Der Berg Klínovec (Keilberg) im Nordwesten Tschechiens ist mit seinen 1.244 m ü. M. der höchste Berg in Krušné hory (Erzbirge) in unmittelbaren Nähe der höchstgelegenen tschechischen Stadt Boží Dar (1.028 m ü. M., heute etwa 1.500 Fremdenbetten). Bereits im Jahr 1817 wurde am Gipfel von Klínovec ein hölzerner Aussichtsturm gebaut, zwischen 1884 und 1927 folgten weitere Bauten, wie ein Berghotel, ein steinerner Aussichtsturm oder Ausstellungssaal. In den 50er Jahren ist ein 56 m hoher Sendeturm zum neuen dominierenden Objekt des Berges geworden. Jahrzehntelang wurde leider in die Wartung des Hotels und des Aussichtsturms nichts investiert, und so sind diese historischen Bauten derzeit wegen ihres desolaten Bauzustands geschlossen und warten auf eine bessere Zukunft.
Sehr früh wurde auch das wintertouristische Potential des Gebietes erkannt. Am benachbarten deutschen Fichtelberg wurde z. B. schon im Jahr 1924 von Oberwiesenthal die erste Personen-Seilschwebebahn (Pendelbahn) Deutschlands eröffnet. Auch an den tschechischen Hängen entstand noch vor dem 2. Weltkrieg eine Rodelbahn und eine Sprungschanze, nach dem Krieg kamen die ersten Schlepplifte, im Jahr 1965 ein Einsessellift und 2005 folgte eine gebrauchte 3er-Sesselbahn.
1. Ausbaustufe
Die Idee zum Aufbau des Gebietes Klínovec und der grenzüberschreitenden Verbindung mit dem benachbarten Gebiet Oberwiesenthal – Fichtelberg ist nicht neu. Nach langen Jahren von Vorbereitungsarbeiten konnte im Jahr 2011 die 1. Ausbaustufe umgesetzt werden. Als Schwerpunkt dieser Etappe wurde vom geräumigen Parkplatz bis zum Gipfel von Klínovec eine moderne 4er-Sesselbahn mit einer Förderleistung von 2.400 P/h gebaut; es handelt sich um die erste Bahn mit orangen Schutzhauben im Land. Ihre Name „Centrální“ (Zentral) bezeichnet genau die Funktion dieser Anlage im Gebiet. Durch den Bau einer Straßenüberbrückung konnte die Piste bis zur Talstation der neuen Bahn verlängert werden. Weiters wurde ein 12.000-m3-Speicherbecken für die Beschneiungsanlage errichtet, die Beschneiung wurde um 25 Schneeerzeuger verstärkt und die Flotte der Pistengeräte wurde vergrößert. Nach der Inbetriebnahme des neuen Kassensystems von SkiData am Klínovec sind alle zwei- und mehrtägigen Skipässe für die beiden Gebiete Klínovec und Fichtelberg gültig.
2. und 3. Ausbaustufe
Sofort nach Abschluss der erfolgreichen Wintersaison wurde Ende April 2012 mit der zweiten bzw. dritten Ausbaustufe begonnen. Ein Bügellift an der Piste „Přemostěná“ wird durch eine fixe 4er-Sesselbahn mit Förderbandeinstieg ersetzt (Eröffnung zur Saison 2012/2013) und begonnen wurde auch mit den Vorarbeiten zum Bau einer weiteren kuppelbaren 4er-Sesselbahn mit orangen Schutzhauben (2,3 km Länge, Eröffnung 2013/2014) an den Südwesthängen, die die Stadt Jáchymov mit Klínovec verbindet und den Gästen aus Tschechien die Zufahrt ins Gebiet erleichtert. Gleichzeitig wird diese Bahn auch zu einer Beschäftigungsanlage, wozu eine neue, etwa 3 km lange zur Gänze mechanisch beschneite Piste entsteht. Auch für diese Bahnen zeichnet Doppelmayr verantwortlich. Die Gesamtinvestition für die 1. und 2. Ausbaustufe beträgt etwa 280 Mio. CZK (11,2 Mio. Euro) und für die 3. Stufe (Südhänge) etwa 200 Mio. CZK (8,0 Mio. Euro). Zu 60 % sollten diese Investitionen vom europäischen Förderprogramm der Regionalentwicklung getragen werden.
4. Ausbaustufe
Als 4. Ausbaustufe, die für die Jahre 2015 bis 2020 geplant ist, wird es zur seilbahntechnischen Verbindung beider Gebiete mittels zweier 4er-Sesselbahnen über das sogenannte Fuchsloch kommen, wobei eine Sesselbahn auf tschechischem und die andere auf deutschem Gebiet gebaut wird.
Die ISR wird die weitere Umsetzung dieser Ausbaupläne mit Interesse verfolgen und darüber berichten.
Roman Gric
Technische Daten
4er-Sesselbahn „Centrální“ (CineStar Express), (kuppelbar, mit orangen Wetterschutzhauben)
Seehöhe Talstation 955 m
Seehöhe Bergstation 1.243 m
Schräge Länge 1.235 m
Höhenunterschied 288 m
Stützenanzahl 11
Spurweite 5,20 m
Förderseildurchmesser 38 mm
Antrieb Tal
Spanneinrichtung (hydraulisch) Tal
Motorleistung (Anfahren/Betrieb) 380/290 kW
Fahrzeuganzahl 89
Folgezeit 6,0 s
Fahrgeschwindigkeit 5,0 m/s
Fahrzeit 4,4 min
Förderleistung 2.400 P/h
Hersteller, Baujahr Doppelmayr, 2011