Wie die meisten Seilbahnen entstand auch die Lünerseebahn im Zuge des Kraftwerksbaus. Anfang der 1950er Jahre wurde von den damaligen Vorarlberger Illwerken der Bau einer Seilbahn zur Erschließung einer Baustelle und zur Abwicklung von Materialtransporten zum Lünersee in Auftrag gegeben. Nach dem Abschluss der Bauarbeiten wurde die Anlage für den öffentlichen Personenverkehr adaptiert. „Nach 60 Jahren lief die Konzession für die alte Bahn aus, sodass wir vor den Überlegungen zur Zukunft der Anlage standen. Es gab mehrere Varianten zur Diskussion – am Ende haben wir uns für diese Form der Erneuerung entschieden“, so Markus Burtscher, Geschäftsführer der Golm Silvretta Lünersee Tourismus GmbH, einer 100 Prozent Tochter der illwerke vkw AG.
Höhere Kapazität
Der Startschuss für die Generalsanierung der Lünerseebahn fiel im September 2019, in acht Monaten Nettobauzeit entstand auf diese Weise eine komplett neue Anlage. „Aus dem Bestand haben wir lediglich die Gebäude der Tal- und Bergstation erhalten. Es war uns wichtig, im Sinne der Nachhaltigkeit auf dem Bestand aufzubauen“, erklärt Projektleiter Gernot Burtscher. Der Antrieb der Anlage der Doppelmayr/Garaventa-Gruppe befindet sich in der Bergstation. Mithilfe der neuen Bahn überwinden nun bis zu 475 Personen pro Stunde die rund 411 m Höhenunterschied vom Talschluss bis zum Lünersee. Komplett neu ist die nun 65 Personen (statt bisher 40) fassende Personenkabine von Carvatech, die als besonderes Highlight mit zwei im Boden eingelassenen Fenstern ausgestattet ist.
Mehr Windstabilität
„Zwei Tragseile anstelle von einem sorgen nun für eine wesentlich höhere Windstabilität. Das hilft uns natürlich sehr, denn in den Bergen pfeift der Wind manchmal ganz ordentlich“, erklärt Betriebsleiter Roland Schallert. Die Seile bringen bei einem Durchmesser von knapp 5 cm ein Gewicht von annähernd 32 t auf die Waage. Anstelle der beiden ursprünglichen Stützen wurde nur noch eine größere, rund 28 m hohe Stahlstütze konzipiert. „Die Lünerseebahn zu erneuern war eine spannende Aufgabe. Den Arbeitsplatz an einem der schönsten Plätze Österreichs zu haben, war für unsere Teams noch ein besonderer Bonus“, so Gerhard Gassner, Geschäftsführer der Doppelmayr Seilbahnen GmbH.
Schutz der Besucher
„Wir freuen uns sehr darüber, dass wir unsere Besucherinnen und Besucher jetzt endlich wieder nach oben transportieren können“, erkärt die frisch nominierte GSL Tourismus-Geschäftsführerin Judith Grass. „Von der Bergstation erschließt sich ein fantastisches Wandergebiet, das vom Gipfelerlebnis bis zum gemütlichen Seerundgang für jeden Geschmack etwas bereithält“, so Grass weiter. Der Betriebsstart der Anlage erfolgt unter Wahrung der Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Besucher und Mitarbeiter am 8. August 2020. Bis auf Weiteres ist darüber hinaus die Maximalkapazität pro Fahrt auf 40 Personen beschränkt – in der Gondel gelten die Vorschriften für öffentliche Verkehrsmittel und damit eine Maskenpflicht. Die offizielle Eröffnungsfeier wurde aufgrund der Covid-19-Pandemie vorläufig verschoben.