Betrachtet man CO2-Bilanzierungen für Seilbahnunternehmen, dann sind diese meist darauf ausgerichtet, die Belastungen durch den Skisport aufzuzeigen. Eine viel größere Bedeutung haben CO2-Bilanzen jedoch für die Unternehmen selbst, weil sie eine wichtige Hilfe darstellen können Energie einzusparen, Energie effizient einzusetzen und Investitionen zur Verbesserung der Anlagen voranzutreiben. Nachdem der Kunde ebenfalls mit kursierenden Bilanzen konfrontiert wird, kommt bei der Bilanzierung aus der Sicht des OITAF-Umweltausschusses vor allem der internationalen Vergleichbarkeit und Transparenz eine große Bedeutung zu.
Vor diesem Hintergrund wurde von der Universität für Bodenkultur gemeinsam mit dem OITAF-Umweltausschuss und in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt (Abteilung Verkehr und Lärm) ein Modelprojekt begonnen, das von den Skiliften Lech gefördert wurde. Ziel dieses Projekts ist es, eine geeignete Methode zu entwickeln und beispielhaft aufzuzeigen, was mit Hilfe von CO2-Bilanzen aus der Sicht der Unternehmen erreicht werden kann. Die Bilanzierung der CO2-Emissionen in einem komplexen Betrieb wie den Skiliften Lech erfolgte dabei unter Einsatz eines computerbasierten Modells. Das vom Umweltbundesamt für Österreich adaptierte Modell GEMIS – Österreich (Gesamt-Emissions-Modell integrierter Systeme) ermöglicht es, die Umweltauswirkungen unterschiedlicher Systeme zu berechnen und miteinander vergleichbar zu machen. In die Berechnung der CO2-Äquivalente (emittierte Menge CO2 und andere Treibhausgase wie CH4, N2O, Perfluormethan, Perfluorethan) fließen alle wesentlichen Prozesse, wie zum Bespiel die Rohstoffgewinnung, Primärenergieerzeugung oder auch Emissionen des Transports, ein. Im Unterschied zu üblichen Verbrauchsdarstellungen werden bei diesen Bilanzierungen die vorgelagerten Prozesse in der Berechnung mit abgebildet. Für die Modellierung wurde der Verbrauch in der Wintersaison 2008/09, 2009/10 und 2010/11 herangezogen.
In der Carbon-Foot-Print-Berechnung der Schilifte Lech, einem Teil des Skigebietes Lech-Zürs, wurden alle vom Unternehmen betriebenen Anlagen betrachtet. Elektrischer Strom wird für den Betrieb der Seilbahnen, der Beschneiungsanlage sowie der Stationen und Gastronomiebetriebe verwendet. Diesel kommt für die Pistengeräte und landwirtschaftlichen Maschinen zum Einsatz. Die Betriebsgebäude werden durch Fernwärme beheizt. Außerdem werden weitere Energie- und Materialeinsätze für Werkstätten, Photovoltaikanlagen, Ski Doos, sowie Verbrauchsmaterialen wie Öle, Fette und Reinigungsmittel mit einberechnet.
Erste Ergebnisse und mögliche Konsequenzen für die Praxis
In der Zusammenschau der drei für die Berechnung herangezogenen Jahre wird ersichtlich, dass in allen Sektoren des Unternehmens in den letzten Jahren eine Abnahme der CO2-Äquivalente erreicht werden konnte. Eine Ausnahme stellt die Beschneiung dar, deren Anteil deutlich zugenommen hat. Wenn man jedoch über den Betrachtungszeitrum hinaus die Daten mit der nächsten Saison 2011/12 vergleicht, zeigt sich bereits wieder ein gegenläufiger Trend. Die CO2-Äquivalente spiegeln hier den Anteil des natürlichen Schneefalls und die Temperaturverhältnisse, die jährlich variieren.
Die Einsparungspotentiale ergeben sich einerseits aus den absoluten Zahlen (Ressourcenverbrauch) und andererseits in den Möglichkeiten die bisherigen Energieträger „umweltfreundlicher“ zu beziehen. Die größten Positionen betreffen den elektrischen Strom und den Dieselverbrauch. Eine weitere wesentliche Kategorie stellt die Gebäudeheizung und Warmwasserbereitstellung dar. Diese drei Bereiche sollen nachstehend differenziert betrachtet werden.
Strom
Der Stromverbrauch wird wesentlich von der Beschneiungsanlage beeinflusst. Rund 52 % entfallen darauf. Verbesserungen in diesem Bereich wären also besonders wirksam. Bemühungen zum effizienten Schneemanagement (GPS-basierte Schneehöhenmessungen) gibt es bereits seit einigen Jahren. Die CO2- Äquivalente des Strom-Mixes der Vorarlberger Kraftwerke, die den Strom an die Skilifte Lech liefern (0,177 kg/kWh) liegen auf Grund des hohen Anteiles erneuerbarer Energie unter dem österreichischen Durchschnitt (0,231 kg/kWh). Würde man Strom aus Kohlekraftwerken beziehen, würde die Bilanz deutlich ungünstiger ausfallen.
Im Hinblick auf die CO2-Bilanz könnte bei einem Umstieg auf Ökostrom noch eine Einsparung von 750 t CO2-Äquivalenten erzielt werden. Das entspräche rund einem Drittel der gesamten Emissionen des Betriebes und würde sich daher empfehlen. Die bisherigen Anstrengungen u. a. im Bereich der Photovoltaik tragen zur Bewusstseinsbildung bei und zeigen den Einsatz zu Gunsten erneuerbarer Energieträger. Die auf Betriebsgebäuden installierte Photovoltaikanlage erzeugt jährlich im Schnitt 8.850 kWh. Eine Abschätzung ergibt, dass sich der Energieaufwand, welcher für die Herstellung der Anlage benötigt wurde, nach rund zwei Jahren energetisch amortisiert hat.
Diesel
Neben dem Strom für die Seilbahnanlagen sorgt der Dieselverbrauch für hohe CO2- Äquivalente. In den Gesamtemissionen ist der Diesel die zweithöchste Kategorie. Der Verbrauch von Diesel wird zu 70 % für die Pistenpräparation verwendet. Ein Pistenmanagement, das hier Einsparungen aufzeigt (z. B. Tiefschneebereiche) kann ebenso wie optimiertes Fahrverhalten einen wichtigen Beitrag leisten. Ein starkes Einsparungspotential ergibt sich beim Dieselverbrauch bzw. Umstieg auf Biodiesel. Mögliche Einschränkungen ergeben sich durch die eingeschränkte Wintertauglichkeit von Biokraftstoffen – für den Einsatz bei landwirtschaftlichen Geräten ist er jedoch eine Option. Je nach Kraftstoff liegt das Einsparungspotential zwischen 38 % (Raps), 51 % (Sonnenblumen) und 83 % (Biodiesel aus pflanzlichem und tierischem Abfallöl)[1].
Heizung
Trotz der umfangreichen Gebäudekomplexe und Bürogebäude, die beheizt werden müssen und für die rund 800.000 kWh benötigt werden, konnten hier in Hinblick auf CO2-Äquivalente durch die Nutzung von regionalen Ressourcen bereits hervorragende Werte erreicht werden. Seit der Saison 2002 werden die Gebäude der Schilifte Lech nicht mehr durch eine Ölheizung, sondern durch die Lecher Fernwärme beheizt. Als Energiequelle kommen Hackschnitzel zum Einsatz, welche im Vergleich zu anderen Brennstoffen als emissionsarm eingestuft werden. Die Einsparung an Emissionen beträgt dadurch rund 130 t CO2-Äquivalente pro Jahr. Eine weitere Reduktion wird durch den Einsatz von Wärmepumpen (Geothermie) sowie der Warmwasserbereitstellung über Solaranlagen erreicht.
Ausblick
Es zeigt sich, dass die CO2-Bilanzierung gut geeignet ist, die bisherigen Anstrengungen und die positiven regionalen Rahmenbedingungen in Hinblick auf Energie und Umweltvorsorge zu verdeutlichen. Die Herkunft der Energie wird durch diese Methode stärker berücksichtigt und in die Wahrnehmung von Betrieben und Kunden aufgenommen. Wer würde sich sonst für die Fernwärme oder den Vorarlberger Energiemix interessieren? Herausforderungen stellen jedoch nach wie vor die Berücksichtigung der Gebäude und Bezüge zu den Förderleistungen dar. Hierauf wird in den folgenden Beiträgen eingegangen.
Ulrike Pröbstl, Alexandra Jiricka
[1] Die Berechnung erfolgte nach Standardwerten für Biokraftstoffe bei Herstellung ohne Netto-CO2-Emissionen infolge von Landnutzungsänderungen, entnommen der RICHTLINIE 2009/28/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 23. April 2009.