Man entdeckt Neues und Gemeinsames, bekommt Anregungen und wird inspiriert; erfüllt da und dort Erwartungen oder enttäuscht gelegentlich; schafft Vertrauen, eine Basis für neue Wege und kann Zusammenarbeit und Kooperation bewirken.
Was hat dies mit der Seilbahnbranche zu tun, wo nicht wenige Repräsentanten doch gern regional, national oder international ihre „eigene Suppe“ kochen wollen?
Sehr viel sogar, wenn das Umfeld näher in Betracht gezogen wird. So wie jede Reise ein Gewinn sein bzw. Positives bringen kann – und sei es nur die Bestätigung des eigenen Weges – so unerlässlich ist es mehr denn je für die Seilbahnunternehmen und deren Verbände in den Alpenregionen, sich beim Nachbarn umzusehen.
Ja, es gibt bereits jahrelang funktionierende Beispiele: wie die D-A-CH-Tagung der drei Seilbahnverbände im Fünf-Jahres-Rhythmus, die jährlichen Wintersymposien der Bergbahnen Graubünden mit der Tiroler Fachgruppe der Seilbahnen, die jährlich abwechselnd praktizierten Treffen von Südtiroler und Tiroler Seilbahnvertretern, die alle zwei Jahre stattfindenden gemeinsamen Seilbahntage von Südtirol und Tirol etc. Sie alle haben einen Mehrwert, bringen Meinungs- und Erfahrungsaustausch, schaffen gemeinsame Plattformen.
Mögen die Ausgangslagen, Ausrichtung der Destinationen, Strukturen der Unternehmen etc. noch so unterschiedlich sein, gemeinsam aber sind die Probleme im internationalen „Wettbewerbs-Konzert“, in der Anpassung an die globalen Entwicklungstrends und an das veränderte Freizeitverhalten. Nur stichwortartig sei erinnert an
- das hoch aktuelle und vielschichtige Thema der Nachwuchsförderung im Schneesport,
- die betriebswirtschaftlichen Kernfragen des optimalen Ressourceneinsatzes, des Energie-Managements, der steil ansteigenden (Neben-)Kosten des Pistenbetriebes etc.,
- die ausufernde Bürokratie auf allen Ebenen, insbesondere aber im überzogenen Natur- und Umweltschutz,
- eine entsprechend positive Medienpräsenz als Gegenstück zu den „Miesmachern“ des (Winter-)Tourismus,
- eine gemeinsame globale touristische Vermarktung der Alpen bzw. Alpenregionen, wo es bisher eher Gegen- als Miteinander-Auftritte gibt und der „touristische Selbstläufer“ mittlerweile schwächelt, die Konkurrenz „im Osten“ aber nicht schläft
etc.
Schon angesichts dieser unvollständigen Problem-Palette täte es gut, sich abzustimmen, gemeinsame Allianzen und Kooperationen mit hoher Professionalisierung zu schmieden. Dazu braucht die Seilbahnbranche aber auch – als Überbau – ein gut vernetztes Zusammenspiel der Akteure aus Tourismus, Wirtschaft und Politik.
Auch dem einzelnen „Seilbähnler“ könnte öfters ein „Blick über den Zaun“ nicht schaden. Gemeint ist jedoch hier nicht, sich auf einschlägigen Messen im Schnellverfahren durchzukämpfen, sondern vermehrt auch andere Skistationen vor Ort intensiv anzusehen. Das übliche Argument des Zeitmangels darf weder Ausrede noch Hindernis sein!
Dr. Helmut Lamprecht