa-Gruppe entschieden, und das Projekt wurde auch schon von uns behördlich eingereicht. Knapp vor dem eigentlichen Baustart ist das Thema „D-Line“ zur Sprache gekommen, weil die Doppelmayr/Garaventa-Gruppe an die Skiliftgesellschaft Hochfügen herantrat und ihr die Realisierung der weltweit ersten D-Line-6er-Sesselbahn mit dem fast neuen Direktantrieb und der ganz neuen Connect-Steuerung vorschlug. Aufgrund dieses sehr interessanten Angebots entschied man sich für die Umsetzung dieser Referenzanlage. Deshalb mussten wir in kürzester Zeit unsere Seilbahnplanung auf die D-Line umbauen (breitere Spur, breitere Sessel, größerer Bahnhof in der Talstation etc.) und das Projekt erneut einreichen, denn das Bauvorhaben stand quasi schon in den Startlöchern.
Aufgrund unserer mehr als 43 Jahre langen Erfahrung auf dem Gebiet der Seilbahnplanung, und da wir alles aus einer Hand anbieten, haben wir diese Herausforderung gemeistert. Mit dem eigentlichen Bau der Seilbahnanlage wurde Ende Juni 2016 begonnen, und die behördliche Abnahme war am 22. November 2016, am darauffolgenden Tag ist die neue kuppelbare D-Line-6er-Sesselbahn „Waidoffen“ offiziell in Betrieb gegangen. Im Vergleich zur Vorgängerbahn sind die Strecke sowie die Standorte der Tal- und Bergstation nahezu identisch geblieben. Bei der Talstation wurde der östliche Teil des vorhandenen Gebäudes belassen, da sich darin die Trafostation samt Niederspannungs-Raum befindet. Die Bergstation wurde vollkommen neu gebaut. Um dort ein besseres Platzangebot beim Ausstieg zu erhalten, hat man die Bahnposition etwas talwärts verlegt und den Feldhang um ein paar Meter abgetragen. So wurde bei der Bergstation eine Pistenverbreiterung erreicht und das Ausstiegsgefälle abgeflacht.
ISR: Herr Salzmann, wie ist Ihre Expertenmeinung zur neuen Seilbahntechnologie „D-Line“ der Doppelmayr/Garaventa-Gruppe?
Stephan Salzmann: Vorab möchte ich erwähnen, dass der technische Stand in der Seilbahntechnik generell sehr hoch ist. Das neue D-Line-Konzept bringt für den Betriebsalltag mehrere Vorteile, wie z. B. die optimale Zugängigkeit in den Stationsgerüsten, was Wartungsarbeiten erleichtert. Der
neue D-Line-Sessel ist vom Komfort sicherlich ein großer Sprung nach vorwärts. Er ist breiter und bequemer, hat eine integrierte Sitzheizung und folgt dem allgemeinen Trend nach größeren und schwereren Seilbahnanlagen. Ein besonderes Highlight bei den Sesseln ist die einfach austauschbare Werbefläche auf der Sesselrückseite. Damit hat der Seilbahnbetreiber individuelle Gestaltungsmöglichkeiten. Darüber hinaus ist der Sessel mit einer Durchrutsch- und einer vollautomatischen Kindersicherung ausgestattet. Von der elektrotechnischen Seite her zählen der Doppelmayr Direct-Drive-Antrieb und die neue Steuerung Doppelmayr Connect zu den Neuheiten. Letztere erlebte hier ihre Weltpremiere, und die Steuerung weist von der Bedienschnittstelle her starke Verbesserungen auf, die den Arbeitsalltag der Seilbahnmitarbeiter erleichtern. Sie ist wesentlich bedienerfreundlicher, alles ist optimal miteinander vernetzt und sämtliche erforderlichen Informationen, wie z. B. Handbücher, sind online hinterlegt.
ISR: Vielen Dank für das Gespräch!