ISR: Warum heißt die neue Schneilanze „Eos“?
Andreas Dorfmann: Traditionell kommen bei uns alle wichtigen Produktnamen aus der griechischen Mythologie. Schon bei den Propellermaschinen Titan und Ventus fungierten griechische Göttinnen und Götter als Namensgeber. Getreu dieser Linie haben wir bei Demaclenko vor einem Jahr einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben, in dem alle Mitarbeiter ihre Ideen positionieren konnten, und am Ende hat man sich dann auf den Namen „Eos“ festgelegt. Auch Eos ist ein Name einer griechischen Göttin. Die griechische Göttin der Morgenröte und damit ja auch Symbol eines neuen Tages soll im Hinblick auf die neue Schneilanze für Aufbruch und den Beginn von etwas Neuem, von etwas noch nicht Dagewesenem stehen.
ISR: Inwiefern unterscheidet sich die Eos von den Vorgänger-Lanzen und was ist das Besondere am neu gestalteten Lanzenkopf?
Andreas Dorfmann: Der Unterschied ist natürlich vielschichtig. Hervorzuheben sind hier Änderungen beim Design, bei der Effizienz, d. h. beim Energieverbrauch und auch bei der Starttemperatur. Ganz besonders herausstreichen möchte ich hier die neue Produktionstechnik, die für den Lanzenkopf der Eos angewendet wird. Wurde der alte Kopf noch mittels Aluminiumdruckgusses hergestellt, wird der neue Kopf nun aus einem Aluminiumblock direkt mit CNC-Fräsautomaten (Computerized Numerical Control) einzeln angefertigt. Durch diese spezielle Technik, die natürlich eine viel bessere Bearbeitbarkeit ermöglicht als bei einem Gussteil, konnte der Kopf so produziert werden, dass das Volumen und die Oberfläche kleiner wurden und somit die Anfälligkeit gegenüber Wind und Wetter reduziert werden konnte. Das heißt auch, dass das Einfrieren des Kopfes damit auch bei widrigsten Schneibedingungen Geschichte ist.
ISR: Welche Funktion hat dabei die im Lanzenkopf eingebaute Heizung?
Andreas Dorfmann: Die Heizung braucht man primär zum Starten und Abschalten der Schneilanze und weniger während des Betriebs. Wenn es in der Nacht regnet oder schneit und am Kopf der Lanze z. B. Eis entsteht, kann vor dem Start der ganze Kopf beheizt werden, womit vereiste Düsen und damit ein eingeschränkter Betrieb ausgeschlossen werden können.
ISR: Und wie wird ein Einfrieren des Kopfes während des Betriebes verhindert?
Andreas Dorfmann: Während des Betriebes muss der Kopf dann bei normalen Bedingungen nicht mehr extra beheizt werden. Und das ist eben das besondere Geheimnis des Innenlebens dieses neuen Kopfes. Nämlich, dass hier eine Art Wärmeübergabe zwischen dem durchströmenden Wasser und dem Kopf entsteht, sodass sich der Kopf immer selbständig von Eis freihält. Dieser Technologieschritt konnte durch die CNC-Produktionstechnik, bei der jeder Kopf in Einzelproduktion präzise hergestellt wird, erreicht werden.
ISR: Was gibt es zum Thema Energieeffizienz zu sagen?
Andreas Dorfmann: Wir haben sowohl bei der Nukleatoren- als auch bei der Düsentechnik das Know-how, das bereits bei der Titan 2.0 sehr erfolgreich zur Anwendung gebracht wurde, auf die Eos-Schneilanzen übertragen. Und das Ergebnis ist, dass die Nukleatoren mit weniger Luftverbrauch arbeiten können. Das heißt, wir haben den Luftverbrauch auf 195 l/min, entspricht 1,8 kW elektrischer Energie, gesenkt und der Arbeitsbereich der Düsen liegt nun zwischen 12 und 50 bar. Der Kopf setzt dann bis zu 5,5 l/s durch und das ergibt dann eine Schneemenge von 52 m3 Schnee pro Stunde.
ISR: In welchen Konfigurationen wird die Eos erhältlich sein?
Andreas Dorfmann: Alle Modelle können entweder mit Zentralluft (195 l/min) oder mit autonomen Kompressor (1,8 kW) geliefert werden. Hier werden die drei bewährten Konfigurationen: automatic (A), client (C) und manuell (M) weitergeführt. Die EOS A ist quasi die „stand alone“-Variante; das heißt, sie kann total allein im Vollautomatikmodus laufen. Sie braucht nur Wasser und Strom und den Rest macht sie allein. Sie verfügt über eine eigene SPS mit Display und Wetterstation. Sie muss in diesem Fall mit niemand anderem kommunizieren und ist somit eine „stand alone“- bzw. vollautomatische Lanze.
Die EOS C arbeitet im Verbund mit anderen Lanzen und kann somit auch die Wetterdaten von einer anderen Lanze beziehen. Vor allem in großen Skigebieten, wo sehr viele Schneilanzen zum Einsatz kommen, reicht es dann, wenn jede fünfte bis zehnte Lanze mit einer Wetterstation und/oder einem Display ausgestattet ist. Die Lanzen können dann ihre Daten untereinander austauschen und miteinander kommunizieren.
Und dann gibt es natürlich die EOS M, die praktisch direkt vor Ort ein- und ausgeschalten werden kann, und deren Betrieb ist dann auch ohne elektrische Energie möglich. Dies spricht vor allem auch für Gebiete, in denen eben keine elektrische Energie vorhanden ist, sondern nur Luft und Wasser.
Alle Konfigurationen werden selbstverständlich wieder mit 1, 2 oder 4 Regelstufen angeboten.
ISR: Auf der Interalpin wurde die Eos-Lanze ja bereits als Konzept vorgestellt. Welche Resonanz gab es dazu bisher?
Andreas Dorfmann: Die Resonanz war sehr positiv. Ursprünglich wollten wir ja nur die Lanze als solche ausstellen und damit demonstrieren, woran wir arbeiten und wie wir den Kopf weiterentwickelt haben, um dann 2016 voll in die Produktion zu gehen. Die Begeisterung war dann so groß, dass wichtige Kunden gesagt haben, es reicht, was sie gesehen haben, und sie wollen direkt auf die neue Lanze umsteigen und nicht abwarten, bis das Jahr vorüber geht. Binnen kürzester Zeit folgten Aufträge aus Kitzbühel (45 Stück), von der Schulz-Gruppe (115 Stück) und auch aus Hafjell bei Norwegen (über 50 Stück). Diese ersten Erfolge sind ein Beleg für uns, dass unser Konzept schlüssig ist. Wer sich mit dem neu entwickelten Kopf, der neuen Produktionstechnik und den damit verbundenen Vorteilen auseinandersetzt, der sieht die Verbesserungen und vertraut dem.
Eos, einst die griechische Göttin der Morgenröte und Zeichen eines neuen Tages, steht bei uns für das Ergebnis eines ehrgeizigen Projektes. Eos ist die Leidenschaft und das stete Streben nach Neuem und noch Besserem – Eos steht für Leistung, Effizienz und Design und wird die Beschneiung ab 2016 revolutionieren.
ISR: Danke für das Gespräch.