Auf Gspon wurden neben der Bergstation noch eine Werkstatt, ein Warteraum sowie ein Geschäftslokal errichtet. (Foto: Damian Bumann)

Steurer Seilbahnen

Zwei neue Pendelbahn-Teilstrecken im Kanton Wallis

Der Seilbahnhersteller aus Vorarlberg mit seiner Schweizer Niederlassung in Glarus realisierte innerhalb von acht Monaten zwei neue, elegante Pendelbahn-Teilstrecken im Kanton Wallis.

von: Damian Bumann

Die zwei neuen Pendelbahn-Teilstrecken von Steurer Seilbahnen sind seit Mitte Dezember 2018 bei Stalden im Vispertal, bei der Abzweigung nach Zermatt und Saas-Fee im Kanton Wallis, in Betrieb.

Das Dorf Staldenried mit seinem Ausflugsziel sowie das Skigebiet Gspon werden bereits seit 1951 mit zwei Pendelseilbahnen erschlossen. Während der vergangen 67 Jahre wurden die Anlagen immer wieder saniert. Nun im letzten Jahr war ein Neubau der beiden Anlagen notwendig. Im Zuge einer europaweiten, öffentlichen Ausschreibung zur Kompletterneuerung erhielt Steurer Seilbahnen den Zuschlag.

Nach dem letzten Betriebstag der beiden Seilbahnen am Sonntag, dem 11. März 2018, begann Steurer Seilbahnen am Montag darauf sofort mit der Demontage der Anlagen. Dabei sorgten vor allem auf der zweiten Teilstrecke die großen Schneemengen anfangs für Verzögerungen, welche später wieder aufgeholt werden konnten. Ab April 2018 wurden die alten Stützenfundamente entfernt und die neuen Fundamente erstellt. Die Standorte auf der zweiten Teilstrecke waren teilweise nur sehr schwer erreichbar, und da kamen Schreitbagger sowie größere Bagger zum Einsatz. Der Endpunkt der zweiten Teilstrecke ist Gspon auf 1.895 m ü. M. und konnte während der Bauphase nur ausnahmsweise über eine Forststrasse mittels kleinen Lastwagen befahren werden. Mitte Juli 2018 begann man mit der Stützenmontage. Parallel dazu wurden die großen Stationsbauten errichtet, und der Einbau der elektromechanischen Ausrüstung in den Stationen erfolgte ab Anfang August 2018. Eine besondere Herausforderung für den Seilbahnbauer waren die engen Platzverhältnisse im Bereich der Talstation Stalden sowie der Mittelstation Zur Tanne. Vom 17. September bis zum 12. Oktober 2018 erfolgte der Seilzug für die zweite Teilstrecke, und vom 15. Oktober bis 6. November 2018 jener für die erste Teilstrecke.

 

Antriebe in der Mittelstation

Die Stationsstandorte der beiden neuen, zweispurigen Pendelbahnen sind dieselben geblieben, auch die Trassenführung ist praktisch identisch. Die Stationsbauten sind modern ausgeführt und es dominieren die Materialien Beton, Holz und Glas. Ein wesentliches Kriterium war die behindertengerechte Gestaltung der Stationen. In der Talstation Stalden (800 m ü. M.) erforderten die sehr engen Platzverhältnisse einen Schiebebahnsteig für die Seilbahn. Auf allen Dächern der drei Stationsgebäude wurde eine Photovoltaik-Anlage installiert. Der erzeugte Strom dient dem Eigenverbrauch oder wird in das allgemeine Stromnetz eingespeist. In der Mittelstation Zur Tanne (1.159 m ü. M.) sind die Antriebseinheiten der beiden Teilstrecken im 3. Obergeschoß untergebracht. Dies war notwendig, um genügend Fläche für den Personenverkehr zu haben, und die beiden Pendelbahn-Fahrzeuge der zweiten Teilstrecke werden oft mit Unterlast beladen (2-t-Lastbarelle), was zur Folge hatte, dass der Ein- und Ausstiegsbereich im ersten Obergeschoß zu liegen kam. Die Förderleistung der ersten Teilstrecke beträgt 200 P/h und die der zweiten Teilstrecke 230 P/h. Die schräge Fahrbahnlänge der ersten Teilstrecke misst 1.157 m und die zweite Teilstrecke ist 1.583 m lang. Dementsprechend ist auch die Antriebsleistung ausgelegt. Der Antrieb der ersten Teilstrecke verfügt über eine installierte Leistung von 132 kW und der Motor der zweiten Teilstrecke über eine installierte Leistung von 250 kW.

 

Integriertes Bergesystem

Bei beiden Teilstrecken kommt das integrierte Bergesystem zum Einsatz. Bei jedem Vorfall können die Fahrzeuge in die Stationen zurückgeführt werden, ohne dabei eine Bergebahn oder einen Bergewagen einsetzen zu müssen. Dafür sorgt u. a. ein Bergeantrieb, welcher zusätzlich zum Haupt- und Notantrieb eingebaut wurde. Von der Mittelstation Zur Tanne können beide Anlagen von nur einem Mitarbeiter bedient werden. Dafür sorgt die Steuerungstechnik von Sisag mit einer ausgeklügelten Videoüberwachung. Um den starken Süd- und Nordwinden entgegen halten zu können, wurden die Anlagen mit doppelten Tragseilen ausgestattet (anstelle von einfachen wie zuvor). Die Tragseile, welche von Teufelberger geliefert wurden, sind in den Stationen fix abgespannt.

 

Großräumige Fahrzeuge

Die vier Fahrzeuge (inklusive Gehänge) stammen aus dem Werk des oberösterreichischen Produzenten Carvatech. Da die erste Teilstrecke eine wichtige Funktion als öffentliches Nahverkehrsmittel wahrnimmt, wurde dementsprechend auch auf die Innen- und Außengestaltung der Fahrzeuge besonderer Wert gelegt. Die Wünsche der Betreiber konnten alle erfüllt werden. Die Kabinen kommen mit einem eleganten zeitlosen Design mit bis zum Boden heruntergezogener Panoramaverglasung daher. Sie bieten einen sehr hohen Platzkomfort von 0,25 m2 pro Person, da in der Kabine auch Rollstühle, Kinderwagen, Velos und anderes mehr transportiert werden. Deshalb gibt es keinen separaten Führerstand, sondern eine Bedienkonsole. Die Fahrzeuge verkehren ohne Wagenbegleiter. Die gesamte Steuerungselektronik wurde im Dachbereich der Kabine eingebaut. Neben den herkömmlichen Belüftungen verfügt die Kabine über ein zusätzliches integriertes Belüftungssystem. Das sorgt für ein besonders angenehmes Raumklima. Die großzügige Rundumverglasung in Anthrazit sorgt für ein einzigartiges Naturerlebnis während der Fahrt, damit die Passagiere den Blick in das Matter- und Saasertal sowie auf das beeindruckende Bietschhorn ausgiebig genießen können.

V. li. n. re.: Stefan Terzer (Projektleiter), Beat Zurbinden (Spleiß-Team), Thomas Rentsch und Johannes Bereuter (Steurer Seilbahnen). (Foto: Damian Bumann)
Die Kabinen von Carvatech kommen mit einem eleganten und zeitlosen Design mit bis zum Boden heruntergezogener Panoramaverglasung daher. (Foto: Damian Bumann)

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