So etwa wird das Solarkraftwerk am Pitztaler Gletscher bei Schneelage aussehen (Visualisierung)
Fotos: ehoch2 energy engineering
Technik

Solarstrom für Seilbahnbetrieb

Am Pitztaler Gletscher wurde auf ca. 3.000 m Seehöhe Europas höchstgelegenes Photovoltaikkraftwerk errichtet. Nach der Inbetriebnahme Mitte Oktober wird es mehr als ein Drittel der im Skigebiet benötigten Energie liefern.

von: Josef Nejez

Mit der Fotovoltaikanlage am Pitztaler Gletscher wurde echtes Neuland betreten. Noch nie wurde in einer solchen Höhe und unter solchen Umgebungsbedingungen ein Solarkraftwerk dieser Größe gebaut. Die Anlage besteht aus zwei Teilen, aus der Freifeldanlage und der Fassadenanlage des „Snowmakers“ (eine stationäre Schneeerzeugungsanlage).

Die Freifeldanlage besteht aus 3.504 Fotovoltaikmodulen, die auf einem Fachwerkträgersystem in ­einer Höhe von ca. 4 m montiert sind. Die Fundierung der Steher erfolgt mittels 5 bis 6 m langer Fels­anker. Durch diese Art der Konstruktion bleiben die Eingriffe in die Natur möglichst gering.

Die Spitzenleistung des gesamten Solarkraftwerks von knapp mehr als 1 MWp (Mega-Watt peak) wird zu 93 % von der Freifeldanlage geliefert, der Rest von der Fassadenanlage. Es ist als Überschuss-Einspeiseanlage ausgeführt. So ist es möglich, den erzeugten Strom direkt zur Versorgung aller Verbraucher im Skigebiet zu nutzen. Mehr als ein Drittel der benötigten Energie im Skigebiet kann mit der Photovoltaikanlage abgedeckt werden. Bei der Planung wurde besonders darauf geachtet, die Anlage am energetischen Lastschwerpunkt im Skigebiet zu errichten, um möglichst viel Energie direkt und ohne große Verluste zu verbrauchen.

Aufgrund der außergewöhnlichen Bedingungen, die an diesem Standort herrschen, ist von einer Ertragssteigerung von ca. 40 % gegenüber Anlagen im Tal auszugehen. Dies bestätigen diverse Testanlagen, die an diesem Standort bereits seit mehr als einem Jahr betrieben werden. Zu den besonderen Standortbedingungen ge­hören unter anderem die erhöhte Sonneneinstrahlung, die niedrigen mittleren Jahrestemperaturen sowie die saubere Luft und die vielen Sonnenstunden. Besonders günstig wirken sich die hohen Refle­xionsgrade aufgrund der Schneedecke aus. Durch diese positiven Umstände wird von einem Jahresertrag von ca. 1.450.000 kWh ausgegangen. Mit einem solchen Jahresertrag könnten rund 400 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. Wenn alle Module nebeneinander gelegt werden, würde das eine Länge von ca. 6 km ergeben.

Aufgrund der extremen Belastungen und Witterungseinflüsse müssen spezielle hochwertige und belastbare Module verwendet werden. Eine Flächenbelastbarkeit von über 8.000  N/m2 war Grundvoraussetzung für die Auswahl des richtigen Modulherstellers.

Die Fehlererkennung und Wartung der Anlage stellt ebenfalls eine besondere Herausforderung dar. Darum haben sich die Konstrukteure für ein DC-optimiertes Wechselrichtersystem entschieden. Einzelausfälle oder Leistungsschwankungen haben dabei keinen Einfluss auf die Funktion der Gesamtanlage, und über das Monitoringsystem auf Modulebene können Wartungseinsätze gezielt am fehlerhaften Modul geplant und ausgeführt werden.

Bauablauf

Für die Errichtung der Fotovoltaikanlage stand aufgrund der Höhenlage nur ein verhältnismäßig kleines Zeitfenster zur Verfügung. Noch bei Schneelage wurden im Juni diverse Vorbereitungsarbeiten durchgeführt, gefolgt von den schweren Bauarbeiten im bereits ausgeaperten Gelände in den Monaten Juli und August. Dem folgten dann die elektrotechnischen Fertigstellungsarbeiten und für Mitte Oktober ist die Inbetriebnahme geplant.

Wirtschaftlichkeit

Die Investitionskosten – nicht ganz einfach aus dem Gesamthaushalt herauszurechnen – liegen bei 2,6 Mio. Euro. Dieser vergleichsweise hohe Betrag ergibt sich aus der Höhenlage der Baustelle und der Tatsache, dass es sich um ein Pilotprojekt handelt, bei dem sich – wie meistens in solchen Fällen – unvorhersehbare Schwierigkeiten mit Zusatzkosten zu Buche schlagen. Das ergibt auch eine für Solarkraftwerke unüblich lange Amortisationszeit von geschätzten 15 Jahren – bezogen rein auf die Stromkosten; die Pitztaler Gletscherbahnen wollen jedoch durch die umweltfreundliche Stromversorgung mittels erneuerbarer Energie ihr positives Umweltbewusstsein dokumentieren und auch PR-mäßig nützen.

Der für die Planung und Bauleitung der Photovoltaikanlage zuständige Projektleiter, Ing. Florian Jamschek von der Fa. ehoch2 energy engineering, ist davon überzeugt, das Anlagen wie die auf dem Pitztaler Gletscher für viele Seilbahnunternehmen, insbesondere solche mit hochgelegenen Skigebieten, eine wirtschaftlich und umwelttechnologisch sinnvolle Investition im Bereich nachhaltiger Energieversorgung darstellen.

Das von der Fa. ehoch2 energy engineering projektierte Solarkraftwerk am Pitztaler Gletscher
Die bautechnisch fertiggestellte Freifeldanlage
Trägerkonstruktion für die Fotovoltaikmodule der Freifeldanlage
Rückseite der Fotovoltaikmodule auf der Trägerkonstruktion
Fotovoltaikanlage an der Fassade des „Snowmakers“

Technische Daten

  • Freifeldanlage: Fotovoltaikmodule auf Fachwerk­trägersystem
  • 3.504 Stk. Module mit je 275 Wp (mit über 8.000 N/m2 Flächenlast belastbar)
  • Lauflänge der Modulreihen: ca. 1.500 m (mit jeweils vier Modulen liegend übereinander)
  • 73 Modulfelder und ein daraus resultierender 
  • Stützenabstand von über 20 m
  • Fundamentfläche insgesamt nur ca. 100 m²
  • DC-optimiertes Wechselrichter-Layout mit Doppel­modulerkennung (1.752 Stk. Optimierer mit 700 W)
  • 57 Stk. Wechselrichter mit jeweils 17 kWp Nenn­leistung und speziellen Spezifikationen (Seehöhe)
  • Überwachung der Anlage auf Modulebene zur 
  • erleichterten Fehlererkennung und Wartung
  • Spitzenleistung inklusive Fassadenanlage 1 MWp 
  • Jahresertrag ca. 1.450.000 kWh 

Foto: Congress Messe Innsbruck

Extremwetterereignisse wie Dürre, Starkregen, Muren oder Hochwasser haben sich in Europa deutlich gehäuft. Die Inter-Alpine Natural Hazards Conference…

Weiterlesen

Die Büros der ISR sind in den Weihnachtsferien geschlossen. Wir freuen uns darauf, nach unserer Weihnachtspause ab 7. Jänner 2025 mit Ihnen gemeinsam…

Weiterlesen
Foto: Erwin Petz

Das Skischulzentrum ermöglicht eine professionelle Betreuung der Kinder in unmittelbarer Pistennähe. Ein neues Förderband ermöglicht den Aufstieg für…

Weiterlesen
Foto: Leitner

Mit der 10er-Kabinenbahn am Rosskopf in Sterzing feiert die Technologie LeitPilot von Leitner als Vorstufe für automatisierte Seilbahnen ihre Premiere…

Weiterlesen
Foto: Seilbahn Museum Schweiz

Ein historischer Steinseilbahnwagen aus Toggenburg ist der interessante Neuzugang im "Seilbahn Museum Schweiz".

Weiterlesen
Foto: C. Mantona

Die "Standseilbahn Rosshütte" in Seefeld in Tirol ist im Sommer der Hauptzubringer vom Tal in das beliebte Ski- und Wandergebiet Rosshütte und somit…

Weiterlesen
Foto: Garaventa AG

Das Großprojekt „Schilthornbahn 20XX“ in der Schweiz umfasst den vollständigen Neubau der Seilbahnverbindung von Stechelberg bis zum Schilthorn. 

Weiterlesen
Foto: Bergbahnen Fieberbrunn

Rund 200 geladene Gäste feierten die Einweihung der Anlage, die als nächster Meilenstein in der Entwicklung der Bergbahnen Fieberbrunn in Tirol gilt.

Weiterlesen
Foto: WKV/Frederick Sams

Studien zeigen, dass es in Vorarlberg auch in den nächsten 30 Jahren noch ausreichend Schnee zum Skifahren geben wird, aber der Saisonstart im…

Weiterlesen
Foto: www.michaelbauerphotography.de

Pünktlich zum Start der Wintersaison nehmen zwei neue Seilbahnen von Leitner am Ochsenkopf im Fichtelgebirge in Bayern (D) und am Hauser Kaibling in…

Weiterlesen
Foto: Harald Steiner

Mit einem Festakt wurden am 4. Dezember 2024 die neue 10er-Kabinenbahn „Rohrmoos I“ sowie das moderne „Wintersportzentrum WEST“ offiziell eröffnet. 

Weiterlesen
Foto: R. Gric

In Chamonix (F) hat die Doppelmayr-Gruppe eine neue Kabinenbahn mit vielen Extras von der Bergstation der Montenvers-Zahnradbahn hinunter zum…

Weiterlesen
Foto: Chris Gollhofer

Unter dem Motto „Seilbahnen im Wandel“ diskutierte am 2. Dezember in der Wirtschaftskammer Tirol in Innsbruck die Branche über aktuelle…

Weiterlesen
Foto: Lech Bergbahnen AG

Die Lech Bergbahnen AG investiert in neue Schneeerzeuger und in moderne Technik für die Pistenfahrzeuge sowie Lawinenwächter. Das Corporate Design…

Weiterlesen
Foto: Jungfraubahnen 2019

Den Zuschlag für die Erneuerung der "Firstbahn" inklusive einer zusätzlichen Sesselbahn erhält die Doppelmayr-Gruppe/Garaventa. An die Firma Leitner…

Weiterlesen