ENTWICKLUNG DES GEBIETES
Alpe d’Huez gehört zu den französischen Skigebieten der ersten Generation, die bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges entstanden sind. Im Jahr 1934 eröffnete Jean Pomagalski mit seinem Schwager auf der Piste L’Éclose in Alpe d’Huez seinen ersten kuppelbaren Schlepplift mit Klemmringen und gefederten Schleppstangen. Nach dem Patentieren dieses heute allgemein als Poma-Lift bekannten Schleppliftsystems im Jahr 1936 baute Jean Pomagalski bald weitere solche Anlagen in der Region Hautes-Alpes, am Puy-de-Dôme, in den Ostpyrenäen und in Savoien. Dies war der Anfang der über 80jährigen Erfolgsgeschichte der Firma Poma.
Eine echte Entwicklung des Gebietes begann nach dem Bau der Straße zwischen dem Bergdorf Huez (1.450 m ü. M.) und dem Alpe d’Huez (1.860 m ü. M.) im Jahr 1935 und der Elektrifizierung von Alpe d’Huez ein Jahr später. Im Jahr 1936 wurde hier das Skigebiet mit drei Hotels und zwei Schleppliften eröffnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg schossen bis 1968 weitere 33 neue Hotels wie Pilze aus dem Boden, die meisten in einer ins Hochgebirge gut passenden niedrigen bis mittelhohen Bauweise mit Holzverkleidung.
Auch der Aufbau der Infrastruktur des Gebietes setzte sich in den 50er und 60er Jahren stürmisch fort. So hatte z. B. Alpe d’Huez schon im Jahr 1947 als erstes Skigebiet einen Kunsteislaufplatz. Einen verstärkten Aufschwung erlebte Alpe d’Huez auch durch die Austragung der Bobsport-Wettbewerbe der Olympischen Winterspiele 1968. Zu den raren Besonderheiten des Gebietes gehört sicher auch der
Altiport (Berg-Flugplatz) auf einer Meereshöhe von 2.000 m. Seine Bedeutung für den Radsport verdankt Alpe d’Huez dem Anstieg von Le Bourg-d’Oisans hinauf. Mit seinen 21 Kehren ist er einer der berühmtesten Anstiege der Tour de France.
VON ZWEI PENDELBAHNEN ZU EINER DMC
Die Hoteliers und Geschäftsleute in Alpe d’Huez wollten nach dem Krieg das bisher nur mit Schleppliften ausgerüstete Gebiet mit dem Bau einer Pendelbahn in zwei Teilstrecken bis zu einer Meereshöhe von 2.700 m an den Südflanken des Massivs Grandes Rousses erschließen und somit die Attraktivität des Gebietes wesentlich steigern. Dieses Vorhaben überschritt jedoch die Möglichkeiten der Initiatoren, und so wurde zur Finanzierung dieses Vorhabens die Société d’Expansion de l’Alpe d’Huez gegründet. In den Jahren 1952 und 1954 öffneten beide Teilstrecken der Pendelbahnen Grandes Rousses mit 43er-Kabinen und einer Förderleistung von 430 bzw. 350 P/h. Als Hersteller zeichnete die im Seilbahnbau weniger bekannte Firma Monziès verantwortlich.
Diese Bahnen standen von Anfang an unter keinem guten Stern. Die erwarteten und für die Rückzahlung der Kredite nötigen Erträge blieben aus. Dazu kamen noch technische Mängel der Anlagen, die zu Betriebsstörungen führten. So standen nach vier Jahren beide Bahnen wieder still.
Zur Wiedereröffnung der Bahnen und zur Weiterentwicklung des Gebietes wurde im Jahr 1958 die SATA (Société pour l’Aménagement Touristique de l’Alpe d’Huez – Gesellschaft zur touristischen Planung von Alpe d’Huez) gegründet. Nach dem Erfüllen ihrer ersten Aufgabe, der Sanierung beider Pendelbahnen, verlief bis heute kein Jahr ohne bedeutsame Investitionen ins Gebiet.
Nach über zwanzig Jahren wurden beide Pendelbahnen Grandes Rousses im Jahr 1975 durch eine 6er-Kabinenbahn von Poma ersetzt. Da sich bald auch die Förderleistung von 1.800 P/h der Kabinenbahn als nicht ausreichend erwies, wurde auf derselben Trasse im Jahr 1986 eine DMC-Bahn mit einer Förderleistung von 3.000 P/h gebaut. Die DMC Grandes Rousses mit Mittelstation und durchgehendem Betrieb der Kabinen überwindet mit einem Antrieb beide Teilstrecken der Vorgängerbahnen.
In der Mittelstation gibt es auch Stationsumläufe für beide Teilstrecken. Der Antrieb dieser 3.550 m langen Anlage befindet sich im Tal, die hydraulische Spanneinrichtung beider Förderseilschleifen am Berg.
Da diese Bahn im Gegensatz zu den früheren DMC in anderen Gebieten keine Bestandteile der Vorgängerbahnen verwenden musste, hat die Herstellerfirma Poma das DCSA Ingenieur Conseil von Denis Creissels auch mit der Designplanung dieser Anlage beauftragt. Das Erscheinungsbild prägen elegante Dreibeinstützen, speziell nur für diese Bahn entwickelten 25er-Kabinen von Sigma und Stationen, die auch nach über 30 Jahren Betrieb modern aussehen.
„Unsere DMC-Bahn erfüllt nach wie vor zuverlässig im Winter und im Sommer die Aufgabe der Zubringer- und Beschäftigungsanlage, und so finden wir in der Gegenwart keinen Grund für einen Ersatz dieser Bahn. Im Jahr 2001 haben wir eine neue Steuerung von Semer installiert, im Zeithorizont von fünf Jahren planen wir neue Kabinen anzuschaffen“, so Frédéric Forte, technischer Direktor von SATA.
ZUM HÖCHSTEN PUNKT DES GEBIETES
Als Fortsetzung der beiden Teilstrecken der Pendelbahnen Grandes Rousses wurde im Jahr 1963 die dritte Teilstrecke bis zum Pic du lac Blanc eröffnet (3.330 m ü. M., Hersteller Neyrpic). Diese als stützenlose Pendelbahn mit einem Trag- und zwei Zugseilen gebaute Anlage konnte in ihren 38er-Kabinen mit 10,0 m/s bis zu 660 P/h befördern.
Im Jahr 1980 wurde sie ebenfalls von Denis Creissels unter Beibehaltung der stützenlosen Trassenführung und der Stationen umgebaut. Auch die Nachfolgebahn hat ein Trag- und zwei Zugseile, wobei die Zugseile endlose Schleifen bilden und mit den Laufwerken mit je zwei Zugseilklemmen, den sogenannten Chapeau de Gendarme verbunden sind. Diese Bahn hat keine Fangbremsen. Im Gegensatz zu fangbremsenlosen Pendelbahnen mit nur einer Zugseilschleife, bei denen das Zugseil mehrmals pro Saison versetzt werden muss, bietet bei dieser Anlage die Verdoppelung der Zugseile höhere Sicherheit und so müssen die Zugseile nur einmal jährlich versetzt werden. Als weltweit erste Bahn fährt sie mit 12,5 m/s, für mehr Komfort werden die 80er-Kabinen nur mit 60 Personen besetzt.
Die Bahn erschließt mehrere schwarze Pisten, von denen die Piste Sarenne mit ihren 16 km Länge und 1.820 m Höhenunterschied die längste schwarze Piste der Alpen ist. Im Jahr 2016 wurde an dieser Piste eine neue Beschneiungsanlage gebaut. Der Pic Blanc ist im Winter wie im Sommer auch ein stark besuchter Aussichtspunkt. Im Sommer startet am Pic Blanc die Downhill-Run-Piste Megavalanche. Eine gleichnamige mehrtägige Downhill-Veranstaltung mit rund 1.400 Teilnehmern, die am Pic Blanc startet, gilt weltweit als eine der größten ihrer Art.
ZWEI HOCHLEISTUNGS-TELEMIX IN DREI JAHREN
Zu den größten Investitionen in die Seilbahntechnik der letzten Jahre im Gebiet mit 41 Seilbahnen, 22 Schleppliften und 5 Förderbändern gehören zwei Hochleistungs-Kombibahnen (Telemix) Les Jeux (Baujahr 2013) und Le Signal (2016).
Die Telemix Les Jeux ist mit 3.900 P/h die stärkste je gebaute Anlage dieser Art mit nur einem Stationsumlauf. Ihre Trasse führt parallel links der ersten Teilstrecke der DMC. Alle 60 8er-Sessel und 24 10er-Kabinen werden im halboffenen Abstellbahnhof neben der Bergstation garagiert. Die Sesselpolsterung entspricht der Farbgebung des Gebietes. Durch die enge Zusammenarbeit des Herstellers mit SATA ist es gelungen, das Bahnsystem Telemix als vollwertiges Hochleistungssystem zu entwickeln. Die asymmetrische Gestaltung des Umlaufs in der Bergstation ermöglicht durch die Verlängerung der Ausstiegszone einen angenehmen Ausstieg aus den 8er-Sesseln. Im Bahnsteigbereich fahren alle Fahrzeuge mit nur 0,3 m/s, was einen stressfreien Ein- und Ausstieg in und aus den Kabinen ermöglicht. Um mehr Raum an den Bahnsteigen zu gewinnen, fahren nach fünf Sesseln immer zwei Kabinen hintereinander (die 8er-Sessel ragen in den Bahnsteigbereich hinein). Die Telemix Les Jeux ersetzte drei Schlepplifte, wonach 60 alte Stützen aus dem Gebiet entsorgt werden konnten. Die neue Bahn hat dagegen nur zehn Stützen.
Drei Jahre später nach dem Erfolg der Telemix Les Jeux beauftragte SATA die Firma Poma mit dem Bau einer zweiten gleichartigen Hochleistungs-Telemix, Le Signal. Diese Telemix mit 3.300 P/h ersetzte drei Schlepplifte aus den 60er Jahren und eine fixe Sesselbahn. Die Eröffnung dieser modernen Hochleistungsanlage im Jahr des 80. Jubiläums des Gebietes wurde entsprechend präsentiert, da eben auf dem Signal im Jahr 1936 einer der zwei ersten Schlepplifte im Gebiet gebaut wurde, hier derjenige von der Firma Bleichert gebaute.
DORFSEILBAHNEN
Seilbahnen erfüllen im Gebiet auch die Aufgabe von Nahverkehrsmitteln. Die als Télévillage bezeich-
nete Einseil-Gruppenumlaufbahn mit vier Gruppen von 4er-Kabinen verbindet Huez mit Alpe d’Huez. Die Einseil-Gruppenumlaufbahn Télécentre mit offenen Stehkörben, einer Mittelstation und drei Winkelstützen mit Parallelkurven des Förderseiles verbindet das Ortszentrum in Alpe d’Huez mit den Pisten. Die komplizierte Trassenführung war nötig, um bestehenden Gebäuden auszuweichen. Das Hauptproblem einer solchen Trassenführung, das Durchfahren der konvexen Parallelkurven mit den fixen Klemmen, wurde mit an den Klemmen angebrachten Laufrollen gelöst, die die Kurven auf Führungsschienen mit 0,5 m/s befahren. Wenn sich keine der zwölf Wagengruppen auf den Winkelstützen und in den Stationen befindet, fährt die Anlage mit 5,0 m/s. Die Télécentre ist nur im Winter in Betrieb. Für die Projektierung zeichnete im Jahr 1982 Denis Creissels, für die Herstellung Montaz-Mautino verantwortlich.
AUSBAUPLÄNE
Das heutige Gebiet Grand Domaine Ski Alpe d’Huez umfasst neben Alpe d’Huez noch weitere sechs benachbarte und mit Seilbahnen und Skipisten vernetzte Gebiete, wie z. B. Vaujany, Oz en Oisans oder Auris en Oisans mit insgesamt 250 km Pisten. Es wird eine Skigebietsverbindung mit Les Deux Alpes mittels einer 3S-Bahn überlegt, wodurch aus beiden Gebieten ein Mega-Skigebiet mit 475 km Pisten entstünde. Die Bergbahnen haben dafür bereits die ersten Pläne vorgelegt. Später sollte auch der Anschluss des Skigebiets Les Sybelles folgen. Dadurch würde das größte Skigebiet der Welt mit rund 800 km Pisten entstehen.