Zug- und Förderseile von Seilbahnen drehen sich während einer Umfahrt um ihre eigene Achse. Dies kann vielfältige Ursachen haben, von denen die beiden folgenden am meisten bekannt sein dürften:
- die Drehung des Seils durch die wachsende Höhenspannung während der Fahrt zu Berg. Gleichzeit steigt das innere Drehmoment des Seils, es dehnt und verdreht sich.
- die Drehung des schraubenförmigen Litzenseils, während es mit leichten Reibungsverlusten – mitunter auch nicht ganz sauber fluchtend – in die mit Gummi gefütterte Rolle einläuft. [Literatur: Engel, „Der Seildrall“, ISR 2/1966, Oplatka, „Drall in Zug- und Förderseilen“, ISR 5/2004]
Eine Drehung des Seils ist grundsätzlich unvermeidbar. In vielen Fällen führt sie zu keiner markanten Verschlechterung der Seillebensdauer, und trotzdem verändert sich die Seilstruktur in der Art, dass die gefertigte Schlaglänge des Seils wächst oder gemindert wird. Mit der Schlaglänge ändern sich neben dem Vibrationsverhalten des Seils auch die innere Lastverteilung, die Spannungen in den Drähten und der Abstand der Litzen. In der Praxis verkürzt sich meist bei Zugseilen die Schlaglänge zum Teil bis zur ungewollten Litzenberührung, bei der sich erst der Zinkmantel der Drähte in der Berührzone abreibt, nachfolgend eine Kerbung in Verbindung mit Korrosion entsteht und schließlich beschleunigt Drahtbrüche in der Litzengasse entstehen.
Autoren:
Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Karl-Heinz Wehking, Leiter IFT Universität Stuttgart
Dipl.-Ing. Sven Winter, Leiter Abteilung Seiltechnologie
Dipl.-Ing. Konstantin Kühner, Mitarbeiter Abteilung Seiltechnologie