Viele Bergbahnen haben mittlerweile auch den Sommer als wirtschaftlich interessante Saison entdeckt. Vorbei sind die Zeiten als man im Sommer „nur dem Tourismusverband oder der Gemeinde zu Liebe“ für einige wenige Wanderer den Betrieb aufrecht gehalten hat und sich einen Teil des Defizites über die Ortstaxe abgelten ließ. Dies ist aber keine allgemeine Entwicklungund trifft auch nicht auf alle Bahnen zu, sondern ist das Ergebnis konsequenter Umsetzung konkreter, den Bedürfnissen und Erwartungen der Gäste entsprechender „Erlebnisangebote“.
- Erlebnispsychologisch gesehen treffen diese Erlebniseinrichtungen offensichtlich den Massengeschmack.
- Ökonomisch erweisen sich diese Einrichtungen als Erfolgsformel, viele Betreiber erreichen eine Auslastung, von der normale Bahnen im Sommer nur träumen können.
- Ökologisch gesehen sind diese Einrichtungen absolut vertretbar, konzentrieren sich die Besucher doch auf – im Verhältnis zum Gesamtangebot – wenig Fläche. „Etwas Besonderes erleben in einer außergewöhnlichen Umgebung“ ist das Hauptmotiv für die Besucher dieser Einrichtungen bzw. für die Benutzung der Bergbahnen und nur wer die Erwartungen und Bedürfnisse zu 100 % erfüllt, ja diese sogar übertrifft, wird erfolgreich sein. Das erfordert aber, dass man sich mit den vorhandenen Gegebenheiten und den Erwartungen der angepeilten Zielgruppen intensivst auseinandersetzt.
- Der Gast sucht das Außergewöhnliche, das Einzigartige und nicht das Alltägliche.
- Er sucht die Natur und das Erlebnis, möchte jedoch keine Risiken eingehen.
- Er sucht die Ruhe und Erholung und möchte gleichzeitig etwas erleben.
- Er möchte teilhaben an Aktivitäten, jedoch nur dann, wenn er von sich aus das Gefühl hat es tun zu wollen, und er möchte aufhören können, wann immer er das Bedürfnis danach hat.
- Er möchte über neue Dinge, die er tun kann, aufgeklärt, jedoch nicht im direkten Sinne animiert werden.
- Es sollen möglichst alle Sinne umfassend angesprochen werden.
- Er möchte interaktiv sein, teilweise möchte er als Betrachter, teilweise als Akteur auftreten.
Die Umgebung, die Berge, das Naturangebot sind weitere wesentliche Bestandteile des Angebotes. Es ist von großer Bedeutung, dass das „Erlebnisangebot“ einen realen Bezug zur Gegend hat; es muss die Einzigartigkeit herausgestrichen und dem Besucher klar signalisiert werden „dieses Angebot oder dieses Thema kann es nur hier geben“. Eine durchgängige Thematisierung und Inszenierung der Einrichtungen und die Umsetzung eines Themas durch eine breite Palette an Erlebniselementen bildet die Grundlage für attraktive erfolgreiche Angebote.
Einfache, aneinander gereihte Attraktionen ohne erkennbare durchgängige „Story-Line“, austauschbare Einrichtungen ohne Standortbezug werden kaum Nachfrage auslösen. Das Gesamtangebot muss emotionale Reaktionen auslösen, die Erwartungshaltung der Besucher übertreffen. Wahrnehmungen und Emotionen müssen im Gedächtnis der Besucher gespeichert werden. Durch gezielte Thematisierungs-Szenarien und aktive bzw. emotionale Beteiligungen werden bleibende Eindrücke geschaffen.
Je größer die Einbeziehung in das Geschehen, umso stärker bleiben die Eindrücke in Erinnerung. Je stärker die Erinnerung mit Eindrücken bereichert wird, desto stärker ist der Wunsch nach Wiederholung. Die angenehmen Erlebnisse – die eine starke emotionale Betroffenheit auslösen – wollen wiederholt werden, und alle diese Angebote sind auf Wiederholungsbesucher angewiesen. Bei der Realisierung solcher „Erlebnisangebote“ müssen aber auch schon die Weiterentwicklungsmöglichkeiten angedacht bzw. berücksichtigt werden.
Die Innovationszyklen solcher „Erlebnisangebote“ sind sehr kurz, mithalten kann nur, wer ständig neue Attraktionen bietet; die Erwartungen sind hoch. Die Schwelle der starken emotionalen Betroffenheit wächst bei den Besuchern. Das heißt was beim letzten Besuch noch begeistern konnte, kann beim Wiederholungsbesuch bereits erwartet und somit Standard sein, ohne größere Emotionen auszulösen. Wenn die Sommerbahnen – mit diesen höchst attraktiven Erlebnisangeboten, und wer sich nicht dazu bekennt, braucht gar nicht erst anzufangen – betriebswirtschaftlich trotzdem nur einen bescheidenen Anteil am Gesamtumsatz beisteuern, so trägt das Angebot doch wesentlich zur Imagesteigerung bei und hat nicht unerhebliche regionalwirtschaftliche Impulswirkung.
Eines muss aber auch klar sein, nicht jede Bergbahn ist dafür geeignet oder hat die erforderlichen Voraussetzungen ein wirklich herausragendes, einzigartiges Angebot zuschaffen; und nur wer klotzt und nicht kleckert, wird Erfolg haben.
Simon Gspan