Was liegt da näher als der Versuch in die Zukunft zu schauen? Wie geht’s weiter mit den Seilbahnen? Lassen Sie mich dazu in den nächsten Ausgaben Stellung beziehen.
Die Seilbahnbranche hat es in diesen Tagen nicht leicht. Die Ersteintritte zeigen in den letzten Jahren einen Rückgang und die Gäste sind auch nicht mehr so zahlungsfreudig wie früher. Besonders hart trifft es die Kleinen, jene Skigebiete, die nicht in unmittelbarer Autobahnnähe liegen oder kein großes Einzugsgebiet vor der Haustür haben. Auch die Profitmargen werden geringer. Und dennoch: Pünktlich zu Winterbeginn schreiben Medien und schreien Konsumenteninformationen: Der Winter wird unfinanzierbar und vor allem die Skitickets sind wieder teurer geworden und seien praktisch unleistbar. Da wird man doch mal einen Wunsch ans Christkind äußern dürfen, dass die tragende Rolle der Seilbahnen als Motor auch einmal so gesehen wird und nicht die tragende Rolle als Preistreiber medial immer vorangestellt wird. Und einen Wunsch anhängen, dass es doch wieder aufwärts gehe, schließlich schreit der Tourismus ja auch eine Rekordzahl nach der anderen – als gäbe es die Krise dort nicht. Aber da das Christkind nur für Kinder da ist und das „Raunzen“ aus Sicht des Westens auch hauptsächlich in der Bundeshauptstadt Wien Usus ist, hier wie üblich ein paar Denkanregungen. Vielleicht ist manches überzogen, vielleicht ist manches nicht ganz korrekt – ich freue mich wie immer über jede Diskussion.
Keine Krise im Tourismus?
Das Thema hat viele Facetten, in dieser Ausgabe möchte ich mich einmal dem Markt widmen. Der letzte Sommer war ein Hit – wieder Rekordzahlen bei den Nächtigungen; dem Winter davor erging es nicht anders. Aus Seilbahnersicht wird das langsam ein Rätsel. Die Lösung liegt meines Erachtens in unterschiedlichen Zielsystemen und unterschiedlichen Strategien. Im Tourismus berichtet man nach wie vor die Mengen (das tun wir für die Seilbahnen mit den skier days eigentlich auch, obwohl die Seilbahnen im Gegensatz zu den Tourismusverbänden eigentlich keine Non-Profit-Organisationen sind bzw. sein sollen), also die Nächtigungszahlen. Kein Geheimnis ist allerdings, dass die Preise bei den Wachstumsraten nicht mithalten. Überkapazitäten in der Hotellerie führen zu sinkenden Preisen. Der Boom des Städtetourismus ist so doch auch etwas zu relativieren. Während also die Preise bei anderen sich mäßig entwickeln, steigen die der Seilbahnbranche – und das müssen sie auch, wenn man die Aufwandsseite ansieht. Aber klar sind Steigerungsraten mit steigenden Preisen schwieriger zu erzielen.
Man muss nicht alles nachmachen, darf aber dennoch lernen.
Doch kann man auch davon etwas lernen: Woher kommen also die Steigerungsraten? Von günstigen und einfachen (Flug-)Verbindungen, günstigen, einfach buchbaren Hotels (den bookings.com & Co. sei diesbezüglich Dank) und damit verbunden der Ansprache neuer Märkte. Und auch die Seilbahnbranche wird mittelfristig nur wachsen können, wenn es gelingt, die Einstiegsbarrieren möglichst niedrig zu halten, die Leute physisch und psychisch dort abzuholen, wo sie sind, sowie mit der Eroberung neuer Märkte. Nun könnte man lange diskutieren, wie die Einstiegsbarrieren niedrig gemacht werden und wie stark das auch mit Preisen zusammenhängt – eines scheint aber klar: Einfach muss es gehen und ein Skiurlaub ist für einen Anfänger im Vergleich zu z. B. einer Kreuzfahrt doch eher schwierig. Man benötigt Geräte, mit denen man sich nicht auskennt, kann sich (in manchmal gar nicht so einfachen Ticketsystemen) Tickets suchen, einen Lehrer auftreiben, muss schauen, wo man wann zu sein hat, um dem Kurs beizuwohnen, und hat hoffentlich eine winterfeste Ausrüstung mit.
Gut, aber wie wird die kommende Saison?
Das war natürlich eine recht langfristige Sicht mit dem Blick auf die strategische Bearbeitung neuer Märkte und Zielgruppen. Wie wird die kommende Saison werden? Zur Beantwortung dieser Frage müsste man in erster Linie Wettergott sein. Denn folgende Prognose ist einfach: Es wird vom Wetter und vom Schnee abhängen. Haben wir gute Schneebedingungen und vor allem Sonne an den Wochenenden, wird die Branche der Krise trotzen. Warum traue ich mich das zu sagen? Weil auch die Rückgänge der letzten Saisonen zu relativieren sind. Pro Betriebstag sah die Bilanz nicht so schlecht aus. Und gerade im letzten Winter hatten wir einen späten Start und eine extreme Kälteperiode sowie schlechte Wochenenden. In der kurzfristigen Sicht macht das das Geschäft aus und war wohl verantwortlich dafür, dass zwar viele Nächtigungsgäste da waren, die skier days aber zurück blieben. Dies soll aber niemandem als Ausrede dienen: Der langfristige Erfolg ist kein Zufall und, wie es so schön heißt, stellt die Krise für Visionäre eine Chance dar.
Das Zünglein an der Waage: die Tagesgäste
Eines scheint immer klarer zu werden. Der Kampf um die Tagesgäste dürfte immer schwerer werden. Der Kunde von heute ist nicht mehr bereit so weit zu fahren, Schlechtwetter zu akzeptieren, und man will auch nichts mehr riskieren bei der Freizeitgestaltung. Die Probleme bei Tagesgästen liegen daher kaum an mangelnder Attraktivität des Skifahrens als viel mehr an der ständigen Entwicklung von Alternativen, gerade im städtischen Raum. Nach unseren Untersuchungen ist das größte Problem nämlich nicht die rückläufige Zahl an Skifahrern, sondern der Rückgang bei Tagesausflügen. Dass es trotz der Alternativen immer noch so viele sind, ist ohnehin ein Zeichen eines tollen Produktes. Dennoch wird eine Aufgabe vermehrt sein: Awareness für den alpinen Wintersport zu schaffen, immer und immer wieder: vor allem in den Ballungszentren, um somit Lust auf das Skifahren zu machen.
Sehen wir den Winter hell
Ja, ich glaube es wird keine schlechte Saison trotz Krise. Und wenn es wirklich gut kommen sollte, dann wäre es dennoch sehr empfehlenswert für alle, über die Zukunft nachzudenken. In Bezug auf die Nachfrage heißt das natürlich, wie gestalten wir das Produkt noch einfacher, wie vermarkten wir es einfacher, wie bewerben wir es besser und wie schaffen wir die Anfänger davon zu überzeugen, dem Sport treu zu bleiben. Hinsichtlich der Aufhörer droht ja die Überalterung zum Problem zu werden, doch da hilft der Trend zum länger aktiv bleiben und auch zum Thema Gesundheit sicherlich, das durchschnittliche Aufhör-Alter zu heben. Da scheint der Plafonds aus meiner Sicht lange noch nicht erreicht. Und die Geheimformel schlechthin für zukünftigen Erfolg haben schon Simon & Garfunkel besungen: keep the customer satisfied! Macht das liebe Seilbahner, viel Erfolg dabei und nicht vergessen: Jeder Mitarbeiter trägt dazu maßgeblich bei!
Klaus Grabler